Türme Der Dämmerung
wölbt.
»Zugleich! Zugleich!«
Wieder erbebt das Schiff.
Klerris steht neben Creslin und sammelt sich. Dunkelheit quillt aus ihm heraus.
»… zugleich! …« Die Männer legen sich noch mehr in die Trossen.
Da reißt das Großsegel, doch das Schiff gleitet seewärts und wird ständig schneller.
Die Hamoraner und die Söldner aus der Feste brechen in lauten Jubel aus.
Klerris taumelt. Creslin legt stützend den Arm um ihn. »Was hast du getan?«
»Nur den Sand ein wenig rutschiger gemacht.«
»Daran hätte ich denken sollen.«
»Du kannst nicht an alles denken, junger Creslin«, fährt ihn der Schwarze Magier an. »Lass auch mir ein wenig Stolz.«
»Tut mir leid, so habe ich es nicht gemeint.« Creslin wischt sich die Stirn, obgleich die Winde den Schweiß dort getrocknet haben. Die schwarzen Wolken haben auch die sengende Hitze der Sonne gemildert. Man hört entferntes Donnern, doch noch ist kein Regentropfen gefallen.
Beide Magier schauen zu, wie Byrem von der Ruderpinne Befehle herüberbrüllt, während er den Schoner mit Hilfe der beiden kleinen Segel aufs Meer hinaussteuert.
CIII
C reslin blickt von der Terrasse auf das Ostmeer, das im grauen Licht vor Sonnenaufgang wie ein Spiegel daliegt. In der reglosen Luft riecht er sogar seinen Schweiß, der von einer ruhelosen, heißen Nacht herrührt.
Megaera schläft noch. Langsam färbt sich der graue Himmel rosig. Creslin denkt an die trockenen oder nahezu trockenen Brunnen und an das, was Klerris ihm über das Wetter erzählte.
Etwas später tritt auch Megaera auf die Terrasse. Sie legt ihm die Hand auf die nackte Schulter und küsst seinen Nacken.
»Danke.«
»Kein Dank, Liebster. Du hast hier nur gesessen, um mich nicht zu wecken.«
Creslin nickt. »Ich hoffte, wenigstens einer von uns würde schlafen.«
»Die Hitze setzt dir sehr zu, nicht wahr?«
»Wenn es so heiß ist, vermisse ich das Dach der Welt mehr als sonst.«
»Lydya glaubt, es wird noch heißer.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Er legt den Arm um ihre Mitte und presst sie an sich. Als er Megaeras Duft einatmet, steigen ihm Tränen in die Augen.
»Schmeichler, es ist früher Morgen, und ich bin ebenso verschwitzt wie du.«
Doch dann ergreift sie seine Hand und beide schauen aufs Meer hinaus.
»Wir können nicht überleben, wenn das andauert«, erklärt er schließlich.
»Die Hitze?«
»Die Dürre. Bei der Feste lagern über zwanzig weitere Flüchtlinge. Einer von uns muss Wasser für sie entsalzen. Die Birnenäpfel werden braun.«
»Lydya glaubt, der Grund dafür sei, dass das Wasser für die Äcker und Felder umgeleitet wurde, um durch die Obstgärten zu fließen.«
»Ganz gleich, was wir versuchen, der Wassermangel lässt uns scheitern. Wir brauchen Nahrung. Doch wenn wir die Felder bewässern, sterben die Obstbäume ab. Und bei so vielen Menschen können wir nicht genügend Nahrung kaufen.« Er hat sich schon von der Hälfte seiner Goldkette trennen müssen, und der Sommer hat erst begonnen.
»Hast du einen Plan?«
»Ich will das Wetter ändern.«
»Das ist keine gute Idee.« … eine grauenvolle Idee …
Die Heftigkeit ihrer Gefühle bereitet ihm Unbehagen. Megaera errötet, als sie sein Unbehagen spürt. »Verzeih mir, ich muss mich immer noch daran gewöhnen.«
»Manchmal ist es auch sehr angenehm«, gibt er zurück und wird rot, als er an die vergangene Nacht denkt.
Beide sind verlegen, dennoch lachen sie laut.
»Manchmal …«
»… du …«
»Bitte, sprich mit Klerris, ehe du dich am Wetter versuchst.«
»Gut, das werde ich tun.«
»Noch heute morgen?« fragt sie.
»Warum nicht? Wenn ich recht habe, sollten wir sogleich beginnen. Irre ich mich, müssen wir uns eine andere Lösung einfallen lassen.«
Etwas später suchen beide die kleine Hütte in Landende auf.
»Klerris erwartet uns bereits«, sagt Creslin.
In der Tat steht der Schwarze Magier am Eingang der Fischerhütte, die er zu einem gemütlichen kleinen Haus ausgebaut hat. Es gibt sogar eine überdachte Veranda, um jeden kühlen Windhauch vom Hafen einzufangen.
»Ihr kommt sehr früh. Shierra und Hyel haben euch erst später erwartet.«
»Wir kommen aus einem anderen Grund. Ich möchte mit dir über eine mögliche Veränderung des Wetters sprechen. Megaera vertritt die Meinung, dass wir, wenn wir Recluce auf Dauer mehr Regen bringen, alles noch schlimmer machen würden, als es jetzt ist.«
Klerris bittet sie auf die Veranda. »Das ist ja beinahe eine theoretische Frage, und ich
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