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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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früheren Forschungsprojekte .«
    Sie drehte die Karte um. »Hier stehen aber zwei Nummern.«
    »Die untere ist meine Privatnummer für den Fall, daß ich nicht im Dienst bin. Ich möchte, daß Sie mich jederzeit rasch erreichen können.«
    »Geben Sie immer auch Ihre Privatnummer?«
    »Nein.«
    »Warum tun Sie es dann diesmal?«
    »Was ich am allermeisten hasse...«
    »Ja? Was ist das?«
    »Ein Verbrechen wie dieses hier. Kindesmißhandlung irgendwelcher Art. So etwas macht mich ganz krank und bringt mein Blut in Wallung.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«

12
    Dr. Rafael Ybarra, Chefarzt für Kinderheilkunde am Valley Medical, unterhielt sich mit Laura in einem kleinen Aufenthaltsraum für das Klinikpersonal. Zwei Getränke-und Snackautomaten standen an einer Wand. Hinter Laura summte leise ein Kühlschrank. Sie saß Ybarra an einem langen Tisch gegenüber, auf dem Zeitschriften mit Eselsohren herumlagen und zwei Aschenbecher von Zigarettenkippen überquollen. Der Kinderarzt war schlank und dunkel, mit adlerartigen Gesichtszügen. Er legte sichtlich Wert auf ein gepflegtes Äußeres und wirkte auf Laura ziemlich affektiert. Kein Härchen stand ihm vom perfekt frisierten Kopf ab. Sein Hemdkragen war blütenweiß und gestärkt, die Krawatte untadelig geknotet, der Arztkittel maßgeschneidert. Er setzte beim Gehen die Füße so vorsichtig auf, als hätte er Angst, seine Schuhe zu beschmutzen, und er saß sehr aufrecht und steif auf dem Stuhl. Mit gerümpfter Nase betrachtete er die Krumen und die Zigarettenasche auf dem Tisch und zog es vor, die Hände auf seinen Schoß zu legen. Er war Laura auf Anhieb unsympathisch. Ybarra dozierte in autoritärem Ton: »In physischer Hinsicht befindet sich Ihre Tochter in einer erstaunlich guten Kondition, wenn man die Umstände in Betracht zieht. Sie hat leichtes Untergewicht. Die Blutergüsse an ihrem rechten Arm sind auf wiederholtes ungeschicktes Einführen einer Injektionsnadel zurückzuführen. Ihre Urethra ist etwas entzündet, möglicherweise infolge von Katheterismus; ich habe ihr entsprechende Medikamente verschrieben. Andere physische Schäden sind offenbar nicht vorhanden.« Laura nickte. »Ich weiß. ich bin hier, um sie nach Hause mitzunehmen.«
    »Nein, nein. Davon würde ich abraten«, entgegnete Ybarra. »Sie zu Hause zu betreuen wäre außerordentlich  schwierig.«
    »Leidet sie an Inkontinenz?«
    »Nein. Sie benutzt die Toilette.«
    »Kann sie selbständig essen?«
    »Wie man's nimmt. Anfangs muß man sie füttern, doch dann ißt sie allein weiter. Man muß sie ständig im Auge behalten, denn nach einigen Bissen vergißt sie offenbar, was sie tut, verliert das Interesse. Man muß sie auffordern weiterzuessen. Auch zum Ankleiden benötigt sie Hilfe.«
    »Mit solchen Dingen werde ich ohne weiteres fertig.«
    »Ich bin trotzdem dagegen, sie zu entlassen«, beharrte Ybarra.
    »Aber Dr. Pantangello sagte letzte Nacht...«
    Ybarra rümpfte die Nase. »Dr. Pantangello hat seine Ausbildung erst vergangenen Herbst abgeschlossen und arbeitet erst seit einem Monat an dieser Klinik. Ich bin der Chef der Kinderabteilung, und ich vertrete die Ansicht, daß Ihre Tochter hierbleiben sollte.«
    »Wie lange?«
    »Ihr Verhalten ist symptomatisch für schwere Inhibierungskatatonie, was in Fällen langer Einsperrung und Mißhandlung nicht ungewöhnlich ist. Sie sollte für die Dauer einer vollständigen psychiatrischen Beurteilung in der Klinik bleiben. Eine Woche... zehn Tage.«
    »Nein.«
    »Es ist das Beste für das Kind«, sagte er, aber seine Stimme war so kalt, daß es schwerfiel zu glauben, er könnte jemals auch nur einen Gedanken darauf verschwenden, was für jemanden das Beste wäre - ausgenommen für Rafael Ybarra selbst.
    Laura fragte sich, wie Kinder zu einem solchen Arzt Vertrauen haben sollten.
    »Ich bin Psychologin«, sagte sie. »Ich kann ihren Zustand selbst beurteilen und sie zu Hause dementsprechend behandeln.«
    »Sie wollen die Therapeutin Ihrer eigenen Tochter sein? Da halte ich für keine gute Idee.«
    »Da bin ich anderer Meinung.« Laura verspürte nicht die geringste Lust, diesem Mann die Gründe für ihre Einstellung zu erklären. »Hier in der Klinik haben wir die besten Möglichkeiten, nach abgeschlossener Beurteilung die geeignetste Therapie durchzuführen. Ihnen würde zu Hause einfach das notwendige Rüstzeug fehlen.« Laura runzelte die Stirn. »Rüstzeug? Welches Rüstzeug? Welche Behandlungsmethoden haben Sie

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