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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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auf ... nein! Ich kann nicht hinaus, ich kann nicht ...«
    »Noch eine halbe Minute, Stead, dann hast du es geschafft.« Das war Vance mit seiner harten, kratzigen Stimme.
    »Fühl doch, Stead, deine Beine sind am Boden.« Das war Thorburn, rauh, väterlich.
    Jemand trat ihm auf den Fuß.
    Der plötzliche Schmerz brachte ihn zu Bewußtsein – er fühlte festen Grund unter den Füßen. Aber sie drückten noch immer seinen Kopf zurück. Sie zwangen ihn, nach oben zu sehen. War dort etwas? Was für ein Schrecken hauste dort – in dem unermeßlichen Nichts?
    »Ja, Stead.« Thorburns dunkle volle Stimme bohrte sich schmerzhaft in Steads Ohren. »Dort oben ist etwas. Aber es ist weit, weit weg und weiß bemalt – und schwer zu erkennen. Aber es ist da ... Es ist eine Decke, Stead – ein Dach. Nur sehr weit weg. Verstehst du?«
    Verstehen? Verschwommen sah Stead den weißen, weiten Bogen des Daches in dem kalten blassen Licht. Er fühlte, wie das vernünftige Denken wieder zurückkehrte. Natürlich war da oben etwas. Wie konnte es auch anders sein?
    »Es ist schon gut. Tut mir leid, es war dumm von mir. Aber eine Minute lang habe ich geglaubt, das Dach der Welt sei abgefallen. Zu dumm. So etwas gibt es doch gar nicht.«
    »Komm, Stead«, meinte Thorburn schließlich. »Wir werden auf einem unserer nächsten Züge in die Außenwelt vordringen.«
    Ein unbehagliches Schweigen. Dann steckte Honey ihren Kopf durch die Spalte und starrte zu ihnen herüber.
    »Seid ihr noch nicht fort? Das ist gut. Ein Funkspruch von Blane. Er ist hier irgendwo in der Nähe. Muß sich verlaufen haben.«
    »Er hatte auch noch nie einen ordentlichen Navigator«, hörte man Old Chronics bissiges Geflüster vom Eingang her.
    »Und was sagt er, Honey?« Thorburn lockerte langsam seinen Griff um Steads Hand. Stead atmete tief ein.
    »Blane meint, daß hier im Haus ein Köter frei herumläuft.«
    Diesmal verstand Stead die plötzliche Anspannung, die Unruhe und die panische Angst, die die Männer ergriffen hatte.
    Ein Köter – das bedeutete sicheren Tod.
    »Verdammtes Vieh«, schimpfte Thorburn ebenso verängstigt wie aufgebracht. »Bis jetzt ist alles so glatt verlaufen. Das hat uns noch gefehlt.«
    Es konnte niemand anders als Old Chronic sein, der in diesem Augenblick nicht ohne boshafte Betonung fragte: »Deine Befehle, Thorburn?«
    »Ohne volle Säcke gehe ich nicht zurück.« Die harte Linie in Thorburns Mundwinkeln ließ die anderen frösteln. »An dem Tag, an dem ich dich fand, Stead, kam ich mit leeren Säcken heim – aber seither nie wieder. Gut. Cardon – du und Old Chronic, ihr wartet hier am Spalt. Wir anderen gehen. Vielleicht müßt ihr uns den Rückzug decken.«
    Vance nahm großspurig das Gewehr ab und untersuchte das Magazin.
    »Paß lieber auf, daß dein Tarnumhang dicht sitzt«, sagte Thorburn scharf. »Das kann uns jetzt mehr nützen als ein Gewehr.« Er wandte sich an Stead. »Du bist jetzt ein Hindernis für uns. Bleib hier.«
    »Aber ...«
    Vance hängte sein Gewehr wieder um. »Dann bleibe ich auch da.«
    In der nächsten Sekunde sprach keiner ein Wort. Dann kicherte Old Chronic unterdrückt. »Also, dann komm zu mir herüber, du großer Jäger.« Sein Ton trieb eine plötzliche Röte in Vances Gesicht.
    Thorburn sah Sims und Wallas an. Dann bewegten sich die drei Wildbeuter in das ungewisse, fahle Licht hinaus.
    Ihre Gestalten vermischten sich in der Ferne mit dem hellen Schein. Dann verschwanden sie hinter einem hohen, würfelähnlichen Holzturm, der von einem breiten, flachen Etwas – was war es nur? – bedeckt wurde. Stead wußte, daß er es kannte. Aber ihm fiel nicht ein, was es war.
    Mit einem sehnsüchtigen Gefühl sah er den drei Männern nach. Er wollte, er hätte mit ihnen gehen können, um die große, unbekannte Außenwelt kennenzulernen.
    Während des Wartens fand Stead zum erstenmal seit Tagen Zeit, an sein Erlebnis mit Belle zurückzudenken. Della hatte ihm Bilder von Männern und Frauen gezeigt und ihm erklärt, daß sie verschieden waren. Das war nun einmal so. Mehr hatte sie dazu nicht gesagt. Und über die Sache mit Belle sprach sie niemals. Aber Stead konnte seine eigenen Gefühle nicht so schnell verbannen. Er hatte sich so anders gefühlt. Ein unheimliches, unbehagliches, erschreckendes Gefühl, das sich mit nichts Bekanntem vergleichen ließ.
    Denn die Macht seiner sinnlichen Empfindungen hatte ihn dennoch nicht die eine Vision vergessen lassen. Jetzt wußte er nicht mehr so genau, was es gewesen

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