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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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im Auge?«
    »Das würde selbstverständlich Dr. Gehagen von der Psychiatrie entscheiden. Aber falls Melanie in diesem katatonischen Zustand verbleibt oder sich ihr Zustand noch verschlimmern sollte, würde ich persönlich für Barbiturate und Elektroschocktherapie plädieren...«
    »Schlagen Sie sich das aus dem Kopf!« sagte Laura scharf, stieß ihren Stuhl zurück und erhob sich abrupt. Ybarra zwinkerte mit den Augen, erstaunt über ihren feindseligen Ton. »Drogen und Elektroschocks!« rief Laura. »Damit hat ihr gottverdammter Vater sie in den vergangenen sechs Jahren unter anderem gequält.«
    »Nun, selbstverständlich würden wir nicht dieselben Dorgen oder dieselbe Art von Elektroschocks anwenden, und wir hätten ja völlig andere Intentionen...«
    »Gewiß, aber woher sollte Melanie Ihre Intentionen kennen? Ich weiß, daß Barbiturate und Elektroschocktherapie in manchen Fällen zu wünschenswerten Resultaten führen, aber sie sind nicht die richtige Behandlungsmethode für meine Tochter. Melanie muß in erster Linie ihr Selbstwertge fühl zurückerlangen und lernen, jemandem zu vertrauen. Sie braucht eine Atmosphäre, die frei von Angst und Schmerzen ist. Sie braucht Stabilität. Aber mehr als alles andere braucht sie jetzt Liebe.«
    Ybarra zuckte die Schultern. »Nun, da Sie die Gesundheit Ihrer Tochter nicht gefährden, wenn Sie sie heute nach Hause mitnehmen, kann ich Sie nicht daran hindern.«
    »So ist es«, sagte Laura. Die Leute von der Spurensicherung waren damit beschäftigt, den Parkplatz in der Umgebung des Volvo zu untersuchen, als Kerry Burns, ein Streifenpolizist, auf Dan Haldane zukam und ihn ansprach. »Ein Anruf vom East Valley. Ich soll Ihnen von Captain Mondale bestellen, daß er Sie sofort zu sehen wünscht.«
    »Hat er Sehnsucht nach mir?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Ich wette, daß er Sehnsucht nach mir hat.«
    »Ist zwischen Ihnen und Mondale etwas?«
    »Das muß ich entschieden verneinen. Ich weiß nicht, ob Ross schwul ist, aber ich bin es jedenfalls nicht.«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Sie können einander nicht leiden, stimmt's?«
    »Merkt man das?«
    »Merkt man es, daß Hunde keine Katzen mögen?«
    »Drücken wir es mal vorsichtig aus: Wenn ich in Gefahr wäre zu verbrennen, und Ross Mondale hätte den einzigen Eimer Wasser weit und breit, würde ich es vorziehen, das Feuer mit meinem eigenen Speichel zu löschen.«
    »Das läßt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Fahren Sie rüber ins East Valley?«
    »Er hat mich doch hinbeordert, oder?«
    »Aber werden Sie es auch tun? Ich soll zurückrufen und ihm bestätigen, daß Sie kommen.«
    »Klar.«
    »Er will Sie unverzüglich sprechen.«
    »Klar.«
    »Ich rufe ihn an und sage. Sie seien schon unterwegs.«
    »Tun Sie das.«
    Kerry eilte zu seinem Streifenwagen, und Dan stieg in seine Limousine. Er lenkte den Wagen vom Parkplatz auf die Straße und fuhr zur Innenstadt, obwohl Ross Mondale in genau entgegengesetzter Richtung auf ihn wartete. Vor ihrer Unterredung mit Dr. Ybarra hatte Laura die ihr von Haldane empfohlene Detektei angerufen. Bis sie dann Melanie geholfen hatte, Jeans, eine blaukarierte Bluse und Turnschuhe anzuziehen, und die notwendigen Entlassungsformulare unterschrieben hatte, war der Detektiv von California Paladin auch schon eingetroffen. Sein Name war Earl Benton, und er sah aus wie ein junger Farmer, den man in die Kleidung eines Bankiers gesteckt hatte. Sein dunkelblondes Haar war von den Schläfen glatt nach hinten gekämmt und von einem erstklassigen Friseur modisch kurz geschnitten; aber zu seinem breiten offenen Gesicht hätten längere, vom Wind zerzauste Haare besser gepaßt. Sein Stiernacken drohte den Kragen seines Yves St. Laurent-Hemdes zu sprengen, und er schien sich in dem dreiteiligen grauen Anzug nicht recht wohl zu fühlen. Seine riesigen Pranken mit den dicken Fingern würden nie elegant aussehen, aber die Nägel waren sorgfältig manikürt. Laura sah auf den ersten Blick, daß Earl einer von jenen Zehntausenden war, die nach Los Angeles kamen, um hier ihr Glück zu versuchen; er hatte es offensichtlich schon ziemlich weit gebracht und würde auf der Leiter des Erfolges vermutlich noch weiter emporsteigen, sobald er einige rauhe Kanten verloren und sich in seiner Designerkleidung natürlich zu bewegen gelernt hatte. Laura fand ihn sympathisch. Ihr gefiel sein breites Lächeln und seine ungezwungene Art, während sein scharfer Blick verriet, daß er wachsam und intelligent war.

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