Tür ins Dunkel
und die Stimmbänder sind zerquetscht, die Nackenwirbel zertrümmert.«
»Okay«, sagte Laura mit trockenem Mund. »Ich kann es mir jetzt in etwa vorstellen.«
»Tut mir leid, daß ich mich so drastisch ausgedrückt habe. Nun, diese Leiche ist bei weitem nicht so schlimm zugerichtet wie die drei Opfer in Studio City, aber ungewöhnlich ist es trotzdem. Sie verstehen, weshalb wir da einen Zusammenhang vermuten? In beiden Fällen wurde mit ungewöhnlicher Brutalität gemordet.« Laura stieß sich vom Zaun ab. »Ich möchte Melanie sehen." Sie mußte Melanie sehen, mußte das Mädchen berühren und in die Arme schließen, mußte sich vergewissern, daß ihrer Tochter nichts geschehen war.
Sie eilte auf den Haupteingang der Klinik zu. Haldane ging neben ihr her; trotz des leichten Hinkens schien er keine Beschwerden zu haben. »Hatten Sie einen Unfall?« erkundigte sich Laura. »Äh?«
»Ihr Bein.«
»Ach so. Nein, das ist nur eine kleine Erinnerung an meine Collegezeit. Damals habe ich mir beim Football das Knie verletzt, und bei feuchtem Wetter macht es mir manchmal ein wenig zu schaffen. Hören Sie, über diesen Kerl im Volvo, diesen Rink, gibt es noch einiges zu sagen.«
»Was?«
»Nun, er hatte einen Diplomatenkoffer bei sich. Der Koffer enthielt einen weißen Arztkittel, ein Stethoskop und eine Pistole mit Schalldämpfer.«
»Hat er auf seinen Mörder geschossen? Suchen Sie nach jemandem, der eine Schußwunde hat?«
»Nein. Die Pistole wurde nicht abgefeuert. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Der weiße Kittel? Das Stethoskop?«
»Er war kein Arzt, oder?«
»Nein. Wir glauben, daß er sich in der Klinik als Arzt ausgeben wollte.«
»Weshalb sollte er das tun?«
»Nun, der Gerichtsmediziner ist nach der ersten Untersuchung der Ansicht, daß Rink heute morgen zwischen vier und sechs ermordet wurde. Gefunden wurde er allerdings erst um Viertel vor zehn. Nun, falls er jemanden im Krankenhaus besuchen wollte, sagen wir mal um fünf Uhr morgens, so hätte er sich als Arzt verkleiden müssen, denn die Besuchszeit beginnt erst um 13 Uhr. Wenn er in Zivilkleidung einer Krankenschwester oder einem Wächter begegnet wäre, hätte man ihn sofort hinausgeworfen. In einem weißen Kittel und mit einem Stethoskop um den Hals hätte er sein Ziel hingegen vermutlich erreicht.«
Laura blieb vor dem Haupteingang stehen und wandte sich Haldane zu. »Sie sagen >besuchen<, aber Sie meinen etwas ganz anderes.«
»Stimmt.«
»Sie glauben also, daß er ins Krankenhaus eindringen wollte, um jemanden zu erschießen?«
»Ein Mann trägt keine Pistole mit Schalldämpfer mit sich herum, wenn er nicht die Absicht hat, von ihr Gebrauch zu machen. Der Besitz von Schalldämpfern wird vom Gesetz streng bestraft. Wenn man mit so einem Ding erwischt wird, sitzt man ganz schön in der Sch... äh... in der Klemme. Außerdem habe ich mir sagen lassen, daß Rink im Strafregister stand. Ich hatte noch keine Zeit, mich mit seiner Akte zu beschäftigen, aber er stand offenbar in Verdacht, seit einigen Jahren Mordaufträge auszuführen.«
»Ein gedungener Killer?«
»Darauf könnte ich fast wetten.«
»Aber das heißt noch lange nicht, daß er es auf Melanie abgesehen hatte. In dieser Klinik liegen doch so viele Patienten. ..«
»Wir haben die Patientenliste überprüft, um festzustellen, ob jemand mit einer kriminellen Vergangenheit dabei ist oder jemand, der in einem bevorstehenden Prozeß als wichtiger Zeuge auftreten soll. Oder Drogenhändler oder Mitglieder irgendeiner organisierten Verbrecherorganisation. Wir haben bisher nichts Derartiges gefunden. Niemanden, auf den Rink es abgesehen haben könnte... außer Melanie.«
»Wollen Sie damit sagen, daß dieser Rink in Studio City die drei Männer umgebracht hat und dann hierher gekommen ist, um Melanie zu töten, weil sie Augenzeugin jener Morde war?«
»Könnte sein.«
»Aber wer hat dann Rink ermordet?« Er seufzte. »Das ist genau der wunde Punkt.«
»Sein Mörder wollte offenbar nicht, daß er Melanie umbrachte.« Haldane zuckte mit den Schultern. »Wenn dem so ist, bin ich sehr froh«, fuhr Laura fort. »Worüber sind Sie froh?«
»Nun, wenn jemand Rink umbrachte, um zu verhindern, daß er Melanie erschoß, so bedeutet das doch, daß sie nicht nur Feinde hat. Sie muß auch Freunde haben.« Mit unverhohlenem Mitleid widersprach Haldane: »Nein. Das braucht es keineswegs zu bedeuten. Die Leute, die Rink umbrachten, haben es vermutlich genauso auf Melanie abgesehen -nur daß
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