TTB 115: Diplomat der Galaxis
näherstehende Grünrücken schwang plötzlich sein Gewehr hoch – und stolperte zurück, einen Stahlpfeil aus Arrols Armbrust in der Kehle. Der zweite Posten ließ seine Waffe fallen, drehte sich um und lief weg.
Tavilan sprang von seinem Pferd und jagte mit schußbereiter Armbrust auf die Leiter zu. Wie auf Kommando folgten ihm vier Männer, während sich die anderen im Halbkreis um das Schiff scharten. Im Schutz eines Generator-Aggregats überwachten Arrol und Retief die Umgebung. Tavilan verschwand im Schiffsinnern, mit ihm seine vier Begleiter. Eine Minute lang hörte man überhaupt nichts. Dann ertönte ein Schrei von dem nächsten, etwa fünfzig Meter entfernten Schiff. Tavilan erschien wieder und winkte.
»Alle hinein«, befahl Arrol. Die Männer liefen zur Leiter und kletterten in das Schiff. Die Wartenden deckten sie.
Ein Energiestrahl blitzte vom Nebenschiff auf. Ein Mann taumelte von der Leiter. Andere fingen ihn auf und trugen ihn in das Schiff. In der Ferne bellte eine heisere Stimme Befehle.
»Sie setzen keine schweren Waffen ein«, meinte Retief. »Die Kerle haben wohl Angst, daß die schöne Farbe ihrer neuen Schiffe versengt wird.«
Ein Trupp Soldaten kam auf das Schiff zu. Die meisten von Tavilans Leuten waren nun im Innern. Zwei Männer schleppten gerade den wild strampelnden Groaci mit sich. Arrol stand neben Retief und sandte einen Pfeilhagel zu den Angreifern hinüber. Zwei von ihnen brachen zusammen. Die blauen Mündungsfeuer der Strahlpistolen blitzten auf. Hier und da bildeten sich im Asphalt Blasen.
»Los, jetzt.« Die beiden Männer rannten zur Leiter hinüber. Arrol erreichte sie mit einem Hechtsprung und hantelte sich in die Höhe. Retief folgte ihm. Tropfen geschmolzenen Metalls flogen umher, als Schüsse das Geländer trafen. Dann streckten sich ihnen Hände entgegen und zogen sie ins Innere.
»Hinlegen«, schrie Arrol. »Wir starten ...«
*
»Nur eine einzige Garbe«, berichtete ein Offizier, »aber sie hat fast keinen Schaden angerichtet. Sie haben zu lange mit der Feuereröffnung gewartet.«
»Glück gehabt«, seufzte Prinz Tavilan. »Ein Toter und ein Verwundeter. Nur gut, daß wir uns nicht das nächste Schiff aussuchten. Wir hätten in ein Wespennest gestochen.«
»Wie schade, daß wir bei ihren Zielübungen nicht mehr mitspielen konnten«, lachte Retief. Doch dann wurde er wieder ernst. »Aber sie werden uns verfolgen – ein paar wenigstens.«
»Wir werden sie warm empfangen, bevor sie uns festnageln!«
»Wenn ich einen Vorschlag wagen darf ...«
Tavilan winkte grinsend ab. »Jedesmal, wenn Sie so vornehm werden, haben Sie etwas ganz Gemeines vor. Was ist es diesmal?«
»Wir warten nicht, bis sie uns festnageln. Wir stoßen in den Raum vor ...«
»Und laufen in Dangredis Arme? Lieber würde ich meine Energiestrahlen für Prouches Aasgeier sparen.«
»Wir müssen unseren Freund, den General, einsetzen.« Retief deutete auf den Groaci. »Er und Dangredi sind alte Geschäftsfreunde. Wir stellen ihn vor den Bildschirm und sehen mal, ob er uns nicht einen kurzen Waffenstillstand aushandeln kann. Mit Zustimmung Eurer Hoheit können wir dem Piraten einen Vorschlag machen, der ihn reizen wird ...«
*
Das Flaggschiff der Piratenflotte war ein vierhundert Jahre alter Fünfhunderttausend-Tonnen-Schlachtkreuzer, ein Überbleibsel aus Prä-Konkordiatszeiten. Auf dem rötlich beleuchteten Kommandodeck streckten sich Retief und Prinz Tavilan auf tiefen Liegen aus, die eigentlich dazu bestimmt waren, die gewaltigen Massen der Hondu-Korsaren aufzunehmen. Ihnen gegenüber rekelte sich der Anführer der Hondu mit seinen ganzen dreihundertfünfzig Pfund auf einem thronartigen Sessel. Neben Retief hockte General Hish nervös auf der Stuhlkante. Ein halbes Dutzend von Tavilans Unbesiegbaren stand im Raum herum und plauderte mit einem halben Dutzend Dangredi-Offizieren, deren grünlicher Pelz im düsteren Licht fast schwarz wirkte.
»Unverständlich«, brummte Dangredi, »weshalb früher bejahten Plan jetzt verneinen.«
»Das ist doch nicht so wichtig«, meinte Tavilan freundlich. »Ich habe mich erboten, noch hunderttausend Credits auf die früher vereinbarte Summe dazuzulegen.«
»Aber ich, großer Erbkriegshäuptling der Hondu, bekomme zuerst Belohnung für Nicht-Kampf. Jetzt mehr Belohnung für Bleiben und Kampf.«
»Ich dachte, ihr Hondu liebt den Krieg«, wandte ein eloranischer Offizier ein.
Dangredi wackelte zustimmend mit seinem formlosen Kopf, aus
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