TTB 116: Freibeuter im Weltraum
brach ab. Dunkel und still bewegten sich die beiden Schiffe ihrem Treffpunkt entgegen.
25.
Vor vielen Jahren kam ein Mann aus der Normandie nach Neu-Europa und baute sich ein Haus auf den Klippen über dem Meer. Sanft neigte sich das Land mit goldgrünen Bäumen und blumenbesäten Wiesen, bis es plötzlich steil in die See abstürzte; ein Land der Hügel, Seen und Wasserfälle, des Vogelgezwitschers und des Windes, der in den Bäumen rauschte. Und im Osten die salzige Bläue bis zum Horizont. In jenen Zeiten gab es keine anderen Baustoffe als Stein und einheimische Hölzer, und aus ihnen errichtete er ein mächtiges Giebeldach, unter dessen Schutz genug Platz für weite Räume, mächtige gemauerte Kamine und hohe Deckenbalken war, die sich oft in Schatten verloren. Breite Fenster öffneten sich zum Land, von dem das Haus ein Teil geworden war. Und der Mann baute gut, wie Leute es tun, die sich selbst nur als Glied in einer Kette von Generationen sehen.
Aber Bonne Chance, hundert Kilometer weiter südlich, wuchs von einem Dorf zur Stadt heran, und die Erben des Mannes zogen dorthin, wo es Reichtum und Menschen gab. Lange stand das Haus leer.
Es litt nicht sehr darunter. Stark und geduldig wartete es. Zuletzt kam die Zeit, und es wurde hergerichtet und zu einem Ehrengeschenk gemacht.
Konteradmiral Moshe Peretz, der das Schlachtschiff Jupiter von der Raumflotte der Weltföderation befehligte, setzte seinen geliehenen Flieger auf dem kleinen Landstreifen auf und stieg aus. Eine frische Brise bewegte Blumen und Bäume, weiße Wolkenschiffe zogen über den Himmel, und helles Sonnenlicht tanzte auf dem unruhigen Ozean. Er ging langsam, ein kleiner Mann von aufrechter Haltung in seiner goldbestickten Uniform.
Gunnar Heim kam heraus, um ihn zu begrüßen, auch er in Uniform. Aber seine war anders: ein grauer Rock mit roten Aufschlägen und der Bourbonenlilie am Kragen. Er überragte seinen Gast um fast zwei Haupteslängen, beugte ein sonnenverbranntes Gesicht zu ihm herab, grinste und schüttelte dem anderen die Hand. »He, Moshe, wie schön, dich nach so vielen Jahren wiederzusehen! Wie lange ist es eigentlich her?«
»Hallo«, sagte Peretz kühl.
Heim ließ die Hand los, erstaunt und betroffen. »Äh – ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Mir fehlt nichts, danke. Ein schönes Haus, was du da hast.«
»Ja, es gefällt mir, gerade weil es alt ist. Möchtest du den Garten sehen, bevor wir hineingehen?«
»Wenn du willst.«
Heim stand einen Moment schweigend, dann seufzte er und sagte: »Also gut, Moshe. Offenbar hast du meine Einladung zum Abendessen nicht nur angenommen, um mit deinem alten Klassenkameraden aus der Kriegsakademie zu plaudern. Wollen wir es gleich jetzt erledigen? Bald werden noch mehr Gäste kommen.«
Peretz betrachtete ihn aus prüfenden braunen Augen. »Ja. Bringen wir es hinter uns.«
Sie begannen ziellos über die Wiese zu schlendern. »Sieh dir die Sache einmal mit meinen Augen an«, sagte Peretz. »Dank deiner Initiative hat die Erde sich für den Krieg entschieden. Wir haben die Alerionas in der Grenzregion entscheidend geschlagen, und nun sind Friedensverhandlungen im Gange. Wunderbar. Ich war stolz, daß ich dich kenne. Ich zog an allen erreichbaren Drähten, um zu erreichen, daß man mich zum Kommandanten des ersten Schiffes machte, das nach Neu-Europa ging, um die Verbindungen wiederherzustellen und festzustellen, wie die Erde am besten beim Wiederaufbau helfen kann.«
»Hat man deine Leute denn nicht gut behandelt?« fragte Heim.
»Doch, gewiß.« Peretz machte eine ungeduldige Gebärde. »Man hat sie bewirtet und mit Wein vollgepumpt, daß sie kaum noch zum Flugplatz zurücktorkeln konnten. Aber ich habe diese Landurlaube höchst widerwillig genehmigt, und das nur, weil ich eine ungute Situation nicht noch verschlimmern wollte. Was soll ein alter Marineoffizier nach deiner Ansicht denken, wenn er diesen Planeten mit Verteidigungseinrichtungen versehen vorfindet, an deren Abbau niemand zu denken scheint, und wenn ihm vorgeschrieben wird, wie nahe er mit seinem Schiff kommen darf?«
Heim biß sich auf die Lippen. »Ja, das war ein Fehler. Ich habe mich im Rat dagegen ausgesprochen, aber man überstimmte mich. Ich schwöre dir, daß keine Beleidigung beabsichtigt war. Die Majorität war einfach der Meinung, wir sollten unsere Souveränität von Anfang an betonen. Wenn diese Voraussetzung einmal akzeptiert ist, werden wir keine unnötigen Schwierigkeiten mehr
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