TTB 114: Ultimatum von den Sternen
so lange wie möglich mit Worten zu kämpfen. Wollen Sie jetzt den Befehl geben, Sir? Oder soll ich mich um die Einzelheiten kümmern?«
»Hören Sie auf, mich zu drängen.« Er sah seinen Staatssekretär mit rotem Gesicht an. »Als nächstes kommen Sie mir vermutlich wieder mit einem Rücktrittsangebot?«
Mister Kiku zwang sich ein winziges Lächeln ab. »Mister MacClure, ich würde nie an einem Tag zwei Rücktrittsangebote machen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte, bis Sie Ihre Militäraktion durchgeführt haben. Sollten wir danach beide noch am Leben sein, habe ich die Lage völlig falsch eingeschätzt. Und dann haben Sie einen triftigen Grund, mich zu entlassen. Darf ich noch hinzufügen, Sir, daß es mich freuen würde, wenn Sie recht behielten? Denn was habe ich davon, wenn mir posthum recht gegeben wird?«
MacClures Gesichtsmuskeln arbeiteten. Ruhig fuhr Mister Kiku fort: »Darf ich dem Herrn Minister einen Vorschlag unterbreiten?«
»Wie? Aber natürlich! Dazu sind Sie doch verpflichtet.«
»Starten wir den Angriff in den nächsten paar Minuten. Vielleicht erreichen wir durch Hast, was durch Verzögerung ausgeschlossen erscheint. Die Astro-Abteilung kann uns die Daten des feindlichen Schiffes jederzeit angeben.« Er beugte sich über den Kommunikator.
Noch bevor er sprechen konnte, meldete sich eine Stimme: »Chef? Hier spricht Murthi. Ich habe mein Möglichstes getan, aber …«
»Sagen Sie ihr, sie soll sich zum Teufel scheren.«
»Sir?«
»Umschreiben Sie es natürlich. Dazu sind Sie doch da. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe zu tun.«
»O. K. Sir.«
Mister Kiku rief die Astro-Abteilung an. »Ich muß sofort mit dem Chefballistiker sprechen … Ah, Cartier, meine Botschaft kommt verschlüsselt …«
MacClure streckte den Arm aus und unterbrach die Verbindung. »Schon gut«, sagte er heiser, »Sie sind der bessere Bluffer.«
»Ich habe nicht geblufft, Sir.«
»Schon gut, schon gut, Sie haben mich überzeugt, daß Sie einen klugen Kopf auf den Schultern sitzen haben. Ich kann das Leben von fünf Milliarden Menschen nicht aufs Spiel setzen. Soll ich mich jetzt vor Ihnen verbeugen?«
»Nein, danke, Sir. Ich bin sehr erleichtert.«
»Sie sind erleichtert? Denken Sie lieber an mich. Wie wollen Sie das Spiel weiterspielen? Ich tappe immer noch im dunkeln.«
»Schön, Herr Minister. Erstens habe ich nach dem Stuart-Jungen geschickt …«
»Weshalb?«
»Um ihn zum Gehen zu überreden. Ich brauche seine Einwilligung.«
Der Minister sah ihn an, als traue er seinen Ohren nicht. »Verstehe ich recht, Mister Kiku, daß Sie nach Ablehnung des Ultimatums doch kapitulieren wollen?«
»So möchte ich es nicht nennen.«
»Es ist mir egal, in welche diplomatischen Phrasen Sie die nackten Tatsachen kleiden. Ich wollte kein blindes Risiko eingehen, aber das hier ist etwas anderes. Kein menschliches Wesen wird ausgeliefert, wie groß auch der Druck sein mag – und der Rat wird mir recht geben. Es gibt etwas wie die Menschenwürde. Und ich muß gestehen, daß ich erstaunt und entsetzt bin.«
»Darf ich fortfahren, Sir?«
»Tun Sie das.«
»Ich hatte nie die Absicht, den Jungen auszuliefern. Deshalb fühle ich mich von Ihrer Abscheu nicht getroffen.«
»Aber Sie sagten …«
»Ich weiß, was ich sagte. Ich schickte nach dem Jungen, weil ich etwas über seine eigenen Wünsche erfahren wollte. Nach dem, was ich von ihm gehört habe, wird er mit Begeisterung zustimmen.«
MacClure schüttelte den Kopf. »Selbst wenn der junge verrückt genug wäre, könnten wir es nicht zulassen. Neunhundert Lichtjahre von der Erde entfernt. Ebensogut könnte ich ihm einen Löffel Gift anbieten.«
»Ich war immer noch nicht am Ende, Sir.«
»Nun?«
»Wenn ich seine Einwilligung besitze, kann ich während der Verhandlungen ein As mehr ausspielen. Und glauben Sie mir, es werden noch viele Verhandlungen nötig sein.«
»Wie zum Beispiel?«
»Über ihre Wissenschaft. Ihren Handel. Ein ganz neues Buch in der Geschichte der Raumfahrt. Noch sind alle Möglichkeiten offen.«
MacClure bewegte sich unruhig. »Ich bin immer noch nicht überzeugt, daß die Attacke nicht doch besser gewesen wäre. Wenn Menschen Menschen bleiben sollen, müssen wir eben gewisse Risiken auf uns nehmen. Mit diesen Biestern zu verhandeln, die uns drohen, gefällt mir nicht.«
»Herr Minister, wenn meine Pläne versagen, dann werde ich auch dafür stimmen, daß wir kämpfen. Aber vorher müssen wir verhandeln.«
»Gut. Dann
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