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TTB 117: Lichter des Grauens

TTB 117: Lichter des Grauens

Titel: TTB 117: Lichter des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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an.
    »Warten wir«, sagte er. Zehn Minuten später erschien Gloeckner, ein riesiger Mann, breitschultrig und mit dem charakteristisch dunkelblauen Haar einer Tejedor-Mutation und deren mittelgrünen Augen. Unter der Mütze sah ein gerötetes Gesicht hervor.
    »Dalmees«, fragte er in seiner schleppenden Sprechweise, »was soll ich hier?«
    Dalmees stand auf. Jede seiner Bewegungen wirkte auf einmal hölzern und unbeholfen. Er deutete auf Randall Greenborough. Dann atmete er tief ein und sagte resigniert:
    »Dieser Mann, Sergeant«, er zwang sich gewaltsam zur Ruhe, denn seine Hände zitterten unter der Nervenanspannung, »ist einer unserer zuverlässigsten Hubschrauberpiloten. Ich kann ihm nur das allerbeste Zeugnis ausstellen. Randall berichtete, er habe in Notwehr einen Raumpiloten getötet. Der Rest ist Ihre Sache. Ich würde gern dabeibleiben, um Randall unterstützen zu können. Dies ist kein simpler Mordfall.«
    So langsam, wie er sprach, drehte sich Gloeckner um. Sein Gesicht war schweißüberströmt.
    »Sie?« fragte er gedehnt. Randall nickte. Er kannte die Gefühle des Mannes. Obwohl dem Gesetz und der Administration des Terranischen Imperiums unterworfen und diese freiwillig anerkennend, entwickelte jede Kolonie binnen weniger Jahre ein Gefühl zwischen ihren Angehörigen, das wohl jede Minderheit entwickeln mußte, um sich behaupten zu können, und sei es nur sich selbst gegenüber. Die Kolonisten waren stolz auf sich und ihre Erfolge. Es hieß stets: Die Kolonie und der Rest des Universums. Und nun stand hier ein Mann, der gegen ein Imperiumsgesetz verstoßen hatte. Es genügte nicht, daß er ein Funkgerät gestohlen oder eine Bar demoliert hatte – nein; er mordete, erschlug, tötete. Es war, als habe er direkt die Kolonie angegriffen. Es war die Pflicht des Sergeanten, hier zu handeln, obwohl er jede andere Tätigkeit im Moment vorgezogen hätte.
    »Warum, Randall?« fragte er.
    Abram antwortete anstelle seines Sohnes. Er tat dies mit dem Klang der Autorität und mit dem Bewußtsein eines Mannes, der an das objektive Recht glaubt.
    »Sergeant«, sagte Abram, und seine Hand deutete auf das Abzeichen des Rockes, »Sie brauchen lediglich das Protokoll aufzunehmen, nichts sonst. Mein Sohn erschien hier, um den Standort des Schiffes anzugeben und sagte aus, einen Raumpiloten mit Namen Noguera in Notwehr getötet zu haben.
    Der Rest dieser Sache wird, denke ich, auf Terra stattfinden. Ohne den Rat eines der erfahrensten Anwälte wird mein Sohn außer diesen Fakten kein einziges Wort reden.«
    Krachend schlug die flache Hand des Farmers auf den Tisch. Nervös zuckte Dalmees zusammen. Schweigend musterte der Sergeant den Alten. Dann fragte er höflich:
    »Darf ich Ihren Namen erfahren – vorhin verstand ich ihn nicht genau; Mister Dalmees scheint erregt?«
    »Abram Greenborough!« Die Stimme klang ärgerlich.
    »Oh!« erwiderte Gloeckner, »Farmer Greenborough? Abrams Ranch?«
    »Richtig.«
    Dalmees schaltete sich ein und hob die Hand.
    »Über die technischen Einrichtungen meines Büros können Sie selbstverständlich verfügen, einschließlich meiner Sekretärin, wenn Sie etwas brauchen.«
    Gloeckner nickte. »Danke«, sagte er, »was den letzten Punkt des Vorschlags angeht: Ich bin verheiratet.«
    Abram lächelte kurz und grimmig.
    »Recht so, Gloeckner«, sagte er laut, »nur keine große Szene aufführen.«
    »Ich habe es nicht vor.«
    Gloeckner setzte sich hinter einen Schreibtisch, überlegte und bat dann Dalmees, die Sekretärin hereinzubitten. Das Mädchen kam und setzte sich an die Maschine.
    »Schreiben Sie bitte: Heute erschien im Büro des Raumhafenleiters des Planeten Tejedor, Sonne Alphard im Sternbild der Wasserschlange, der unverheiratete Pilot Randall Greenborough in Begleitung seines Vaters Abram Greenborough, in Tejedor-City unter dem Namen »Mann von Abrams Ranch« bekannt …«
    »… und dessen Tochter Anjanet Greenborough«, dröhnte Abrams Stimme dazwischen, »unverheiratete Lehrerin im Terranischen Pädagogischen Dienst.«
    Das Mädchen sah Gloeckner fragend an; dieser nickte zustimmend. Das Brummen der Maschine verstärkte sich kurz, dann hielt die Sekretärin inne.
    »Er gab zunächst …«
    Es dauerte eine Stunde lang. Die Menschen beschäftigten sich damit, ein sorgfältig abgefaßtes Protokoll anzufertigen. Anjanet wurde geholt, Dalmees ließ Kaffee und Sandwiches servieren; die Szene wurde somit etwas gespenstisch. Es wurde ein Mordfall diskutiert, aber niemand hatte den

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