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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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stark angegriffen. Er wischte seine schweißnassen Hände an der Hose ab.
    Laura setzte die Befragung ihrer Tochter fort. »Erzähl  mir von der Tür zum Dezember, Melanie. Was ist das? Er klär es mir.«
    Das Kind antwortete leise: »Es ist wie... das Fenster zum Gestern.«
    »Ich verstehe nicht. Erklär es mir.«
    »ES ist wie... die Treppe... die nur seitwärts führt... weder hinauf noch hinab...«
    Laura tauschte einen Blick mit Dan, der ratlos mit den Schultern zuckte.
    »Erzähl mir mehr davon«, forderte Laura ihre Tochter auf.
    Melanies Stimme hob und senkte sich in einem gespenstischen Rhythmus, während sie berichtete: »Es ist wie...  wie die Katze... die hungrige Katze, die sich selbst aufaß. Sie ist fast am Verhungern. Sie hat kein Futter. Deshalb beginnt sie, an ihrer eigenen Schwanzspitze zu kauen. Sie beginnt, ihren Schwanz zu essen... sie ißt immer mehr davon... bis der ganze Schwanz verschwunden ist. Dann... dann ißt sie ihre eigenen Hinterbeine und dann ihren Rumpf. Sie ißt und ißt... sie verschlingt sich... bis sie auch das letzte Stückchen von sich selbst aufgegessen hat... bis sie sogar ihre eigenen Zähne aufgegessen hat,., und dann.,. dann verschwindet sie einfach. Hast du gesehen, wie sie verschwunden ist? Wie konnte sie einfach verschwinden? Wie konnten die Zähne sich selbst aufessen? Müßte nicht wenigstens ein Zahn übrigbleiben? Aber es bleibt nichts übrig. Kein einziger Zahn.« Dan konnte Laura anhören, daß sie genauso perplex war wie er, als sie verwundert sagte: »Sie wollen, daß du über diese Katze nachdenkst, während du im Tank schwimmst?«
    »Ja, an manchen Tagen. An anderen Tagen soll ich an das Fenster zum Gestern denken, an nichts anderes als an das Fenster zum Gestern, stundenlang.,. stundenlang... ich soll mich völlig auf dieses Fenster konzentrieren... es sehen... daran glauben... Aber am besten gelingt es hei der Tür...«
    »Der Tür zum Dezember?«
    »Ja.«
    »Erzähl mir davon, Liebling.«
    »Es ist Sommer... Juli... heiß und schwül. Mir ist so heiß... ich gäbe alles für ein bißchen... kühle Luft. Ich öffne die Haustür... und auf der anderen Seite der Tür ist es ein kalter Wintertag. Es schneit. Ich schaue aus den Fenstern auf beiden Seiten neben der Tür,., und durch die Fenster kann ich sehen, daß es Juli ist... und ich weiß, daß es Juli ist... warm... heiß... überall ist es Juli... nur nicht hinter dieser Tür... auf der anderen Seite dieser Tür,.. dieser Tür zum Dezember. Und dann...«
    »Was dann?«
    »Ich mache den Schritt... hinaus. »Du trittst über die Schwelle dieser Tür zum Dezember?« Melanie riß plötzlich die Augen weit auf, sprang vom Stuhl hoch und begann zu Dans fassungslosem Erstaunen, sich selbst heftig zu schlagen. Ihre kleinen Fäuste hämmerten wild auf ihre zarte Brust ein. Sie trommelte auf ihre Rippen, auf ihre Hüften und schrie; »Nein, nein, nein, nein\«
    »Halten Sie sie fest!« rief Laura.
    Dan war schon vom Bett aufgesprungen. Er packte Melanie bei den Händen, aber sie riß sich mit bestürzender Mühelosigkeit los. Wie konnte dieses zerbrechliche Geschöpf über solche Kraft verfügen? »Ich hasse es!« kreischte Melanie und schlug sich ins Gesicht. Dan griff wieder nach ihr. Sie sprang beiseite. »Ich hasse es!« Sie versuchte, sich ganze Haarbüschel auszureißen. »Melanie, Liebling, hör auf!«
    Dan packte sie bei den Handgelenken und hielt sie fest. Sie bestand nur aus Haut und Knochen, und er hatte Angst, ihr weh zu tun. Aber wenn er sie losließ, würde sie sich selbst verletzen. »Ich hasse es!« schrie sie gellend. Speicheltropfen flo gen aus ihrem Mund. Laura kam behutsam näher. Melanie ließ ihre Haare los und versuchte, Dan zu kratzen und sich aus seinem Griff zu befreien.
    Er hielt sie fest, und es gelang ihm, ihre Arme an ihren Körper zu drücken, aber sie zappelte heftig und trat nach seinen Schienbeinen. »Ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es!«
    Laura umschloß das Gesicht des Mädchens mit beiden  Händen, zwang es, ihr in die Augen zu blicken. »Liebling, was ist los? Was haßt du so sehr?«
    »Ich hasse es!«
    »Was haßt du so?«
    »Über die Schwelle zu treten.«
    »Du haßt es, über die Schwelle dieser Tür zum Dezember zu treten?«
    »Und ich hasse sie.«
    »Wer sind diese sie?«
    »Ich hasse sie, ich hasse sie! Sie zwingen mich... an diese Tür zu denken, und sie zwingen mich, an diese Tür zu glauben, und dann zwingen sie mich,,, über die Schwelle zu treten, und

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