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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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sie brauchte nicht länger alles überzählige Geld als Preis dafür abzuliefern, daß man sie in Ruhe ließ.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe, Mable«, sagte er.
    »Wozu?« fragte sie, und ihre dröhnende Stimme war etwas leiser als gewöhnlich.
    Er erklärte ihr mit wenigen Worten die Tatsachen über Bossy, wie sie die Maschine konzipiert und gebaut hatten, und was sie von ihr erwarteten. Sie gab nur einen Kommentar dazu.
    »Es ist nicht das erste Mal«, sagte sie, »daß die Zeitungen alles verdreht haben.«
    Darauf fuhr er fort, ihr zu erläutern, wie sie aus Bossy eine Maschine zu machen hofften, die Krankheiten wie zum Beispiel ihre Arthritis heilen würde. Billings sei eine Kapazität auf medizinischem Gebiet, und wenn sie sich um solche Dinge gekümmert habe, müsse sie wissen, daß er einen weltweiten Ruf genieße.
    Mable nickte, daß sie es wisse, dann stellte sie die naheliegendste Frage: »Warum sollte eine Maschine Krankheiten heilen können, die ein Arzt nicht heilen kann?«
    »Ärzte sind Menschen«, erwiderte Joe, »und darum beschränkt. Das Geheimnis jeder Psychotherapie ist, daß der Arzt weniger verklemmt und verbogen sein sollte als der Patient. Das ist selten der Fall. Gewiß, er mag in einer anderen Weise verbogen sein, aber wenn er nur einen Fehler durch einen anderen ersetzt, hat er nichts erreicht. Als Bossy programmiert wurde, geschah es mit der größten Sorgfalt. Sie bekam nur bewiesene und unleugbare Tatsachen in die Speicher. Bossy hat daraus ihre Folgerungen gezogen. Sie weist unbegründete Meinungen und Vorurteile zurück, die auf falschen Voraussetzungen gegründet sind. Sie ist einer vorurteilsfreien Therapie fähiger, als ein Mensch es sein könnte.«
    »Ich glaube nicht, daß ich verstehe, was du da sagst, Joe«, sagte Mable offen.
    Er versuchte ihr die Grundlagen der psychosomatischen Therapie klarzumachen. Als Beispiel führte er an, wie ihr Magen rebellieren würde, wenn sie in einem Zustand großer Sorge oder Angst etwas zu essen versuchte.
    »Die Zelle«, sagte er, »ist wie der Magen. Sie weigert sich, normal zu funktionieren, wenn sie von Verdrängungen, Hemmungen, Unterdrückungen und Ähnlichem beeinflußt wird. Es dauert nicht lange, und sie wird aus einer gesunden zu einer kranken Zelle. Die Idee bei der ganzen Psychotherapie ist es, diese Unterdrückungsfaktoren zu beseitigen, damit der Mensch wieder normal funktionieren kann. Die meisten Psychologen arbeiten mit einem mysteriösen Ding, das sie Geist oder Seele nennen. Die Psychosomatiker arbeiten direkt mit den Körperzellen. Nicht nur im Gehirn scheint jede einzelne Zelle einen eigenen Verstand und ein eigenes Gedächtnis zu besitzen, sondern überall, im ganzen Körper. Jede Zelle ist fähig, ihre eigenen Leiden zu bekommen. Der Gedanke ist, bis auf die Ebene der Körperzellen hinabzusteigen, die vorhandenen Störungen jeder Zelle zu beseitigen und ihr die Möglichkeit zu neuem Wachstum und normalem Funktionieren zu geben.«
    »Ungefähr verstehe ich, was du sagen willst, Junge«, sagte Mable.
    »Wir wissen nicht, wie Bossy arbeiten wird«, sagte er ihr offen, »aber ich sehe auch nicht, wie es Ihnen schaden könnte. Das Schlimmste, was passieren kann, ist meiner Ansicht nach, daß Sie nicht geheilt werden. Und natürlich werden Sie auch dann nicht geheilt, wenn Sie an den Vorstellungen festhalten, die die Schwierigkeiten herbeigeführt haben. Das ist unser Hauptproblem, Mable. Sie müssen bereit sein, zuzugeben, daß Sie nicht wissen, was recht und was unrecht ist.«
    Sie warf den Kopf zurück und lachte ihr lautes, ungehemmtes Lachen.
    »Mein Junge«, sagte sie herzlich. »Das habe ich noch nie gewußt.«
    »Vielleicht wird es Sie sehr verändern, Mable«, warnte er. »Es könnte sein, daß Sie danach nicht mehr so weiterleben wollen, wie Sie es jetzt tun. Alles kann passieren. Das ist ein Risiko, zu dem Sie bereit sein müssen. Niemand hat die Wirklichkeit jemals anders gesehen als durch angerußte Gläser. Wir haben keine Ahnung, wie es ohne sie ist. Sie wären der erste Mensch.«
    Sie blickte an sich herunter, auf die breiten Hüften, den alten schwarzen Rock. Dann hob sie eine Hand mit den geröteten und geschwollenen Knöcheln.
    »Wozu bin ich noch gut – so?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht sicher«, sagte Joe. »Aber ich glaube, Mable, Sie werden der Menschheit viel geben.«

 
7
     
    Es war nicht zu erwarten, daß die psychosomatische Therapie ohne Hindernisse vonstatten gehen würde. Carney beantwortete

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