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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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verletzt.« Sein Gesicht, rauchverschmiert, hager, mit entzündeten Augen, war düster und grimmig geworden. »Hört mir alle gut zu.«
    Sie sahen ihn überrascht an. Vance hob die Hand. »Du giltst als Verbrecher, Stead.«
    »Nur im Licht der Regeln, die uns daran hindern wollen, uns das zu nehmen, was uns von Rechts wegen zusteht. Für einen denkenden Wildbeuter bin ich kein Verbrecher. Das wißt ihr alle.«
    Cardon drängte sich nach vorn. Sein Gesicht war verzerrt und glühte vor Eifer. In diesem Augenblick erinnerte er an einen haßverzehrten Köter. »Willst du sagen ...«
    »Ich will sagen, daß es höchste Zeit ist, daß die Wildbeuter der Menschheit die Wahrheit erklären. Es ist höchste Zeit, daß wir die Menschheit von der Sklaverei, der Knechtschaft, dem Schmarotzerdasein befreien. Die Gouverneure haben zu lange tatenlos zugesehen.«
    Und dann sprach Cardon. Sie hielten den Atem an. Sein mageres, wildes Gesicht glühte. So kannte ihn keiner der Kameraden. Er beschimpfte die Gouverneure. Sein Worte strömten hervor, drängend, bezwingend – Worte, die alle alten Fesseln und Anschauungen zerrissen.
    »Unsere Brüder sind weit verteilt«, schrie er. »In jeder Wildbeuterkompanie, unter den Soldaten und Arbeitern – sie warten nur auf unseren Ruf!« Er deutete mit einer dramatischen Geste auf Stead. »Seht ihn an. Er ist ein neuer Mann, aber er ist unser Kamerad geworden. Man hat ihn dazu gezwungen, mit uns in die Außenwelt zu gehen und schwerste Arbeit zu verrichten. Er hat die Regeln gebrochen – und er tat richtig daran. Dennoch wird er zum Tode verurteilt werden, weil er es wagte, sein Leben vor einer Gefahr zu retten, der die Gouverneure nie ausgesetzt sind – einer Gefahr, an die sie nicht einmal glauben.«
    Andere wurden von seiner Rede angezogen, Rogers und die Soldaten, die in der Umgebung herumlungerten und ihre Waffen reinigten. Sie drängten sich in dem flackernden Licht ein Ring von angespannten Gesichtern.
    »Der Tag ist gekommen, Brüder«, rief Cardon. »Stead hat auf einen Dämon geschossen. Wie viele andere haben nicht dasselbe getan? « Er machte eine dramatische Pause und sah sich um. »Vance zum Beispiel. Das möchte ich wetten. Und Manager Purvis. Eine ganze Menge von uns. Ich auch. «
    Die Menge stand dicht zusammengedrängt. Kein Laut war zu vernehmen.
    »Der Tag ist gekommen, an dem sich die Massen erheben und ihren Zorn und ihre Macht zeigen werden. Die Herrschaft der Gouverneure ist zu Ende. Wir – die Wildbeuter, Soldaten und Arbeiter – müssen die Herrschaft übernehmen. Wir müssen unsere Macht ausüben, aber dazu müssen wir uns vereinigen ...« Seine Stimme wurde leiser. »Brüder, es liegt in unseren Händen, die Welt vernünftiger, freier und gerechter zu gestalten.« Ehrgeiz breitete sich auf seinen Zügen aus, er sprach rauh und abgehackt. »Wir dürfen nicht zögern. Marschieren wir Schulter an Schulter gegen die Tyrannei der Gouverneure. Die Unterdrückten sollen aufatmen und neue Hoffnung auf ein anständigeres Leben schöpfen. Wir wollen alle leben – ihr und ich.«
    Die ersten Hochrufe erklangen. Helme wurden geschwenkt, Schwerter geschwungen. Diese Männer, die dazu verurteilt waren, sich vor den gräßlichen Bewohnern einer feindlichen Welt zu verstecken, von der die Gouverneure keine Ahnung hatten – diese Männer bejubelten Cardons Gedanken, die einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihr trostloses Dasein brachte.
    Aber Stead starrte ihn hilflos an.
    Hatte er das gewollt? Diese Revolution des Volkes?
    »Nein«, sagte Stead schwach. »Nein ...« Seine Worte gingen im Gebrüll der Menge unter.
    Thorburn sah ihn an und fuhr sich unsicher über die Lippen.
    »Das war also Cardons Geheimnis«, meinte er leise. »Die Sünde, die er mit sich herumschleppte ... Auch er hat auf einen Dämon geschossen.«
    »Und er ist nicht getötet worden«, fuhr Julia auf. Sie wickelte selbst den Verband um ihr Bein. »Cardon hat recht. Was er sagt, klingt vernünftig.«
    »Aber – aber dürfen wir das?« flüsterte Thorburn.
    »Wir fragen gar nicht lange.« Julia war aufgestanden und stützte sich auf Thorburn. Sie streckte Stead die Hand entgegen. »Wir wollen für unsere Kinder eine bessere Welt schaffen. Deshalb werde ich Cardon unterstützen.«
    Die Rückkehr zum Depot wurde zum Inferno. Lärm und Licht, Hochrufe, Gelächter. Die Männer und Frauen schlossen sich alle an. Cardons Genossen hatten sich zu allen Gruppen und Klassen Zugang verschafft. Wildbeutergouverneur Wilkins

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