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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verhüllt oder versenkt, jedenfalls sah man nicht viel von der verwirrenden Technik.
    »Ich habe die Bücher heute früh schnell, aber nicht flüchtig durchgesehen«, sprach Corte weiter, »und ich bin erstaunt über die tadellose Buchführung. Die bewilligten Gelder sind verbraucht worden. In den nächsten Wochen wird das Kapital für das nächste Jahr überwiesen.«
    Nieves lächelte verhalten; sie wußte, daß Corte alles für die Stationen tat, was in seinen Möglichkeiten lag. Ihr Blick glitt über die Gesichter der Psychologen, Therapeuten und Erzieher hinweg, verharrte kurz auf dem weißlackierten Roboter, der die Neuromaschinen kontrollierte, und blieb dann auf dem schmalen Schädel des Koordinators haften. Corte hob kurz eine Hand und sagte:
    »Zu dem vorliegenden Zahlenmaterial: Werden Sie nächstes Jahr mehr Kapital brauchen, weniger oder die gleiche Summe?«
    »Wir benötigen eine Viertelmillion mehr, denn wir brauchen ein neues Schulungsgerät für die Endklasse. Die Steuereinrichtungen sind, wie wir wissen, geändert worden.«
    Corte nickte dem Ausbilder zu und antwortete schnell: »Die neun Spielmaschinen werden bereits gebaut.« Er sah in seine Aufzeichnungen. »Sie erhalten Ihr Exemplar in genau vierzig Tagen.«
    »Sehr gut.«
    »Die Station zählt nach meinen Unterlagen augenblicklich vierhundert Insassen. Stimmt die Zahl?«
    »Es sind genau vierhundert«, erwiderte Nieves.
    »Wieviel Neuzugänge gab es dieses Jahr?«
    »Fünfundvierzig. Einer starb trotz verzweifelter Bemühungen; also nur vierundvierzig.«
    »Und sie sind«, fragte Corte, »nach den Richtlinien unserer Behörde voll tauglich?«
    Ein anderer Wissenschaftler antwortete ihm.
    »Bei zwei der zehnjährigen Debilen haben wir ein Abweichen von den Normen feststellen müssen; ihr Bewußtsein wurde zu breit. Erfahrungsgemäß senkt sich der Quotient mit fortschreitendem Alter. Die Spiele, die mit zuviel Intelligenz betrieben werden, wurden abgesetzt und durch eine Denkschleife ersetzt. Jedenfalls haben unsere Prognosen bisher recht gut funktioniert.«
    Corte erwiderte, ohne in seine Aufzeichnungen zu sehen. »Die Prognosen blieben bisher stets unter der Fehlergrenze von einem Prozent. Sie haben recht.«
    Wieder drehte sich Corte zu Nieves hinüber, die diese Station leitete. »Wieviel voll ausgebildete Schüler kann diese Station dieses Jahr entlassen?«
    »Wir beenden die Schulung von vierzig Mann in acht Monaten.«
    Corte hob überrascht die Brauen. »Vierzig?«
    »Ja.« Nieves nickte. »Sämtliche männlich – es gibt verdächtig wenig weibliche Schwachsinnige – im Alter zwischen zweiundzwanzig und sechsundzwanzig. Intelligenzquotient zwischen vierundzwanzig und zweiunddreißig. Drei Neurotiker, zwei manipulierte Mongoloide, achtzehn …«
    Corte winkte müde ab. »Danke!«
    »Irgendwie erscheint es bitter«, sagte er nach einer Weile und schob die Blätter vor sich zusammen, schloß die Akte, »daß wir Frauen und Männer des psychologischen Dienstes keine andere Aufgabe haben, als in der ganzen Welt nach schwachsinnigen Kindern zu suchen, nach Geisteskranken ohne körperliche Mängel. Wir tun dies, weil wir resigniert haben und uns keine andere Wahl bleibt. Wüßte die Öffentlichkeit, zu welchen Zwecken man später unsere Schützlinge braucht, würde ein Orkan von Protestschreien losbrechen. Und in einigen Stunden wird dieser Orkan sich aufmachen – Ritter Renaut de Beaujeu wird der Urteilsverkündung eine lange Erklärung zufügen. Der Ermordete ist, soviel mir bekannt ist, von hier entlassen worden?«
    Nieves nickte still. Dann sagte sie:
    »Wir fanden Alvaro als vierjähriges Kind; ein Zigeuner aus der Mancha. Das war vor meiner Zeit, aber seine Entlassung vor drei Jahren geschah unter meiner Aufsicht. Er war ein Idiot savant .«
    »Wir alle wissen mehr als die Öffentlichkeit«, sprach Corte weiter, »und es finden sich immer wieder Wissenschaftler, die freiwillig zu uns kommen. Und letzten Endes ist es ganz gut so. Nur sind mir die Pannen etwas zu häufig. Sie verursachen auch zu große Schlagzeilen. Und das werde ich ändern müssen, weil sonst niemand dafür besser geeignet ist als der Koordinator. Ich danke Ihnen.«
    Einer der Wissenschaftler hob die Hand. »Eine Frage, Koordinator.«
    »Bitte?«
    »Sie ist persönlich, Señor Corte. Was bedeutet das kleingeschriebene w vor Ihrem Namen?«
    Corte lachte. Dann sagte er: »Gönnen Sie mir bitte etwas, das man als kleines Geheimnis bezeichnen könnte. Wenn Sie die Erklärung

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