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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und einer komplizierten mechanischen Komponente. Diese Pilotencyborgs sind, davon abweichend, eine Variante dieses Schemas; sie bleiben in ihrem Schiff, weil die Außenwelt für sie ungesund und – wie dieser Prozeß klar schilderte – unter Umständen tödlich sein kann. Die Piloten beherrschen das Schiff, ohne es zu wissen. Sie unterscheiden sich also von normalen Piloten. Sie …«
    Ein anschwellendes Murmeln breitete sich aus. Die Robots schafften Ruhe. Erst dann sah man den erhobenen Arm des Anklägers.
    »Ich bitte Euer Gnaden«, rief Thyerry von Nivard laut, »uns diese Unterschiede klar zu schildern. Wir waren bisher der Meinung, daß nach der Beweisaufnahme und den beiden Plädoyers nur noch das Urteil zu erwarten ist, nicht aber eine Erklärung, die rückwirkend die einzelnen Ermittlungen in Frage stellt.«
    Renaut sah ihn schweigend an, dann blickte er hinunter in den Saal.
    »In wenigen Minuten, in denen sich die Richter zur Beratung zurückziehen werden, wird vor den Augen und Ohren der Öffentlichkeit das Urteil verkündet werden. Ich befürchte, daß die Begründung des Urteils allen Menschen einen Schock versetzt, darum habe ich die Erklärungen abgegeben. Ich hielt es für richtig. Um der Form zu genügen, muß ich jetzt fragen: Hat die Anklage noch etwas zu sagen?«
    Thyerry von Nivard senkte förmlich den Kopf und entgegnete: »Nein. Es bestehen keine Zweifel mehr.«
    »Hat die Verteidigung einen Einwand?«
    Gilbert T’Glastonbury stand auf und antwortete: »Nein. Die Verteidigung wartet auf das gerechte Urteil.«
    Wieder mußte Ritter Renaut gestützt werden, als er den Saal verließ. Es war eine viertelstündige Pause angesetzt worden. Bestanden wirklich keine Zweifel mehr? Es bestanden nur Unklarheiten …
     
    *
     
    Der Morgen versprach einen langen, schönen Tag. Sie waren in Reisekleidung. Robots hoben die vier Koffer auf und gingen hinaus. Das Wimmern des Anlassers erscholl, dann kamen mehrere dunkle Schläge, und das Brausen der rotierenden Flügel blieb. Es war fünf Uhr morgens.
    »Es sind mehr als fünftausend Kilometer bis zur Stadt«, sagte Anjanet und führte Abram zur Tür. Die Roboter, die sich rings um das Haus und darinnen befanden, würden bis zur Rückkehr von Abram und seinen Kindern weiterarbeiten. Sie waren hervorragend programmiert.
    Es war kühl; durch die Laubkronen fiel waagrechtes Sonnenlicht. Vorsichtig kletterte Abram die Leiter hinauf; Anjanet folgte. Abram blieb neben Randall sitzen. Die Frau setzte sich schräg auf den Notsitz hinter dem Piloten. Die Robots verstauten die Koffer in den Gepäckfächern neben dem Seitentank. Der Motor raste hochtourig; der Schrauber stieg hoch, drehte auf der Stelle und schloß los; der entfernten Stadt Tejedor City zu. Fünftausend Kilometer. Zehn Stunden Flug. Randall kontrollierte seine Instrumente; die Strecke, die er zu überfliegen hatte, kannte er sehr genau. Sie verließen den Kreis des Vegetationskessels, kamen durch einen Streifen Hitze, der aus der Wüste hochtaumelte, und flogen dann entlang einer Höhenkette von geringer Ausdehnung. Drei Stunden lang führte sie diese geologische Spur der Stadt entgegen, dann über einen Golf des planetaren Salzwassermeers.
    Die schlanken Sendetürme der Siedlerstadt stachen aus dem Dunst des frühen Nachmittags hervor; verchromte Röhren, für eine kleine Ewigkeit gebaut, aufeinandergetürmt bis zu Höhen von sechshundert und tausend Metern, gehalten von dünnen Stahlseilen und mit roten Lichtern auf den Spitzen. Die Stadt beherbergte siebzigtausend Menschen.
    »Wie lange noch, Randall?« Abram überschrie die Fahrtgeräusche.
    »Rund dreißig Minuten, Vater«, erwiderte Randall.
    Die ersten Gebäude tauchten auf. Man konnte erkennen, daß die Stadt fast kreisrund war. Wuchs sie, dann legte man einen neuen Ring weiter vom Zentrum entfernt an. Die Verbindungsstraßen führten vom Platz des Kapitäns wie Radspeichen weg und endeten in den Wäldern. Hin und wieder ragte ein Hochbau aus dem Gewirr der weißen Bauten. Die Stadt war schön, und sie war voller Leben. Der Schrauber flog hinüber zu dem riesigen Funkmast. Er umkreiste ein flaches Gebäude, das um einen Innenhof erbaut war. In den Kopfhörern des Funkhelms begann eine Stimme zu quäken.
    »Bitte Identifizierungsnummer. Wir rufen anfliegenden Hubschrauber.«
    »Pilot Greenborough. Nummer I/30.194CM.«
    »Danke. Landen Sie am gewohnten Platz. Ende.«
    »Ende.«
    Der Schrauber glitt in einer sanften Kurve nach unten, setzte

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