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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Bücher hervor. Der Freak sitzt da, genau vor ihr, und wagt es nicht, sie zu begrüßen.
    Komm schon, Donato, heute brauche ich dich .
    Stella blättert nervös in »Das Sein und das Nichts«, Donato blättert nervös in einem Archäologiebuch. Sie hebt die Augen, er weicht ihr aus. Stella lässt den Kopf in die Hände sinken.
    Ich krieg gleich ’nen Nervenzusammenbruch.
    Donato beobachtet sie, der Rhythmus seines Atems wird schneller. Er schlägt das Buch zu. Das heftige Geräusch der aufeinanderschlagenden Seiten lässt Stella aufblicken. Der Freak streift das Gummiband von seinem Zopf und lässt die lockige Mähne auf die Schultern fallen. Er klemmt sich das Buch unter den Arm und verlässt die Bibliothek.
    Jetzt machst du dich sogar vom Acker.
    Stella lässt »Das Sein und das Nichts« liegen und folgt Donato nach draußen.
    »Hey!«, ruft sie durch den Flur.
    Er dreht sich um, antwortet nicht, zuckt mit den Schultern. Sie geht zu ihm hin, legt ihm eine Hand auf die Schulter.
    Los, Donato, sei ein Mann, ich weiß, dass es schwierig ist.
    »Ich muss dir sagen, wie die Sache aussieht«, sagt sie.
    Er hält den Atem an, zieht die Stirn in Falten, macht einen Gesichtsausdruck, der ihn gleich ein paar Jahre älter aussehen lässt. Er versucht, sein buntes Kasackhemd zu ordnen, indem er es mitDaumen und Zeigefinger nach unten zieht, er fährt sich mit der Hand über das Kinn, um den Bart zu glätten.
    »Ich bin ganz Ohr«, antwortet er nach einer kurzen Pause.
    »Nicht hier, lass uns in meine Bude gehen, ich muss dir zu viele Sachen erzählen.«
    Es ist besser, wenn wir an einem abgeschiedenen Ort sind, es könnte dich umhauen.
    Sie holt ihre Sachen aus der Bibliothek, hakt sich bei dem Freak unter, und sie verlassen zusammen das Gelände der Uni. Sie überqueren die Piazza Umberto, werden von einem Fixer angehalten, der um etwas Kleingeld bettelt, kommen zur Via Davanzati und schließlich zu Stellas Bude: Ein großer Raum, der nach Farbe und Gips riecht. In der Mitte steht ein weißer Tisch mit zwei Stühlen, und an der Wand ein unterdimensioniertes Klappbett.
    »Setz dich«, bittet Stella den Freak.
    Donato macht es sich auf der Liege bequem und fängt an, mit dem Feuerzeug ein Stück Haschisch zu erhitzen, bis es knetweich ist.
    Klar, du musst dich psychologisch vorbereiten.
    Sie setzt sich im Schneidersitz, die Hände auf den Knien wie bei einer Yogaübung, schließt die Augen, atmet tief ein und beginnt.
    »Du hattest recht, es gibt eine andere Person in meinem Leben.«
    »Was hab’ ich gesagt!«, sagt er mit gequältem Lächeln.
    »Ja, es gibt, besser gesagt, es gab.«
    Donato runzelt die Stirn, zieht die Augenbrauen hoch, ein Gesicht Marke: Verarsch mich nicht.
    »Ich hab’ ihm gesagt, er kann sich verpissen.«
    »Aber natürlich«, sagt er mit unüberhörbarer Ironie, während er das zerbröselte Hasch mit Tabak mischt.
    »Der Typ ist total pervers und krank.«
    »Kannst du mir ’nen Filter drehen?«, bittet er sie, mit dem gleichen ruhigen, unergründlichen Ton in der Stimme.
    »Er hat seine Zigarette auf meinem Rücken ausgedrückt. Als Brandzeichen!«
    Stella dreht sich um, zieht die Bluse hoch und zeigt Donato die drei übereinanderliegenden, kreisförmigen Brandwunden auf der Wirbelsäule. Er verzieht angewidert den Mund, beugt sich nach vorn und fingert ein Blättchen aus der Jeanstasche hervor. Er gewinnt seine Fassung zurück und tut so, als ob ihm die Sache überhaupt nichts ausgemacht habe.
    »Stella, du hattest schon immer eine masochistische Ader.«
    »Das ist nicht wahr, du hast mich nie ...«
    »Ich bin ein gewaltloser Mensch«, unterbricht er sie, während er den Joint rollt.
    Ich aber nicht, und wenn du mich noch mal unterbrichst, um Schwachsinn von dir zu geben, kannst du was erleben.
    »Donato, Moment, du hast mich nicht verstanden. Das war noch nicht alles, ich hab’ von seiner besten Freundin erfahren, dass er was mit einer anderen am Laufen hat, nichts Richtiges, aber jedenfalls steht er auf eine andere.«
    »Und das wundert dich? Nicht alle sind so beknackt wie ich und haben ihre Freundin noch nie betrogen, nicht mal in Gedanken.«
    »Hör zu.« Stella ist außer sich. »Kannst du das, was ich dir hier sage, verdammt noch mal ernst nehmen? Ich sage dir, dass der Typ die Leute manipuliert, das ist ein Betrüger, der alle nach seiner Pfeife tanzen lässt. Weißt du, weißt du, was er getan hat ...«
    »Bin ganz Ohr«, sagt der Freak und leckt mit der Zunge über die Klebefläche des

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