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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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mit deinem geliebten Mann sorgen. Leute wie du schreien nach einer harten Landung . Ich bring dich zu Marco.
    »Weißt du, Stella, ich brauche eine Freundin, also ... Es würde mich freuen, wenn du und ich Freundinnen werden könnten.«
    Weil du so einsam und abhängig bist, Schatz.
    Stella lächelt, zwinkert Anna zu. Diese zwängt den Mercedes zwischen zwei Häuserreihen in eine enge Gasse, die zum Meer führt und in einer Ausbuchtung mündet: ein mit Bambus überdachter Parkplatz, eine Bar und eine kleine Anlegestelle mit ein paar Booten. Die Frau parkt, sie steigen aus. Anna trägt ebenfalls Sandalen mit Absätzen, aber niedrigere als Stellas. Anna setzt ihre Sonnenbrille wieder auf, schüttelt ihr Haar und lässt den Wind hindurchwehen. Die beiden steuern auf die Mole mit den Booten zu. Es weht eine steife Brise, aber die Luft ist lau. Geruch nach frischem Fisch. Die Frauen klettern über die Klippen, blicken immer wieder über die gezackten Klippenvorsprünge. Unter ihnen ein kleiner Fischerstrand. Boote mit blauen und roten Rudern. Zwei Männer entwirren ein Netz. Noch mehr Fischgeruch.
    Die Frauen gehen vor zum Leuchtturm.
    »Und du?«, fragt Anna. »Wie geht’s dir? Wie läuft es mit Marco? Seht ihr euch oft?«
    »Nein, in letzter Zeit nicht. Ehrlich gesagt habe ich ihn seit dem Treffen auf dem Boot nicht mehr gesehen.«
    »Was soll das heißen? Seid ihr nicht zusammen?«
    Warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Scheiß?
    »Doch, wir sind zusammen, aber wir sind zwei freie Menschen. Jeder macht, was er will. Keine Pflichten, kein Theater«, lächelt Stella.
    »Und du kannst damit leben?«
    »Hör mal, Anna, Marco und ich haben ein seltsames Verhältnis, wirklich schwer zu erklären. Auch dein Mann, als er diese Sachen am Telefon gefragt hat ... warum habt ihr gedacht, dass Marco mich ausnutzt?«
    »Ich weiß nicht, er hat eben so geklungen, als wärst du für ihn nur ein Mittel zum Zweck.«
    »Sag mir die Wahrheit«, sagt Stella, während sie eine Landzunge überqueren. »Hat Marco seit der Sache mit dem Boot noch mal mit euch über mich geredet?«
    »Was meinst du?«
    »Habt ihr noch mal mit ihm telefoniert? Hat er mit mir angegeben oder Ähnliches?«
    »Nein, er hat sich nicht mehr gemeldet.«
    »Na also. Wie nutzt er mich dann bitte aus?«
    »Die Sache ist so: Er wirkt einfach nicht wie ein vertrauenswürdiger Mann ...«
    Stella hält sich die Hand vor den Mund, um nichts Falsches zu sagen, und erwidert dann trotzdem, sie solle sich ihre dämliche Paranoia verkneifen. Und mit Marco nie ein Wort darüber verlieren.
    »Stella, wir haben mit Marco keinen Kontakt mehr.«
    Von wegen: ›Ich habe einmal mit ihnen gechattet, und sie haben mich zu einer Orgie eingeladen‹.
    Stella macht ein gutgläubiges Gesicht, Anna nimmt ihre Hand, drückt, reibt, wärmt sie.
    »Ich glaube, du brauchst auch eine Freundin.«
    Da liegst du falsch, ich hab’ nämlich schon welche.
    »Du solltest dich mit Menschen umgeben, die dich verstehen«, fährt Anna fort.
    Redest du von dir und deinem Mann?
    »Wir verstehen dich.«
    Stella bleibt stehen, Anna ebenfalls.
    »Wie alt ist deine Tochter?«, fragt Stella.
    Anna fährt zusammen, ihre Stimme wird brüchig: »Sechzehn.«
    Stella strengt sich an, um ein Lachen zurückzuhalten. Sie geht weiter und beißt sich auf die Lippen.
    »Ich bin neunzehn«, sagt sie schließlich. Anna nickt.
    »Wollen wir umkehren? Zur Bar?«, schlägt sie vor.
    »Klar.«
    Damit Anna nicht über die Felskanten stolpert, nimmt Stella ihre Hand. Sie fixiert einen weit entfernten Punkt zwischen Meer und Horizont, bemerkt aber, wie die Fischer sich nach ihr umdrehen. Sie lässt Annas Hand los und steigt über die Felsen wie ein Akrobat bei einer Gleichgewichtsübung.
    »Und was für ein Verhältnis habt ihr zueinander?«
    »Ein tolles Verhältnis.« Die Stimme von Anna wird immer dünner. »Ein tolles Verhältnis. Toll. Wirklich. Sie ist ein vernünftiges Mädchen, wir vertrauen ihr blind.«
    »Und vertraut sie euch auch?« Stella zieht die Augenbrauen hoch und grinst.
    »Aber natürlich. Was denkst du denn?«
    »Erzählt ihr euch alles?«
    »Sie erzählt uns alles.«
    »Und wenn sie etwas von euch herausfindet?«
    Anna erblasst, nickt, schüttelt den Kopf, als wollte sie sagen:Daran will ich gar nicht denken. Sie schweigt, klettert, stolpert, lässt sich von Stella stützen.
    »Es wäre furchtbar«, sagt sie kurz darauf, »sie darf nichts davon erfahren.«
    Beide schweigen.
    Sie erreichen die Bar, setzen

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