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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schiffe, der Stolz der terranischen Handelsflotte. Wir richteten die »Zweite Inquisition« ein und versuchten, die Gründe dafür herauszubekommen. Einige Fälle von Sabotage kamen auf und wurden sehr schnell für immer beseitigt. Und unsere Psychologen ersannen jedesmal andere Hilfsmaßnahmen. Wir gaben den Piloten Kopiloten mit: Beide Männer wurden wahnsinnig und brachten zuerst das Schiff, dann sich gegenseitig um.
    Wir schufen Geräusche und projizierten Filme. Sie halfen, die Krise um Jahre zu verzögern. Eines Tages war es soweit, und ein Schiff detonierte.
    Wir wechselten die Piloten aus, was besonders schmerzhaft war, denn die Männer waren mit ihren Schiffen verwachsen. Auch die Zeit und die Anspannung der Umstellung schoben die LM-Krise nur hinaus. Ein Arzt ersann diese treffende Definition: Lonely-Man-Syndrom. Es kennzeichnet die Situation sehr genau. Eine andere Schwierigkeit kam dazu. Es gab nicht genügend Piloten. Nur wenige Männer sind zu diesem Beruf und zu den Strapazen fähig, die er mit sich bringt. Wir fanden schließlich nicht einmal mehr B-Männer. Und die Schiffe mußten fliegen; das Leben der Kolonien hing davon ab oder das Weiterleben, was für die Kolonisten dasselbe ist.
    Und so rasten die Schiffe auch weiterhin durch den Raum. Gefährlich wie eine Bombe, deren Uhr tickt. Sie fliegen noch immer. Wir haben jetzt teilweise die Piloten ersetzen können durch neue Männer, die eine der merkwürdigsten Ausbildungen genossen haben, die wir kennen. Es war die letzte Hoffnung der Menschheit. Ich werde vermutlich sehr viel erstaunte Gesichter sehen, wenn ich sage … Nein, erst später.
    Kommen wir zur Verhandlung. Das Delikt ist Mord. Mord an einem Raumpiloten. Für Mord gibt es keinerlei Entschuldigungen, Ausflüchte, Verständnis.
    Aber für die Umstände. Sie kennen inzwischen die Umstände der Tat. Der Angeklagte hat ein Geständnis abgelegt und sich soeben geäußert, es nicht widerrufen zu wollen. Die mehr als verworrenen Umstände sind es, die mich zu folgenden Sätzen der Anklage brachten.
    Meine Anklage lautet:
    Strafbar zu gleichen Teilen die Imperiumsbehörde und der Angeklagte. Fünfzig zu fünfzig.«
    Tumult brach los.
    Die Anwesenden sprangen auf, bildeten kleine Gruppen und begannen heftig und laut zu diskutieren. Ritter Renaut saß da, unbewegt und starr. Thyerry, der den Kapitän förmlich mit Blicken durchbohrte, bemerkte die Andeutung eines sehr gut versteckten Lächelns. So lächelt ein Mensch an der Schwelle des Todes. Thyerry, dessen Lippen und Mund ausgetrocknet waren, griff nach dem Wasserglas und trank es leer. Dann wartete er stehend das Ende des Aufruhrs ab. Renaut drückte auf einen kleinen weißen Knopf vor ihm; in bestimmten Intervallen.
    Die beiden silberweißen Robots lösten sich aus ihrer passiven Starre, gingen schnell bis zur Barriere und sprachen. Ihre Sender waren synchron geschaltet, so daß zwei Stimmen wie eine klangen. Sehr laut und in einer Frequenz, die jedes Geräusch mühelos überlagerte, sagten die Maschinen:
    »Das Gericht bittet, sich wieder zu setzen und sich zu beruhigen. Es bittet ferner, die Würde des Hohen Hauses nicht durch unqualifiziertes Benehmen zu verletzen. Bitte, meine Herrschaften beruhigen Sie sich.«
    Diese Botschaft wurde so lange wiederholt, bis wieder Ruhe herrschte.
    Ritter Renaut lachte kurz und grimmig und drückte den Knopf. Die Robots drehten sich um und kehrten an ihre Plätze zurück.
    »Sprechen Sie weiter, Thyerry!« befahl Renaut.
    »Der Angeklagte ist strafbar, weil er gemordet hat. Wir wissen, daß es nach dem Gesetz einwandfrei Notwehr ist, aber er war fähig, einzusehen, daß dieser besondere Fall keine Notwehr darstellte, sondern immer als Mord gelten wird.
    Das Imperium ist strafbar, weil es in hohem Maß gegen die Informationspflicht gegenüber allen seinen Bürgern verstoßen hat. Jeder von uns weiß, was ein Raumfahrer ist. Jeder von uns weiß, daß er Eigentum der Behörde ist und daß jeder Angriff auf ihn automatisch Hochverrat ist, weil er sich direkt gegen das Imperium richtet.
    Aber dieses Imperium hat es bis heute versäumt, uns zu sagen, warum die Raumfahrer Sonderstatus genießen. Sie genießen ihn nicht, weil sie wertvolle Personen sind und ihre Ausbildung einzigartig und teuer war, sondern aus einem anderen Grund. Diesen Grund darzulegen, überlasse ich gern dem Vorsitzenden dieses Hohen Gerichtshofs, Herrn Ritter Kapitän Renaut de Beaujeu. Ich fordere aus diesem Grund als Vertreter der

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