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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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war ein Mann der Wissenschaften. Er kannte sich in den verschlungenen Wegen des menschlichen Gehirns aus. Die Wissenschaft, so schien es Stead jetzt, war eine der letzten Hoffnungen. Er war sich im klaren darüber, daß der Kampf zwischen Wildbeutern und Gouverneuren hier in der Welt der Gehege zum Untergang der menschlichen Rasse führen mußte. Und das konnte er nicht zulassen, solange es noch die geringste Chance gab.
    Vorsichtig traf er seine Vorbereitungen. Er unterdrückte die Schuldgefühle, die, so unbegründet sie waren, ihn doch immer wieder beherrschten, wenn er seine Kameraden energisch an der Arbeit sah.
    Er erfuhr, daß Old Chronic verschwunden war. In diesen Tagen der Unruhe und der ungezügelten Leidenschaften sortierte man die Leute aus. Aber seine eigene Stellung war nicht klar – und das war gut so.
    Die Aufgabe, eine Gouverneursuniform zu finden, war nicht allzu schwer. Sie lag sauber zusammengefaltet neben den anderen erbeuteten Dingen. Stead stopfte das blau-goldene Gewand zusammen mit den Rangabzeichen und dem Schwert unter seinen Tarnumhang. Außerdem nahm er Brot und Wein und ein paar Karten aus Old Chronics Zimmer mit. So ausgerüstet, machte er sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg.
    Als Mitglied des Funktionärausschusses gelang es ihm ohne weiteres, den Posten zu bluffen. Sein Herz klopfte, als er an dem blauen Licht des Kontrollpunkts vorbei in die Gehege vordrang.
    Jede Straße und jedes Stockwerk war voll von Aktivität und Leben. Versammlungen, heftig diskutierende Gruppen, eifrige Redner – emsige Geschäftigkeit. Und Stead erkannte, daß sich auch die Arbeiter mit den Wildbeutern und Soldaten verbünden würden, sobald erst einmal die Vorräte in den Gehegen knapp wurden. Dann standen die Gouverneure allein da ...
    Sie mußten verhungern.
    Stead war froh, daß er seinen Tarnumhang mitgenommen hatte, als er jetzt durch die hellerleuchteten Gänge eilte. Die Chromatophoren änderten die Pigmentzusammensetzung, paßten sich an schmutzige Betonwände an, an dunkle Nischen und rötliche Ziegel. Unbemerkt drang er immer tiefer in die Gehege ein.
    Als er die Arbeiterflure verlassen hatte, nahm die Angst in den Gesichtern der Menschen allmählich einen anderen Ausdruck an. Sie war stärker und grenzte fast an Panik. Sie spiegelte sich in kummervollen Augen und niedergedrückten Haltungen.
    Hier sammelten sich die Gouverneure und flüsterten nervös. Was wollte der Kapitän und seine Mannschaft unternehmen?
    Stead erreichte die vertrauten Gänge. In der blau-goldenen Uniform eines Gouverneurskommandanten stieg er die Stufen zu Simons Labor hinauf. Die stolzen Abzeichen Arkons glänzten an seiner Brust. Er war an die ovale Tür gekommen. Jetzt würde er Della sehen. Aber selbst diese Aussicht konnte nicht sein brennendes Verlangen abkühlen. Er mußte diesen sorglosen, unbekümmerten Menschen die bittere Wahrheit sagen. Er mußte sie zum Kampf gegen die Dämonen gewinnen. Die Revolution erschien neben diesem großen Ziel klein und unbedeutend.
    Leutnant Cargill kam den Korridor entlang. Er sah hager und grimmig aus, aber in seinem Gesicht spiegelte sich immer noch der feurige Glaube, daß das Geschick von Arkon auf seinen Schultern ruhte. Er erblickte den Kommandanten mit seiner vornehmen blau-goldenen Uniform, der schweren Rüstung und dem wirbelnden Tarnumhang – und er salutierte.
    Stead erwiderte automatisch den Gruß und wollte sich an ihm vorbeidrücken.
    Cargill musterte ihn prüfend. Er sah das harte, gezeichnete Gesicht mit den bitteren Linien um den Mund. Er sah die Falten um die Augen, die zu einem Strich zusammengepreßten Lippen und das vorgeschobene Kinn.
    Als er ihn erkannte, blieb er stocksteif stehen.
    »Das ist doch – Stead. In einer Kommandantenuniform! Was soll das heißen, Stead? Schnell, eine Antwort!«
    Cargills Revolver war auf ihn gerichtet.
    Stead schob den Lauf zur Seite. »Wo ist Della? Und Simon? Ich muß sofort zu ihnen – sofort! Los, mach schon – wo sind sie?«
    Steads Wildheit verwirrte Cargill und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er zögerte.
    »Komm mit. Du kannst uns vielleicht auch helfen. Aber schnell, Cargill. Es ist keine Zeit zu verlieren. Wo ist Della?«
    »Wer ruft da?« Eine Tür ging auf. »Cargill ...?«
    Della kam auf sie zu. Ihr Gesicht war blaß und müde. Dann weiteten sich ihre Augen. Sie hatte Stead erkannt. Mit einer plötzlichen Geste preßte sie die Hand an die Lippen. »Stead? Was machst du hier? Was ist

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