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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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scholl von oben herab. »Ich habe dich früher oft genug hier gesucht. Du hattest schon immer Freude am Weglaufen und Verstecken. Glaube nicht, daß ich meinen Sohn nicht kenne.«
    Es waren zwei geschwungene Felsbrücken, die wie die Reihen einer unglaublich bizarren Galerie sich über einen Kessel schwangen, den Wasser, Steine und Flugsand glattgeschliffen hatten.
    Randall zuckte die Schultern, warf sein Gewehr in den Sand und ging in den Schatten des Felsens. Er hockte sich in einen Winkel, legte den Kopf auf die angezogenen Knie und starrte vor sich hin. Er merkte nicht, daß ein trockenes Schluchzen seinen Körper schüttelte wie Fieber. Dann wischte er den Schweiß von der Stirn und suchte die laughs .
    Er sattelte sie und schnürte die Last fest, saß auf und ritt aus dem Kessel hinaus, über den krummen Pfad bis zu den Brücken. Dort wartete sein Vater. Schweigend und unfähig, ihn anzusehen, ritt Randall näher. Dann streckte sich der schwere Arm des Vaters aus und zog Randall zu sich heran, an den rauhen Stoff des verschwitzten Hemdes. Randall legte seine Wange an die Schulter des Alten. Finger fuhren ihm durchs Haar und rüttelten an seinem Kopf. Randall hörte, wie eine rauhe Stimme sagte:
    »Du Narr – glaubst du, daß dich dein Vater hier wie einen Geächteten über die Oberfläche Tejedors reiten läßt?«
    Es war dies die unbeholfene Zärtlichkeit eines alternden Mannes, der sich Gefühle gestattete. In Randalls Kehle steckte ein dicker Klumpen.
    Die Männer, die abends müde in den Hof einritten und die Zügel den Robots zuwarfen, schwiegen über das Vorgefallene. Sie sagten Anjanet kein einziges Wort. So erfuhr sie niemals, daß ihr Bruder vor seinen Gedanken und Abram geflohen war. Anjanet wartete mit dem Essen. Die schmerzliche Ruhe des vergangenen Tages war dem Eindruck der Gefaßtheit gewichen. Nach dem Essen ging Randall hinter das Haus und löste die Verankerungen der eingehängten Wagen, kletterte in die Kanzel des Lastenschraubers und ließ den Motor anlaufen. Die Stelzen der Tragbeine hoben sich, das Fahrzeug rollte aufs Haus zu und blieb stehen. Zwei Robots schleppten die Liege mit dem Körper Nogueras in die Tiefgefrierkammer.
    Die Maschinen setzten ihre Last ab und verschwanden. Randall blieb mit seinem Opfer allein. Er zog vorsichtig das Tuch von dem Gesicht des toten Piloten. Schweigend blickte Randall die Leiche an, als versuche er, hinter das Rätsel dieses Mannes zu kommen.
    Aus welchen Gründen hatte sich dieser Mann so verhalten? Warum murmelte er stets Nannie , und warum kannte er keine Nadelwaffe? Woher kam er? Und warum, bei Alphards Licht, hatte er kurz vor seinem Tod einen derart intelligenten Eindruck gemacht? Fragen, auf die Randall keine Antwort wußte. Das wächserne Gesicht mit den Spuren geronnenen Blutes schien ihm jede Erklärung schuldig bleiben zu wollen. Leben – Tod -Chaos; Dunkel … Einen Moment lang hatte Randall das Gefühl, als habe er gegen einen nichtmenschlichen Gegner gekämpft und nur durch einen unglaublichen Glücksfall gewonnen. Plötzlich hatte er eine Vision:
    Dunkelgrüne, auseinanderstehende Augen blickten ihn an; Anjanets Augen mit dem jenseitigen, gequälten Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, als er in den Wohnwagen eindrang. Er nickte.
    »Ja«, murmelte er entschlossen. »Vorbei – sehen wir weiter.«
    Die Bürde der peinigenden Gedanken fiel von ihm ab. Er wußte, daß er kein Mörder, sondern ein gerechter Verteidiger der Ehre war. Man würde ihn strafen, nicht töten. Er war Sieger geblieben, auch über sich selbst.
     
    *
     
    Das Licht in der Kuppel veränderte sich, wurde golden; die Farbe der Verteidigung. Gilbert T’Glastonbury sah sich im Gerichtssaal um. Sein Gesicht war beherrscht und zeigte die Arroganz, die ihn bekannt gemacht hatte.
    »Euer Gnaden?« sprach er gegen das Richterpult.
    Renaut sah ihn an und nickte schwer. »Ja?«
    »Die Verteidigung möchte ihr Schlußplädoyer halten.«
    Unheilvolle Stille begann sich auszubreiten, senkte sich über den Saal. Die Linsen der großformatigen Kameras zielten auf den schmalen Schädel mit den scharfen Linien um Mund und Nasenflügel. T’Glastonbury sah jetzt Ritter Beaujeu an. Der Richter lächelte dünn und sagte:
    »Bitte.«
    Es war drei Uhr nachmittags. Nervenanspannung machte sich überall bemerkbar. Als der Verteidiger zu sprechen begann, hörte man nur noch das feine Summen der Kameras hinter dem Glaskäfig.
    »Euer Gnaden, hohes Gericht, meine Zuschauer und

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