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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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gesprochen, drehte er uns den Rücken zu und verschwand. Wie angewurzelt starrte ich ihm hinterher.
    Nach kurzer Stille fragte Andy: »Habt ihr beiden eine Ehekrise?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete ich verzögert. »Vielleicht ist er ja unter die Vegetarier gegangen.«
    Zwei Becher von der Kirsch-Wodka-Mischung später war meine Stimmung immer noch auf dem Nullpunkt. Ich könnte aufgeben und die Sache mit Elyas auf sich beruhen lassen. Aber jedes Mal, wenn ich diesen Gedanken fasste, war es, als würde mir ein kleines Karate-Männchen von innen gegen den Bauch boxen. Ich hasste dieses blöde Karate-Männchen. Es war hartnäckig und absolut unvernünftig. Ja, unvernünftig, so bezeichnete ich es mehrmals, das interessierte es aber nicht im Geringsten, denn es besaß eine dritte Eigenschaft: Es war sturer als ein Esel. Und in Kombination mit Alkohol rief es etwas in mir hervor, was eigentlich überhaupt nicht existierte: Mut.
    Den letzten Rest des Getränks nahm ich auf Ex und hielt die Besorgung von Nachschub für die optimale Gelegenheit, mich nach Elyas umzusehen. Ich entschuldigte mich bei den anderen und machte mich Richtung Küche auf. Doch so sehr ich die Augen auf den Weg dorthin auch offen hielt – und verdammt, ich hielt sie mehr als offen! – ich konnte ihn nirgendwo entdecken.
    In der Küche angekommen, füllte ich den Becher und nahm gleich einen großen Schluck davon. Sollte ich die Suche jetzt wirklich schon wieder aufgeben? Karate-Männchen verpasste mir einen ordentlichen Tritt. Ich beschloss, einen kleinen, unauffälligen Streifzug durchs Haus zu unternehmen.
    Die Party war nach wie vor in vollem Gange. Das Einzige, was sich geändert hatte, war der deutlich abfallende Hemmungspegel der Gäste. So musste ich mich an einem entflohenen Häftling vorbeiquetschen, dessen Hände sich unter dem Rock einer Krankenschwester befanden. Unter Leibesvisitation im Knast hatte ich mir dann doch etwas anderes vorgestellt.
    Das Wort »Leibesvisitation« erinnerte mich an begabte Hände, die über meinen Körper wanderten, und brachte mich zurück zu Elyas. Wo war er nur? Ich klapperte jeden einzelnen Raum im Haus ab und gelangte stets zu demselben Ergebnis: Von Elyas fehlte jede Spur.
    Wenn das nicht schon an Paranoia grenzen würde, könnte man fast meinen, dass Elyas nicht von mir gefunden werden wollte. Oder war er womöglich schon gegangen?
    Leise und unzufrieden vor mich hin murmelnd schlug ich den Rückweg ein, der einzigen Hoffnung entgegen, dass Elyas vielleicht zwischenzeitlich zu seinen Freunden zurückgekehrt war. Als ich an der Küche vorbeischlurfte und einen flüchtigen Blick hineinwarf, zuckte ich augenblicklich zusammen. Elyas. Da war er auf einmal. Lehnte an der Wand neben dem Kühlschrank und unterhielt sich mit einer Brünetten.
    Mit Augen so groß wie Golfbällen lief ich geradeaus weiter und stoppte erst, nachdem ich die Tür schon passiert hatte. Von hinten hatte die Frau wie Jessica ausgesehen, aber sicher war ich mir nicht. Ich linste in meinen Becher, der noch bis zur Hälfte gefüllt war, und ließ die Flüssigkeit darin ein bisschen kreisen. Nach kurzer Überlegung schüttete ich den Inhalt in einen Blumenkübel, machte kehrt und steuerte in die Küche.
    Ich war voller Tatendrang, zumindest so lange, bis ich die Schwelle übertrat und ihn sah. Sofort senkte ich den Kopf, tat so, als hätte ich Elyas nicht gesehen und marschierte schnurstracks zu den Flaschen am anderen Ende des Raumes. Dort kehrte ich ihm den Rücken zu und widmete mich intensiv der Verfluchung meiner dämlichen Feigheit.
    Tief durchatmen, versuchte ich mich nach einer Weile zu beruhigen. Die Frau, mit der er sich unterhielt, war tatsächlich Jessica. In dieser Hinsicht gab es also keinerlei Anlass zur Sorge. Aber hatte er mich überhaupt gesehen? Eigentlich musste er das, schließlich war ich direkt an ihm vorbeigelaufen.
    Ich blieb vor der Theke stehen und ließ den Blick über die verschiedenen Flaschen schweifen, so als könne ich mich nicht entscheiden, was ich trinken sollte. In Wahrheit schindete ich Zeit. Zeit, die er nutzen konnte, um zu mir zu kommen.
    Ganze fünf Minuten zog ich das durch, aber er kam nicht. Warum gottverdammt nochmal kam er nicht?
    Frustriert griff ich nach der Wodkaflasche und blieb meiner Cocktailmischung des heutigen Abends treu. Ich probierte davon, während mein Verstand, der mir andauernd sagte, wie lächerlich mein Verhalten war, langsam die Oberhand gewann. Ich müsste ihn einfach

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