Tür ins Dunkel
erreichen?« fragte sie. »Sie wollten mich doch bestimmt nicht nur über Rink informieren. Immerhin wußten Sie ja, daß ich hierherkommen würde. Sie brauchten mich also nur hier abzufangen, um mir die schlechten Nachrichten mitzuteilen.« Er warf einen Blick zum Parkplatz hinüber, wo der Lei chenwagen gerade den Tatort verließ: Als er sich wieder Laura zuwandte, hatte sein Gesicht einen grimmigen Ausdruck, und in seinen Augen stand tiefe Sorge geschrieben "Ich wollte Ihnen raten, einen privaten Sicherheitsdienst anzurufen und zu vereinbaren, daß Sie rund um die Uhr bewacht werden, sobald Sie mit Melanie die Klinik verlassen.«
»Sie meinen einen Leibwächter?« "Mehr oder weniger, ja.«
»Aber würde Melanie nicht Polizeischutz erhalten, wenn ihr Leben wirklich in Gefahr ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Fall. Es gab ja keine direkten Morddrohungen. Keine Telefonanrufe. Keine Briefe.«
»Rink...«
»Wir wissen nicht mit Sicherheit, daß er Melanie umbringen wollte. Wir vermuten es nur.«
»Trotzdem...«
»Wenn Bundesstaat und Stadt nicht ständig in Finanzkrisen steckten, wenn das Budget der Polizei nicht gekürzt worden wäre, wenn wir nicht unter chronischem Personalmangel leiden würden, könnten wir unter Umständen Ihr Haus beobachten lassen. Aber in der gegenwärtigen Situation werde ich eine solche Maßnahme nicht durchsetzen können. Und wenn ich die Observation über den Kopf meines Chefs hinweg anordne, kann ich demnächst meinen Koffer packen. Wir kommen ohnehin nicht gerade glänzend miteinander aus. Aber professionelle Leibwächter werden Sie genausogut beschützen wie Polizeibeamte. Können Sie es sich leisten, welche zu engagieren, nur für einige Tage?«
»Ich nehme es an. Ich weiß zwar nicht, was so etwas kostet, aber ich bin nicht gerade arm, und wenn Sie glauben, es sei nur für einige Tage... «
»Ich habe das Gefühl, daß dieser geheimnisvolle Fall schnell aufgeklärt werden wird. Diese ganzen Morde, die vielen Risiken, die jemand eingegangen ist- das alles deutet darauf hin, daß sie unter schwerem Druck stehen, daß es irgendein Zeitlimit gibt. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie mit den Experimenten an Ihrer Tochter bezweckten und warum sie sie um jeden Preis wieder in ihre Hände bekommen wollen, aber ich glaube, daß die Situation sich mit einer Lawine vergleichen läßt, die mit wahnsinniger Geschwindigkeit einen Berg hinabrollt und dabei immer größer wird. Zur Stunde hat sie schon gewaltige Ausmaße, und sie ist nicht mehr weit vom Fuße des Berges entfernt. Und wenn sie schließlich unten aufprallt, wird sie in hundert Stücke zerbersten.«
Als gute Kinderpsychologin war Laura eine selbstsichere Frau; es fiel ihr nie schwer zu entscheiden, wie ein neuer Patient behandelt werden mußte. Natürlich machte sie sich Gedanken über die geeignetste Therapiemethode, aber sobald ihre Vorgehensweise für sie feststand, wandte sie diese an, ohne zu zögern. Sie war eine Therapeutin; sie reparierte psychische Schäden, und sie war in ihrem Beruf sehr erfolgreich; dieser Erfolg hatte ihr Selbstvertrauen und Autorität verliehen. Jetzt aber fühlte sie sich schwach, hilflos und verletzlich. Es war ein Gefühl, das sie seit einigen Jahren nicht mehr gehabt hatte -seit sie gelernt hatte, sich mit Melanies Verschwinden abzufinden. »Ich... ich weiß nicht einmal wie man einen Leibwächter findet«, stammelte sie. Er zückte seine Brieftasche und zog eine Karte heraus. Wir dürfen an und für sich keine Empfehlungen geben. Aber ich weiß, daß diese Leute gute Arbeit le isten, und sie haben vernünftige Preise.« Sie griff nach der Karte und las:
CALIFORNIA PALADIN
Privatdetektei Personenschutz
Darunter stand eine Telefonnummer. Laura schob die Karte in ihre Handtasche. »Danke.«
»Rufen Sie dort an, bevor Sie das Krankenhaus verlassen.«
»Das werde ich tun.«
»Lassen Sie einen Mann hierherkommen. Er kann Ihnen dann zu Ihrem Haus folgen.«
Sie fror plötzlich. »Okay.« Sie machte einen Schritt auf die Tür zu.
»Warten Sie.« Er gab ihr seine eigene Visitenkarte. »Auf der Vorderseite steht meine Telefonnummer im Central, aber dort werden Sie mich nicht erreichen können, weil ich zur Zeit eine Vertretung im East Valley mache. Ich habe Ihnen diese Nummer auf die Rückseite geschrieben. Rufen Sie mich bitte an, falls Ihnen irgend etwas einfällt, was von Bedeutung für diesen Fall sein könnte - etwas über Dylans Vergangenheit oder seine
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