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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Anklage:
    Lebenslange Verbannung für den Angeklagten – Verbannung nach Ysath.«
    Ein Murmeln des Erstaunens ging durch die Reihen der Zuschauer. Wieder wartete Thyerry einige Sekunden, dann fuhr er fort, und seine Stimme wurde schneidend:
    »Ich fordere als Vertreter der Anklage:
    Großzügigste Entschädigung für alle Menschen, die direkt oder indirekt an diesem Fall beteiligt waren und Nachteile, gleichgültig welcher Art, erlitten. Ich fordere ferner, daß die Imperiumsbehörden augenblicklich das Tabu aufheben, das ungerechtfertigt fast seit einem Jahrhundert über den Raumfahrern liegt. Ich fordere ferner, daß in Kürze Gesetze oder Verordnungen erlassen werden, woraus für jeden Bürger des Imperiums klar hervorgeht, welche Position diese Raumfahrer haben, warum sie vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben, warum der Kontakt mit ihnen tödlich sein kann. Tödlich für den Mann und für denjenigen, der den Piloten berührt oder anspricht.
    Ich bitte, Hohes Gericht, dies alles zu berücksichtigen. Ich danke Ihnen.«
    Thyerry von Nivard setzte sich, lehnte sich zurück und wartete mit steinernem Blick die Reaktionen ab, die seine Rede, und besonders der letzte Teil davon, auslösen würde. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Reaktion war ein erneuter, diesmal gedämpfter Tumult. Endlich schufen die Robots Ruhe.
     
    *
     
    Alphard stand, eine gewaltige und stechende Scheibe, dreißig Grad über dem Horizont. Die ebene Wüste flirrte vor Hitze und Helligkeit; das messingfarbene Licht schmerzte. Die Schlagschatten beider Männer fielen lang und schwarz über die Helle des Sandes. Randall und Noguera musterten sich schweigend. Mühsam unterdrückter Haß primitivster Natur schien förmlich über der Szene zu knistern wie Elektrizität. Siebentausend Kilometer und eine halbe Million Jahre trennten die Menschen von der Zivilisation.
    »Angst?« fragte Randall halblaut; an seinen Schläfen schwollen die Adern. Keine Antwort. Dort lag die Waffe. Stumpfschwarz, mit dem Griff in den Sand gebohrt. Ein tödlicher Mechanismus, dessen elektromagnetisches Feld sieben Zentimeter lange Stahlnadeln hundert Meter weit verschoß. Die Spitzen der Geschosse entwickelten beim Aufteffen Temperaturen von viereinhalbtausend Grad und fraßen sich durch fast alle Materialien. Ein Luftstrom brachte Geruch mit sich, der an Eukalyptus erinnerte; die ledrigen Blätter der Blauoliven trockneten in der Hitze. Starr und unfähig auch nur ein Wort zu sprechen, klammerte sich Anjanet an die Plastikrahmen der Tür; sie schüttelte in einer sinnlosen Bewegung den Kopf.
    Wie ein irrsinniges Morsegerät pfiff die ssfaira in Randalls Hand. Die beiden Schatten bewegten sich noch immer nicht.
    »Kein Mann, Raumfahrer«, sagte Randall mit schneidender Verachtung, »tut einer Frau das an, was du ihr angetan hast. Nicht, wenn ich es weiß und verhindern kann. Für jene Dinge sind auf Tejedor schon Männer gesteinigt worden. Nimm die Waffe und kämpfe endlich, oder kannst du das auch nicht?«
    Randall konnte fast nicht sprechen vor Haß und Zorn. Er deutete auf die Waffe. Die Spur einer schleierhaften Erkenntnis glomm in Nogueras schönen Augen auf; er bewegte sich wie eine Marionette auf den dunklen Fleck im Sand zu. Dann hatte er die Waffe in der linken Hand, fingerte ungeschickt an ihr herum und berührte versehentlich den Abzug. Mit einem knackenden Schlag entlud sich die Pistole, jagte eine Nadel hinüber an eine Ecke des Wohnwagens. Kochende Plastiksplitter segelten umher; tropfendes Material rann zu Boden. Dann verstand etwas in Noguera. Er wechselte die Waffe in die Rechte über und blickte von der Waffe zu Randall und wieder zurück.
    Eine Szene, wie aus einem archaischen Bilderbuch. Der Raumfahrer; braungebrannter Oberkörper über silberfarbener Hose. Die Zehen der bloßen Füße bohrten sich in den Sand. Der Mann stand da wie ein ängstlicher Torero. Dann blickte er lange und schweigend Anjanet an, sagte: »Nannie …« und schoß.
    Drei Meter rechts von Randall staubte heißer Sand hoch; die Nadel detonierte und verglaste die Körnchen. Randall lächelte nicht einmal verächtlich. Der zweite Schuß heulte dicht über Randalls Kopf hinweg – hinaus in die Wüste. Die ssfaira pfiff wieder.
    »Stümper!« sagte Randall ruhig. Die dritte Nadel riß ihm fast den Arm ab. Schwelender Stoff legte sich um die tiefe Wunde des Oberarmmuskels. Blut rann den Arm entlang, während Randall mit der Zunge schnalzte, den rechten Arm zurückbog und dann die

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