Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees
Krankenhaus gehen. Das ist für ein relativ armes Land wie die Türkei schon eine enorme Leistung.
Türkische Freizeitvergnügen
Picknick und Geselligkeit
Man kennt es aus den Parks deutscher Großstädte. Türkische Familien lieben den Grillnachmittag in der freien Natur. So wie die Deutschen es mit der Einwanderung aus Südeuropa nach und nach auch schätzen gelernt hat, einen größeren Teil ihres Lebens im Freien zu verbringen, ist es in der Türkei schon immer Sitte und Tradition, Tisch und Stühle vor die Tür zu stellen und seinen Kaffee vor dem Haus statt im Wohnzimmer zu trinken. Was auf dem Land noch ganz einfach zu bewerkstelligen war, ist für moderne türkische Familien heute allerdings zu einer echten logistischen Herausforderung geworden, der sie sich jedoch mit Begeisterung stellen.
Das Picknick im Grünen ist eine der liebsten Wochenendbeschäftigungen türkischer Familien. Dafür reichen aber bei weitem nicht der transportable Grill und ein paar zuvor vorbereitete Bouletten, die in der Türkei Köfte heißen, sondern richtig schön wird es erst, wenn das auf dem Rasen ausgebreitete Tischtuch wirklich reichlich gedeckt ist. Während die Hausfrau also schon am Vortag verschiedene Speisen zubereitet, die dann sorgsam verpackt werden, um sie gefahrlos im Auto transportieren zu können, schaffen die Männer vom Metzger diverse Fleischportionen für den Grill heran. Am beliebtesten und wohlschmeckendsten sind Pirzola, kleine zarte Koteletts vom Lamm, die aber leider auch zu den teuersten Leckereien gehören und für viele Familien kaum noch erschwinglich sind. Da Fleisch insgesamt in der Türkei sehr teuer ist, kommt eben oft auch Fisch auf den Grill, eine Abwechslung, die sich besonders in Istanbul und den vielen anderen türkischen Städten an der Küste anbietet.
Sind die Speisen vorbereitet und die Portionen für den Grill eingekauft, muss das Essen inklusive des Geschirrs, Grills, der Kohle und vielem anderen im Auto verstaut werden. Bei einer fünfköpfigen Familie können es mit Onkel und Tanten leicht 15 Leute werden, und da kommt dann schon einiges zusammen. Die entscheidende Frage ist aber, wo das Picknick stattfinden soll. Im Grünen natürlich, aber man muss auch mit dem Auto hinfahren können, da man die gesamten Picknick-Utensilien ja nicht erst kilometerweit durch die Natur schleppen will. Angesichts seiner 15 Millionen Einwohner hat Istanbul einen eklatanten Mangel an Plätzen, die für einen solchen Picknick-Ausflug geeignet sind. Große, ausgedehnte Parks in der Innenstadt gibt es nur wenige, wenn man weit rausfährt, steht man abends stundenlang im Stau, und am liebsten soll der Platz auch noch am Wasser sein. Die begehrtesten Picknick-Plätze sind deshalb die Grünstreifen entlang des Bosporus. Das ist nicht so weit, und der Bosporus ist für jeden Istanbuler sowieso am schönsten.
Im Sommer weht einem deshalb am Wochenende entlang der berühmten Wasserstraße an jedem grünen Flecken der Duft der brutzelnden Grills entgegen. Dicht an dicht lagern die Familien an den begehrten Uferplätzen, ähnlich wie die Deutschen am Sandstrand in Antalya. Wer es sich leisten kann, chartert mit Freunden oder der gesamten Verwandtschaft ein kleines Lüfer-Boot, das sind Ausflugsboote, die den ganzen Tag über den Bosporus hoch und runter fahren und am Heck einen großen Grill vorweisen, wo auch für 30 oder mehr Personen ausreichend gesorgt werden kann. Die Boote haben natürlich nicht nur einen Grill, sondern auch einen großen Kühlschrank für die Getränke und eine phonstarke Musikanlage, mit der freigiebig die Ufer beschallt werden, während man selbst fröhlich singend an den berühmten Yalis, den Ufervillen der Reichen und Superreichen, entlangschippert.
Freizeit in der Türkei bedeutet Geselligkeit. Innerhalb der Familie sowieso, aber auch sonst ist niemand gern allein. Nach wie vor ist es auch in Istanbul möglich, bei den Nachbarn oder Freunden mal eben reinzuschauen, ohne lange vorher telefonisch ein Treffen verabredet zu haben. Meistens hat man auch Glück, und es ist jemand zu Hause. Türken sind generell sehr häuslich. Im Haus oder in der eigenen Wohnung werkeln ist denn auch eine beliebte Feierabendbeschäftigung. Viele, auch ärmere Familien, wohnen in ihrer eigenen Wohnung oder in ihrem eigenen Haus. Es ist in der Türkei eher unüblich, zur Miete zu wohnen. Wer immer kann, kauft per Ratenzahlung eine Wohnung, wenn er nicht schon das Glück hat, in einer Wohnung leben zu
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