TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
vor allem die Möglichkeit, daß er den Anstoß zu einer vernünftigeren Betrachtungsweise in der Öffentlichkeit geben würde. Hoskins, bedrückt von den Arbeitsbedingungen im dunklen Keller, vom Mangel an fähigen Assistenten und von dem Wissen, daß die Regierung ihn jagte, sah einen Beschützer, einen Helfer, der ihm die Rückkehr in die Respektabilität des Elfenbeinturms ermöglichen könnte.
Auch Joe bezog aus dem Artikel neuen Auftrieb. Die Arbeit an Bossy war nahezu beendet. Billings hatte die nötigen Stunden damit verbracht, Bossys Speichersystem mit den Begriffen der Psychosomatik zu füttern, und Bossy hatte sie mit den sorgfältig ausgewählten Tatsacheninformationen verbunden, die man ihr in Hoxworth eingegeben hatte. Sie hatte die Psychosomatik nicht als ein Gespinst haltloser Theorie zurückgewiesen. Die Annahme war um so eindrucksvoller, als Bossy die meisten theoretischen Ergebnisse der orthodoxen Psychologie mit der Begründung abgewiesen hatte, daß sie nur wenige oder gar keine Verbindungen mit objektiv feststellbaren Fakten besäßen.
Joe hatte nicht die Absicht, Bossy für sich selbst zu behalten, wenn er sein Ziel erreicht haben würde. Auch er brauchte jemanden mit Mut und Einfluß, jemanden wie Howard Kennedy. Weniger naiv als die zwei Professoren, beschloß er jedoch herauszufinden, was in Kennedys Kopf vorging, bevor sie auf Kennedys offenkundiges Werben um ihr Vertrauen eingingen. Der Mann hatte das Risiko des öffentlichen Boykotts nicht einfach darum auf sich genommen, weil er seine Meinung sagen wollte. Sein Motiv war eindeutig, Kontakt herzustellen. Darüber hinaus wußte Joe nichts, solange er den Mann nicht sehen und mit ihm sprechen konnte.
Aber am wichtigsten war es jetzt, Mable vorzubereiten. Und als Billings ihm sagte, Bossys Therapiemechanismen seien für einen ersten Test bereit, wußte Joe, daß es Zeit war, mit Mable zu sprechen.
Es gab buchstäblich keine andere Person, die für den Test qualifiziert war. Hoskins und Billings wurden bei der Maschine benötigt. Joe war nicht nur ihr einziger Schutz gegen die Außenwelt und schon deshalb unentbehrlich; seine telepathischen Fähigkeiten waren zu kostbar, um sie bei einem Test aufs Spiel zu setzen. Carney war willig und der Zusammenarbeit zugeneigt, aber Joe wußte, daß da noch ein harter Kern aus Mißtrauen und versteckter Abneigung war. Außerdem war Carney ziemlich zufrieden mitsich selbst, so wie er war, und kein psychotherapeutisches System kann gegen eine fehlende Bereitschaft zu Veränderungen mehr als zeitweilige Erfolge verzeichnen.
Damit blieb nur Mable übrig, und sie war aus offenkundigen Gründen am geeignetsten. Sie litt schwer unter Rheumatismus und Arthritis, was durch Fett und Übergewicht noch verschlimmert wurde. Wenn Bossy überhaupt etwas auszurichten vermochte, wären Heilerfolge hier am ehesten sichtbar. Dies waren wenigstens die Argumente, die Joe Billings und Hoskins vortrug. Seine eigenen Pläne gingen viel weiter.
Er suchte Mable in ihrer über ihnen gelegenen Wohnung auf.
Sie empfing ihn ohne Fragen, ohne sich für die Unordnung in ihrer Wohnung zu entschuldigen. Mable war nie eine respektable Frau im bürgerlichen Sinne gewesen.
Als er sich in ihren besten Sessel setzte, lächelte Joe innerlich über ihre kleine Eitelkeit. Ihr Denken war zu einfach und direkt, ihre Ehrlichkeit zu echt, es fehlte ihr jene mißgünstige Bosheit, die der Sinnentleerung und Deformation des geistigen Lebens entspringt. Nein, selbst wenn sie es versucht hätte, gebrach es ihr an den grundlegenden Voraussetzungen der Ehrbarkeit.
Nicht, daß sie frei von allen inneren Konflikten gewesen wäre. Ihr Fett und ihre Nachlässigkeit in Sachen der Ordnung bewiesen eher das Gegenteil.
Sogar ihr beträchtlicher Reichtum war nicht das Resultat berechnender Habsucht, sondern das zufällige Ergebnis einer komischen Laune. In ihren früheren Tagen schienen einige wohlhabende Männer, die bei Mable Qualitäten fanden, nach denen sie zu Hause vergeblich suchten, eine Art trotzigen Vergnügens daran empfunden zu haben, daß sie ihr all die Dinge großzügig gaben, hinter denen ihre Frauen mit List, Tränen und Toben her waren. Mit dieser jungenhaften Mutwilligkeit bauten sie ihr in einer Laune perverser Dankbarkeit ein Vermögen auf.
Gewöhnlich sind es nur die Zuhälter und Erpresser, die an ihrem Beruf reich werden, aber als der Kreis ihrer einflußreichen Kunden größer wurde, hörten ihre häufigen Verhaftungen auf, und
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