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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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armselige Hütte, die die beiden so verkrampft teilen.
    Creslin betritt den verwilderten Obstgarten oberhalb der Feste.
    Ein Lächeln umspielt ihre Lippen.
    Unten im Hafen kämpft sich ein Fischerboot an die Pier. Möwen kreisen über dem einen Mast und hoffen auf eine Mahlzeit. Zwei Frauen schieben einen Karren auf der staubigen Straße zu dem Platz, wo die Fische entladen und ausgenommen werden, ehe man sie auf Gestellen am Hang trocknet. Alte Netze schützen sie vor den hungrigen Vögeln.
    Megaera schaut zu Creslin hinauf, der neben einem knorrigen Birnenapfelbaum steht. Sie schüttelt den Kopf. Ihre Geste wirkt wehmütig und ein wenig traurig.

 
LXXVI
     
    D ie Heilerin steht vor der Marschallin. Ihre verblichene grüne Kleidung ist vom schmelzenden Schnee noch feucht.
    »Du wolltest mich sprechen?« Die feuersteinblauen Augen der Marschallin haften auf der zierlichen, dunkelhaarigen Frau.
    »Ja, Dylyss. Ich möchte für Creslin alles abholen.«
    »Dein Name?«
    »Man nennt mich Lydya. Werlynn … gehörte zu meiner Familie.«
    Die Marschallin antwortet nicht sogleich und lässt die Heilerin nicht aus den Augen. »Du bist nicht nur eine Heilerin.«
    »Nein, das habe ich auch nie behauptet.«
    »Was möchtest du abholen?«
    »Samen, Käse, Waffen – und die bewaffnete Abteilung, die du Korweil zugesagt hast. Die neuen Regenten auf Recluce würden das sehr zu schätzen wissen.«
    »Creslin hat dich nicht hergeschickt?«
    »Nein.«
    »Das Saatgut … wir haben einiges aus Suthya eingehandelt. Doch nützt es uns wenig. Käse gibt es genug. Ältere Waffen? Wir könnten einige entbehren.« Die Marschallin macht eine Pause.
    »Und die Garde?«
    »Ich werde mich nach Freiwilligen erkundigen. Die anderen würden ihm kaum etwas nützen, richtig?«
    Lydya lächelt ein wenig. »Nein. Und wenn du diese Freiwilligen verlierst, nützt es auch dir.«
    »Sag mir, Heilerin … . wie ist sie?«
    Lydya schüttelt den Kopf. »Das weiß ich nicht, Marschallin. Ich weiß nur, dass du, gemeinsam mit Ryessa, das größte Gute und das größte Böse bewirken wirst, das Candar je erleben wird.«
    »Das hat auch Werlynn gesagt.«
    »Ich weiß es.«
    »Bleibst du ein wenig?«
    »Nur, bis alles zusammengetragen ist. Ich muss noch von Ryessa vieles holen.«

 
LXXVII
     
    » A ber ich bin eine Weiße.« Megaera betrachtet den knorrigen Birnenapfelbaum hinter der zusammengebrochenen Mauer. Ein Windstoß fegt Sand über ihre Stiefel, denn die Straße, auf der sie steht, ist kaum mehr als ein Pfad.
    »Bezeichnungen sind unwichtig«, erklärt Klerris. »Du hast die Fähigkeit, allerdings wird es für dich sehr schwierig werden. Was immer du tust, versuche nicht, Unordnung zu beseitigen.«
    »Warum dies? Ist gerade das nicht das Ziel?« »Es ist das Ziel, doch kannst du Unordnung nicht durch die Macht der Ordnung beseitigen, zumindest nicht, bis du sehr große Fähigkeiten erworben hast. Wie kannst du Töten durch weiteres Töten aufhalten?« fragt der Schwarze Magier.
    »Du kannst Unordnung vermindern«, wirft Creslin ein.
    »Stimmt.« Klerris lächelt im Schein der Nachmittagssonne. »Wenn du diejenigen tötest, die Hunderte getötet haben, wird das Töten vermindert, doch dein Vermögen zu zerstören nimmt zu. Deshalb fürchtet Megaera deine Klinge. Nicht, weil du damit töten kannst, sondern, weil du eine Weiße Zerstörungsmacht wirst, selbst dann, wenn du die Klinge nicht benutzt.«
    »Ja, das habe ich empfunden, doch wusste ich nicht weshalb«, räumt die Rothaarige ein.
    »Jetzt weißt du es.« Klerris deutet auf den Birnenapfelbaum. »Betrachte diesen Baum mit deinen Sinnen.«
    Creslin sieht die zugrunde liegende Schwärze der Ordnung undeutlich unter den grellen weißen Chaosstreifen mit den roten Rändern.
    »Warum kann ich nicht einfach das Weiß entfernen?« fragt Megaera.
    Klerris seufzt. »Nun denn, tu es!«
    Creslin hält den Atem an, als Megaera, ohne sich von der Stelle zu rühren, den Baum scheinbar umfasst.
    Gleich darauf ist seine Weiße verschwunden, nur der Hauch von Schwärze bleibt zurück. »Seht ihr! Ich habe es geschafft.«
    »Ja, das hast du in der Tat«, bemerkt Klerris ruhig.
    Vor Creslins Augen breitet sich die Schwärze im Baum aus und nimmt den Raum ein, der zuvor weiß war. Doch dann wird die Schwärze immer blasser … und ist verschwunden.
    Mit lautem Krachen spaltet sich der Stamm des Baumes. Creslin spürt, wie die vom Winter dürren Äste Trockenheit verströmen.
    »Es wird einige Wochen dauern, bis der

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