Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
Vom Netzwerk:
werde sie noch einmal untersuchen müssen, wenn sie weniger unruhig ist. Und passen Sie auf. Sie ist gefährlich. Sehr gefährlich.«
    Die Wärterin schaute ihn mit kaum verhohlener Geringschätzung an. Sie kannte das Geschäft seit dreißig Jahren und wußte, was ein junges und unschuldiges Ding war, wenn sie eins sah. Der Leutnant und die anderen Beamten behaupteten, dies sei die alte Mable. Nun, die waren alle verrückt – der Psychiater nicht ausgenommen.
    »Schon gut«, sagte sie tröstend und legte ihren Arm um Mables Taille, um sie wegzuführen. Und so etwas sollte gefährlich sein! »Schon gut, Kind. Du kannst dich auf die alte Clarkie verlassen.«
    »Ich weiß«, sagte Mable, »Sie waren immer in Ordnung. Als ich vor zwanzig Jahren das letzte Mal hier war, haben Sie meinen Anwalt verständigt, obwohl der Untersuchungsrichter angeordnet hatte, daß ich isoliert gehalten werden sollte.«
    Die Wärterin ließ Mable los, wurde blaß und suchte an der Wand Halt.
    »Nie hat jemand gewußt, daß ich es war«, stammelte sie. »Ich hätte meinen Posten verloren. Niemand wußte es, nur Mable selbst. Und Mable hätte es keinem anderen gesagt – nie!«
    »Ich sagte Ihnen ja, daß sie verwirrt ist, gefährlich verwirrt!« schnappte der Psychiater. »Nun bringen Sie sie schon weg!«
    Vorsichtig zuerst, dann mit aufmunterndem Lächeln, führte die Wärterin Mable am Arm in den Korridor hinaus.
    Der Leutnant kam aus einem anderen Büro auf den Gang und sah Dr. Fairfax am Türrahmen lehnen.
    »Was sagen Sie nun, Doktor?« erkundigte er sich lächelnd.
    Der Psychiater richtete sich auf, räusperte sich und blickte mit ernst gerunzelter Stirn an seiner Nase herunter.
    »Ein klarer Fall von … ein klarer Fall von …« Er war unfähig, im kümmerlichen Repertoire psychotischer Verhaltensmuster einen Namen zu finden, der diesen Fall genau kennzeichnete. Er würde die Sache genau prüfen müssen, bevor er seine Diagnose stellen konnte, damit andere qualifizierte Psychiater ihn unterstützten – wenn die Sache weitere Kreise zöge.
    »Ein Laie würde es nicht verstehen«, endete er hochmütig.

 
10
     
    Im langen Korridor vor dem Gerichtssaal drängte sich lärmend das Publikum, hauptsächlich die Frauen. Es ging nicht um eine Gerichtsverhandlung; es war nur eine Voruntersuchung zu dem Zweck, Mables Kaution festzusetzen. Aber die alte Clarkie hatte wieder aus der Schule geplaudert, und diesmal vor Reportern.
    Die Zeitungen hatten nicht viel Zeit gehabt, die Geschichte vor dem Redaktionsschluß für die Abendausgaben aufzubereiten, aber sie hatten ihr Bestes getan, und die Resultate waren recht zufriedenstellend. Die meisten Artikel über diese alte Frau, die sich in ein junges Mädchen verwandelt hatte, waren vorsichtig abgefaßt, denn wie so häufig glaubten die Chefredakteure auch diesmal nicht an die Story, die ihre Reporter nach Hause gebracht hatten.
    Aber die Öffentlichkeit glaubte. Die Öffentlichkeit will Wunder. Sie verlangt Wunder. Und wenn eine Quelle aufhört, sie damit zu versorgen, wendet sie sich einer anderen Quelle zu, die das Spektakuläre zu liefern verspricht. Obwohl sie allem Wissenschaftlichen und Geistigen ablehnend gegenüberstand, nahm sie die vermeintlichen Wunder, die diese Eierköpfe vollbrachten, mit gierigem Vergnügen auf.
    Der Jungbrunnen, von der Vernunft seit langem verleugnet, war immer noch der große heimliche Traum. Die Leute glaubten daran, weil sie daran glauben wollten. Sie wollten dieses junge und schöne Mädchen sehen, das bis zu seinem Verschwinden vor zehn Tagen eine fette alte Frau gewesen war. Daß sie einen wenig reputierlichen Beruf ausgeübt hatte, schien die Glaubwürdigkeit irgendwie noch zu erhöhen.
    »Wenn eine alte Schlampe wie die so etwas fertigbringt, dann kann ich, die ich immer ein anständiges Leben geführt habe, es erst recht«, war die vorherrschende Meinung im Kopf jeder würdigen Matrone.
    Joe Carter schob sich langsam an einer Wand entlang zu den hohen Flügeltüren des Gerichtssaals. Er würgte und keuchte, als eine stämmige Frau ihren Ellbogen in seinen Magen stieß, und dann vergaß er den Ellbogen, als ein spitzer Absatz seinen Fuß zu durchbohren drohte.
    In der Nähe des Eingangs wurde das Gedränge dichter, und ein weiteres Vorwärtskommen schien unmöglich. Ein schwitzender Gerichtsdiener stand mit dem Rücken an der Tür und blickte unglücklich auf die andrängende Menge.
    »Im Saal ist kein Platz mehr, meine Damen«, sagte er immer wieder.

Weitere Kostenlose Bücher