TTB 110: Im Reich der Dämonen
geschehen?«
14
Sie freuten sich natürlich alle, ihn wiederzusehen, wenn auch die Begrüßung etwas zurückhaltend ausfiel.
Wehmut überfiel Stead, als er sich in dem vertrauten Labor umsah. Hierher reichten seine ersten Erinnerungen zurück. Hier lag der Beginn seines Lebens mit den Menschen von Arkon. Hier hatte er sich mit allen möglichen Problemen herumgeschlagen.
Inzwischen hatte sich so viel ereignet.
»Ich weiß nicht, weshalb du zu uns gekommen bist, Stead«, meinte Simon nervös. »Die Lage ist sehr ernst. Soviel ich weiß, wird der Kapitän schwerwiegende Maßnahmen treffen.«
»Was kann er schon tun?« fragte Stead mit der typischen Arroganz der Wildbeuter. »Wir – das heißt, wir Wildbeuter – haben sämtliche Nachschubwege zu den Gehegen abgeschnitten. Wenn die Leute nichts mehr zu beißen haben, werden sie schnell bereit sein, vernünftig mit uns zu reden.«
»Stead!« Della schien schockiert.
»Das dachte ich mir«, meinte Cargill mit einem häßlichen kleinen Lachen. Seine Hand fuhr an den Revolvergriff. »Er ist jetzt ein dreckiger Wildbeuter geworden.«
»Warte, Cargill.« Simon hatte noch immer genügend Autorität. »Hören wir uns doch erst einmal an, was Stead zu uns führt. Oder ...« Er warf Della einen Seitenblick zu und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.
»Ich bin aus einem einzigen Grund gekommen. Ich bin der Überzeugung, daß uns nur die Wissenschaft aus unserer ernsten Lage heraushelfen kann.«
»Wenn mehr Leute dieser Ansicht wären, hätten wir uns diesen Ärger jetzt sparen können.« Simon war immer noch der alte – trocken und kühl auch in der außergewöhnlichsten Situation.
Stead schüttelte den Kopf. »Nein – diesmal hast du nicht recht. Die gegenwärtige Revolution hat mit der Wissenschaft nichts zu tun. Sie begann, weil ihr Gouverneure zu egoistisch gewesen seid – zu blind für die Nöte des Volkes.« Er winkte ab, als er sah, daß sie protestieren wollten. »Ich fühlte mich noch als Gouverneur, aber nur, was die positiven Dinge wie Manieren, Wissen und Lerneifer angeht. In allen anderen Beziehungen sind die Gouverneure nichts als ein Alpdruck für die anderen Klassen von Arkon.«
Er wartete, bis sie sich beruhigt hatten.
Dann fuhr er brutal fort: »Die Wildbeuter und Arbeiter haben euch völlig in der Hand. Aber mir liegt nichts daran, meine ehemaligen Freunde gedemütigt zu sehen. Ich will nicht, daß man euch tötet oder gar zu den Arbeitern steckt.«
Cargill zuckte zusammen.
»Es gibt weit mehr Arbeiter als Wildbeuter und weit mehr Wildbeuter als Gouverneure. Die Soldaten, Cargill, sind einmütig auf unserer Seite – du und deine Offiziere, ihr könnt nichts dagegen unternehmen.«
Simon starrte ihn an. Sein Mund war bitter. Müdigkeit und völlige Illusionslosigkeit hatte sich auf seinen Zügen ausgebreitet.
»Dann nenne uns eure Bedingungen, Stead. Ich schätze, sie haben dich als eine Art Unterhändler geschickt.«
Stead schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ganz privat hierhergekommen. Du scheinst zu vergessen, daß ich bei euch – und von euch – hier aufgezogen wurde. Als Gouverneur. Ich kann es nicht vergessen. Trotzdem unterstütze ich bei dieser Revolution die Wildbeuter. Aber ich suche nach einem Ausgleich.«
»Ach!« meinte Simon. »Vermutlich hast du bei den Wildbeutern eine Art Spitzenposition.«
»Ich bin ein Mitglied des Funktionärskomitees, wenn dir das etwas sagt.«
»Du könntest dem Anführer eine Botschaft überbringen?«
»Ja.«
Simon und Cargill diskutierten diese Möglichkeit des langen und breiten. Della sah Stead an. Er ignorierte ihren Blick – ihren besorgten Blick, der seine Furcht gut erkannte. Ja, es stimmte, er hatte Furcht. Furcht vor dem, was er ihnen jetzt erklären mußte. Bisher war er ausgewichen und hatte von der Revolution der niederen Klassen gesprochen. Als ob das die bedeutendste Umschichtung im Leben von Arkon darstellte! Bei den Eingeweiden eines Schleimers! Sie hatten sicher schon genügend Revolutionen erlebt.
»Hört mir zu!« sagte er laut und zornig.
Sie schwiegen, plötzlich aus ihren Betrachtungen gerissen, und wandten ihm die Köpfe zu.
Er feuchtete seine Lippen an. Della starrte ihn an wie einen Verrückten. Nun, in ihren Augen war er vermutlich verrückt.
»Ich war draußen . Ich – ich habe ...«
Cargill grinste höhnisch. »Wir waren alle schon draußen, Stead. Mußtest du vor einem Schleimer die Flucht ergreifen?«
»Du brauchst mich nicht daran zu
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