TTB 114: Ultimatum von den Sternen
Erde, was nach den letzten drei Planeten eine Erleichterung ist. Die Natur hat es mit den Lebewesen dieser Welt besonders gut gemeint – an ihnen ist alles doppelt. Die Tiere besitzen mindestens acht Beine. ›Mäuse‹, die wie Tausendfüßler aussehen, kaninchenartige Geschöpfe mit sechs kurzen Beinpaaren und zwei riesigen Sprungbeinen. Einer dieser kleinen Kerle krabbelte mir auf den Schoß, und er macht mir so viel Spaß, daß ich ihn als Maskottchen behalten möchte. Irgendwie erinnert er mich an einen Dackel mit acht Beinen. Cristy hatte Wache. So konnte ich ihn an Bord schmuggeln, ohne daß ihn mir die Biologen abnahmen.«
Der Eintrag des nächsten Tags beschäftigte sich mit ernsten Vorfällen.
»… diesmal haben wir ins Schwarze getroffen: Zivilisation. Die Wissenschaftler sind ganz kopflos. Ich habe ein Wesen der vorherrschenden Rasse von weitem gesehen. Vielfüßig wie die Tiere … und mir kam der Gedanke, daß unsere Erde vielleicht ähnlich ausgesehen hätte, wenn die Dinosaurier nicht ausgestorben wären.«
Und weiter:
»Anfangs fragte ich mich, was ich dem putzigen kleinen Kerl wohl zu fressen anbieten könnte. Diese Sorgen bin ich los. Er fraß alles, was ich aus der Offiziersmesse für ihn in die Kabine schmuggelte … und dazu noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Heute erwischte er meinen Füllfederhalter. Ich bin ein wenig besorgt. Die Tinte ist zwar nicht giftig, aber das Metall und der Kunststoff könnten ihm schaden. Er ist wie ein Baby – er steckt alles in den Mund.
Der kleine Kerl wird von Tag zu Tag aufgeweckter. Er versucht sich verständlich zu machen. Er winselt mich an. Dann krabbelt er mir auf den Schoß und schmeichelt. Nicht um alles in der Welt überlasse ich ihn den Biologen. Die Kerle würden ihn aufschneiden, nur um zu sehen, wie er innen ausschaut. Er hat Vertrauen zu mir, und ich werde ihn nicht im Stich lassen.«
Das Tagebuch übersprang ein paar Seiten. Die Trail Blazer hatte einen Notstart gemacht, und Hilfssteuermann J. T. Stuart bekam alle Hände voll zu tun. John Thomas wußte, weshalb: Die so hoffnungsvoll begonnenen Verhandlungen mit der herrschenden Rasse waren plötzlich gescheitert – und niemand kannte den Grund.
Der Kapitän floh, um das Schiff und die Mannschaft zu retten. Sie durchbrachen von neuem die Einstein-Barriere, ohne von der Intelligenzrasse die nötigen astronomischen Daten erhalten zu haben.
John Thomas legte das Tagebuch beiseite. Er hatte so viel von Lummox gelesen, daß er ganz traurig geworden war. Er wollte schon sein Versteck wieder schließen, als sein Blick auf das kleine, handgedruckte Büchlein fiel, das sein Großvater, John Thomas Stuart der Neunte, geschrieben hatte. EINTRAGUNGEN ÜBER MEINE FAMILIE. Johns Vater hatte die Notizen ergänzt, bevor er auf die lange Reise gegangen war. Eigentlich gehörte der Band in die Bibliothek seiner Mutter, wo er neben der offiziellen Familienchronik seinen Platz hatte.
Die Aufzeichnungen begannen im Jahre 1880 mit John Thomas Stuart. Wer seine Eltern gewesen waren, wußte kein Mensch, denn das winzige Städtchen in Illinois hatte zu jener Zeit noch kein Geburtsregister geführt. Er selbst war mit vierzehn von zu Hause durchgebrannt und zur See gefahren. Er hatte sich im Chinahandel betätigt, gute und schlechte Zeiten durchgemacht und war schließlich hier »vor Anker gegangen«. Er galt als der Erbauer dieses Hauses.
John Thomas junior war nicht zur See gefahren. Statt dessen hatte er sich mit einem drachenartigen Ding namens »Aeroplan« beschäftigt und war bei den ersten Flugversuchen abgestürzt. Das war lange vor dem ersten Weltkrieg gewesen.
J. T. Stuart der Dritte war für das Vaterland gefallen. Das U-Boot, zu dessen Besatzung er gehörte, war in der Nähe der japanischen Inseln untergegangen.
John Thomas der Vierte wurde auf einem der ersten Flüge zum Mond getötet.
John Thomas der Fünfte wanderte zum Mars aus. Sein Sohn, der berühmteste aller Stuarts, war nach der Großen Revolution der erste Gouverneur des Mars gewesen. John Thomas überblätterte die Seite schnell. Es war nicht angenehm, von jedermann auf seinen berühmten Vorfahren hingewiesen zu werden. Johnnie fragte sich, was aus seinem Urururgroßvater geworden wäre, wenn die Revolution nicht geklappt hätte … Hätte man ihn gehängt, anstatt ihm Statuen zu errichten?
Johnnies Großvater hatte in einem großen Teil des Buchs versucht, das Geschick des folgenden John Thomas zu klären. Der Sohn des
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