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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Spitze des Aluminiums an, das zu rauchen beginnt.
    »Jetzt ziehen!«
    Stella drückt die Lippen fest um den Strohhalm und zieht so stark sie kann. Ein Erstickungsgefühl überkommt sie, und sie gibt mit einem Handzeichen zu verstehen, dass es genug ist.
    »Jetzt halte es in der Lunge«, sagt Marco.
    Sie versucht, die Luft anzuhalten, spürt einen Widerstand im Rachen, so als würde ihr etwas quer im Hals liegen. Schließlich muss sie husten, Rauchwölkchen fliegen stoßweise aus ihrem Mund, begleitet von allgemeinem Gelächter.
    Moment, seid ihr etwa hier, um mich zu bewerten?
    »Kommt schon, Jungs«, sagt Marco, »lacht sie nicht aus, es ist ihr erstes Mal.«
    Der Glatzkopf nimmt ein paar Züge von der Flasche und gibt sie an den Mageren weiter, nimmt die Pokerkarten und mischt.
    »Spielen wir ’ne Runde.«
    Die Karten bedeuten nichts Gutes.
    Marco, der Glatzkopf, der Magere und der hirnverbrannte Junge beginnen das Spiel. Ab und zu unterbrechen sie, um ein paar Züge von der Flasche zu nehmen, Stella zieht ebenfalls und schweigt, allein.
    Wenn du nur herkommen wolltest, um Crack-Poker zu spielen, hättest du es mir sagen können, dann wäre ich zu Hause geblieben.
    Allein. In der Ecke. Während sie lachen, sich unterhalten und spielen. Allein. Ihr Magen beginnt zu rumoren. Nach dem zehnten Zug erscheint ihr die Garage immer mehr wie eine Gefängniszelle. Die Risse in der Wand, der Geruch nach verbranntem Natron, die Dunkelheit und das Fehlen jeglicher Fenster, alles verstärkt das Gefühl des Eingeschlossenseins. Langsam geht es ihr schlechter. Ihre Lunge scheint blockiert, als würde sich ein Asthmaanfall ankündigen.
    Ich will hier raus.
    Sie versucht, noch etwas durchzuhalten. Die anderen spielen weiter. Die anderen ziehen an der Flasche. Die anderen lachen. Marco wirft ihr nicht mal einen halben Blick zu.
    »Ich kriege keine Luft mehr!«, sagt Stella plötzlich.
    Marco dreht sich zu ihr um, klopft ihr auf die Schulter. Er lacht mit seinen schiefen, kaputten Zähnen.
    »Hör auf, du hast zu viel genommen.« Und schon dreht er sich zum Tisch zurück und setzt das Spiel fort.
    »Ein Jammerlappen, deine Freundin«, sagt der Glatzkopf.
    Marco lacht.
    Deine Mutter ist ein Jammerlappen. Ich kriege keine Luft mehr, ich muss hier raus.
    Marco bittet die anderen, ihn zu entschuldigen. Er entfernt sich, das Handy in der Hand.
    »Wie bitte ... nein ... jetzt ... bin unterwegs!« Er steckt das Telefon in die Tasche zurück.
    Stella atmet erleichtert auf.
    Endlich verlassen wir diese Jauchegrube.
    »Leute«, sagt er, »entschuldigt mich, mir ist was dazwischengekommen, ich muss schnell nach Sarignano.«
    Stella will schon aufstehen.
    »Bringt ihr Stella nach Hause?«, fragt er, schaut zum Glatzkopf und richtet seine Ray Ban.
    Der Glatzkopf fletscht die Zähne zu einem Grinsen. Stella sieht die beiden Goldzähne.
    »Natürlich.«
    Was zum Teufel hat er vor?
    »Marco!« Sie steht auf.
    »Amore, verzeih mir, aber du kannst das nicht verstehen, es ist was passiert, ich muss ... mach dir keine Sorgen, das sind enge Freunde von mir, sie bringen dich nach Hause.«
    Das kann er mir nicht antun.
    »Marco!« Sie geht ihm hinterher, während der Rollladen hochfährt. »Warte, ich komme mit! Lass mich einfach auf der Straße raus. Du musst mich nicht bis nach Hause bringen. Bitte!«
    »Stella, es ist drei Uhr nachts, wo soll ich dich denn rauslassen? Warte auf meine Freunde, ich habe dir doch gesagt, dass sie dich mitnehmen.«
    Ja, wahrscheinlich bringen sie mich direkt ins Krankenhaus, in das Bett neben Albertos.
    Marco verschwindet hinter dem Rollladen, Stella erstarrt. Der Rollladen fährt wieder herunter.
    »So, Mädchen«, sagt der Glatzkopf, »was für ein Spiel wollen wir spielen?«
    »Was für ein Spiel wollen wir spielen«, echot der Magere.
    Völkerball: Der Erste, der mich berührt, kriegt Ärger.
    Stellas Blick schweift von einem zum nächsten: der Magere mit seinen pustelähnlichen Eiterpickeln, dann der blasse Junge, dessen Piercings größer sind als sein Gesicht, der Glatzkopf mit seinen Schweißflecken unter den Achseln, von denen ein Gestank nach schimmligem Lauch und Natron ausgeht. Stella mustert ihre verfaulten Münder, ihre Zähne, übler Mundgeruch steigt ihr in die Nase.
    Sie beschaut ihre Hände. Die des Glatzkopfs sind fleischig und haarig, die des Mageren sind blechern knochig, die des Jungen blass und verschwitzt. Die Krallen bohren sich in ihren Bauch. Mit einem Mal ist ihr alles klar.
    Ich muss versuchen,

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