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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Baum umstürzt, doch er ist tot«, erklärt Klerris.
    »Aber warum?« fragt Megaera erregt. »Du hast gewusst, dass das geschehen würde. Warum hast du mich den Baum töten lassen?«
    »Weil Ordnung und Chaos Energie sind«, erklärt Klerris mit seiner geduldigen Lehrerstimme. »Wenn etwas Lebendes zuviel Chaos als Teil seiner Existenz besitzt, senkt sich die Lebenskraft unter das erforderliche Mindestmaß, sobald man ihm das Chaos entzieht. Ein guter Chaos-Heiler vermag etliche Krankheiten zu heilen, doch ist es stets sehr riskant, besonders, was die Krankheiten betrifft, bei denen Chaos den Körper verändert.«
    »Gibt es etwas, das nur aus Chaos besteht?« fragt Creslin und blickt auf den nächsten knorrigen Baum.
    »Dunkelheit, nein! Jedenfalls nichts, was lebt. Man braucht Ordnung, um einen Körper zusammenzuhalten. Deshalb sterben die meisten Weißen Magier jung, abgesehen von den Körperdieben.« Der Schwarze Magier deutet auf den soeben abgestorbenen Baum. »Betrachtet es als praktische Übung. Man kann Chaos für gewöhnlich nur durch eine Stärkung der Ordnung bekämpfen. Das müsst ihr euch einprägen, besonders du, Megaera.«
    Die Rothaarige blickt mit zusammengepressten Lippen zu Boden.

 
LXXVIII
     
    C reslin führt ganz langsam einen Schlag mit seinem Stab aus Weißeiche vor.
    Thoirkel, der schwarzhaarige Soldat mit dem struppigen Bart, der Creslin an der Pier empfangen hatte, bemüht sich, jede Bewegung des jungen Mannes mit den Silberhaaren genau nachzuahmen.
    Auf halbem Weg hält Creslin inne. »Dein Handgelenk.«
    Thoirkel macht einen Schritt nach hinten und setzt erneut an.
    Diesmal konzentriert sich Creslin weniger auf die Ausführung des Schlags als auf den Mann. Er sucht nach Ordnung und Chaos in Thoirkel. Dann stärkt er die Ordnung in dem Soldaten, wie Klerris es ihn bei Pflanzen und Bergschafen lehrte.
    »Oh …« Thoirkel taumelt, schüttelt den Kopf und senkt den Stab.
    »Recht gut, Thoirkel, aber du brauchst noch mehr Übung.« Creslin winkt den nächsten Mann herbei.
    »Du bist?«
    »Narran, mein Herr.«
    Auch in diesem Soldaten sind Weiß und Schwarz verwoben, doch anders als bei Thoirkel sind die weißen Fäden in sich sehr stark. Creslin seufzt verstohlen und hofft, dass nicht viele Männer dermaßen stark von Chaos beherrscht werden wie Narran. Dann hebt er wieder seinen Stab.

 
LXXIX
     
    C reslin verlangsamt die Schritte, als er in den Obstgarten gelangt, den er und Klerris wieder zum Leben erweckt haben. Die Birnenäpfel beginnen zu blühen, früher als in den Ländern Candars. Auch die Fröste kommen auf Recluce später als in Candar.
    Megaera hat Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Eines Tages wird der schmale Pfad eine richtige Straße sein. Weiter unten im Süden führt der Pfad am Ostufer entlang zu den schwarzen Klippen. Diese Stelle haben Creslin und Klerris für die zukünftige Residenz ausgesucht. Megaera säubert den Boden bis auf das kalte Urgestein, und er hat bereits mit dem Mauerwerk begonnen.
    »Läufst … du … so, weil … es dir … Vergnügen bereitet?« keucht die Rothaarige. »Noch dazu mit schweren Stiefeln.«
    »Bestimmt nicht aus Vergnügen. Es dient dazu, eine noch wirksamere Tötungsmaschine aus mir zu machen. Man kämpft nicht barfuss oder in Sandalen.« Er lächelt zynisch. »Bist du bereit für den nächsten Schritt?«
    »Nächsten Schritt?«
    »Den Rest des Hügels?«
    »Noch nicht.« Jetzt atmet sie ruhiger, doch Creslin vermeidet es, sie anzuschauen, da er sie unweigerlich begehrenswert findet, ganz gleich, wie sie aussieht.
    Er lässt die Blicke über die knorrigen Bäume schweifen, die Zeichen neuen Lebens erkennen lassen. Mit seinen Sinnen verstärkt er den Fluss in ihnen. Jenseits der Bäume sieht er die braunen Bergschafe, die er mit Klerris aus den Hügeln herausgelockt hat, damit sie auf dem frischen Grün in Landende weiden.
    Das Grün stammt zum Teil vom behelfsmäßigen Aquädukt und zum Teil von den widerstandsfähigen Gräsern, mit denen Klerris den harten Lehmboden bedeckt hat.
    »Was betrachtest du?«
    »Die Schafe.«
    »Manchmal bist du zwei unterschiedliche Menschen. Wenn du mit Stein, Pflanzen und Tieren arbeitest, bist du so …«
    Creslin atmet tief durch, möchte jedoch der Frage ausweichen, die sie angesprochen hat. »Bereit?«
    »Nein, aber ich folge dir. Alles, was du kannst, kann auch ich … lernen.« Sie wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    Creslin trabt den Pfad zu den schwarzen Klippen weiter. Hinter sich hört

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