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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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eiskalten Blick zu.
    »Ich lade dich zu dem Stoff ein, auf den du so abfährst, wenn du nicht willst, kannst du auch gern wieder gehen.«
    Sieh mal einer an, da spricht wieder der alte Dreckskerl.
    Stella läuft schneller, hält mit Marco Schritt. Er hantiert mit seinem Handy herum. Die beiden halten vor einem schwarzgerahmtengläsernen Tor. Marcos Handydisplay leuchtet auf, und das Tor öffnet sich. Sie treten in einen heruntergekommenen Raum, die Wände sind bemalt, besprüht und von Rissen durchzogen. Drinnen riecht es nach Urin wie in manchen Ecken im Club Lamione, nur dass hier Leute wohnen. Es gibt eine Treppe, die nach oben, und eine, die nach unten führt, und sie sind beide nicht mehr ganz intakt.
    Irre ich mich, oder gab es hier gerade eine Nuklearexplosion? Was für ein Teufelsloch ist das?
    Sie sagt kein Wort. Er deutet auf die Treppe, die nach unten führt.
    Die Rückkehr in die Hölle. Fehlt nur noch, dass mir Sabino, der Fixer, begegnet.
    Das Geräusch eines sich öffnenden Rollladens. Dahinter erscheinen vier Tischbeine und sechs Menschenbeine. Marco und Stella treten ein und der Rollladen fährt wieder herunter. Es riecht nach Natron.
    Eingeschlossen.
    Für eine Garage ist es ziemlich groß. In der Mitte steht ein antiker Holztisch, drei üble Typen, alle mit Sonnenbrillen, lassen zwei Flaschen kreisen, aus denen Rauch steigt: ein Junge mit der Visage eines Trottels; ein magerer und vernarbter Typ, der wie ein Dorfbauer aussieht; an der Stirnseite des Tisches ein Typ, den Stella schon einmal gesehen hat.
    Der Typ, der Marco und Carla bei den Bullen aus der Klemme geholfen hat, der, den er als seinen Vater ausgibt. Und der Alberto so zugerichtet hat. Gut, wirklich gut, großartige Gesellschaft.
    »Hi«, sagt Marco, »das ist Stella, erinnerst du dich an sie?«
    »Ist das die Freundin?«, fragt der Glatzkopf zwinkernd.
    »Ja«, antwortet Marco, »meine beste Freundin.«
    Den Satz habe ich doch schon mal gehört.
    »Herzlich willkommen«, sagt der Glatzkopf, »macht es euch bequem.«Seine Stimme ist rau und kratzig, sonst sieht er aus wie beim letzten Mal: kahlköpfig, mit solariumgebräunter Haut, so fett wie der Sessel, in dem er sitzt, ein weißes Hemd, aus dem ein paar schwarze Brusthaare herausragen, eine schwarze Anzughose und ein Paar schwarzgelackter Schuhe.
    Die Luft ist feucht und muffig.
    Ein Bunker.
    Abgesehen von dem Tisch, den braunen Sesseln und den Pokerkarten ist der Raum leer. Es gibt keine Poster, nichts an den Wänden außer den Rissen.
    Sind das ihre Geschäftsräume? Wirklich wunderbar.
    Marco bietet ihr den einzigen intakten Stuhl an. Er setzt sich in einen Sessel, von dem Stücke herunterfallen. Er lässt sich einen Streifen Alufolie und ein Tütchen geben. Er nimmt das Koks aus dem Tütchen und mischt es auf der Alufolie mit dem Natron. Er wickelt ein anderes Stück Alufolie um den Hals einer Plastikflasche, in der auf halber Höhe ein Strohhalm steckt, durchlöchert die Folie mit seinem Schlüssel, gibt das Gemisch dazu und zündet an.
    Dieser Ort macht mir Angst, im Vergleich dazu ist Sabinos Wohnung eine Königssuite.
    Marco gibt die Flasche an Stella weiter.
    »Du musst am Strohhalm ziehen, das weißt du, oder?«
    »Nee, eigentlich nicht.«
    »Hast du noch nie Crack geraucht?«, fragt Marco.
    »Nein.«
    Der Glatzkopf und der Magere grinsen.
    »Ist das dein erstes Mal?«, fragt der Glatzkopf.
    Was gibt es da zu lachen, vedammtnochmal! Es ist das erste Mal, dass ich Crack rauche, ist das so schlimm. Jetzt werde ich das Versäumte nachholen.
    Der Junge hebt den Kopf, den er auf seine Hand gestützt hatte, er scheint Stella anzuschauen, auch wenn sie seinen Blick nicht genau lokalisieren kann, mit diesen dunklen Gläsern, die seine Augen verdecken.
    »Alte, willste platzen?«, sagt der Junge.
    Kümmer dich um deinen eigenen Dreck. Idiot.
    Stella fällt auf, dass der Junge ganz anders gekleidet ist als die Erwachsenen, mit seinem übergroßen Kapuzenpullover, dazu die Haare abrasiert bis auf ein paar Dreadlocks am Hinterkopf, außerdem hat er Lippen- und Nasenpiercings. Er sieht ganz so aus, als hätten ihm die Drogen das Hirn weggepustet.
    Marco erklärt Stella, wie sie die Flasche halten soll.
    Nur Crack hat noch gefehlt. Danke dir, Marco, ich muss dir wirklich am Herzen liegen.
    Sie folgt seinen Erklärungen angespannt, als müsse sie ein Examen zum Thema »Wie rauche ich Crack aus einer Flasche« ablegen. Er hält die Flasche für sie fest, nimmt das Feuerzeug und zündet die

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