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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schwere Goldkette mit dem Amulett um seinen Hals. Dann schaut er in den Spiegel auf dem Tisch. Darin sieht er braune Wiesen, staubige, dürre Bäume und eine leere Straße, die zu einem schwarzen Haus hinaufführt.
    »Jenred hat zu schwarz gesehen. Er hat den Sommer vergessen.«
    »Möglich, Hartor, möglich. Doch Creslin ist ein Sturm-Magier. Was, wenn er Regen nach Recluce bringt?« Der Mann mit den weißen Haaren und dem jungen Gesicht sitzt auf dem zweiten Stuhl und schaut zu, wie die Bilder im Spiegel verschwinden.
    »Wahrscheinlich könnte er das«, meint der Erzmagier. »Doch ein Regensturm wird höchstens einige Achttage lang währen und alles nur noch schlimmer machen. Das Unwetter, das den hamorischen Überfall vereitelte, hat dazu geführt, dass die Bäume und das Saatgut auf Recluce zu früh aufgeblüht sind. Dann kam das heiße Wetter. Und jetzt schau dir das Land an.«
    »Und was ist, wenn er mehr als das tun will?«
    »Gyretis, glaubst du ernsthaft, er sei imstande, das Wetter der gesamten Welt zu verändern? Das ist ein bisschen zuviel, sogar für Creslin.«
    »Mit Klerris und Lydya als Beratern und mit der Hilfe seiner … Gefährtin …?«
    »Ich sehe, dass dich ihre Kehrtwendung nicht gerade glücklich macht.«
    »Ich hatte es nicht für möglich gehalten«, erklärt Gyretis. »Doch darum geht es nicht. Creslin hat ständig weit mehr geleistet, als wir für möglich hielten. Was geschieht, wenn ihm wieder etwas gelingt?«
    Hartor runzelt die Stirn. »Wenn er Regen nach Recluce schickt, wird es in Candar noch heißer und trockener.«
    Gyretis steht auf. »Du hast diese missliche Lage geerbt, doch solltest du nicht die gleichen Fehler wie Jenred begehen. Der Rat dürfte kaum Verständnis dafür haben.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich muss nur eine Möglichkeit finden, sie auf Recluce auseinander zuhalten, selbst wenn er Regen herbeischafft.«
    Gyretis bleibt in der Turmtür stehen. »Willst du keinen gezielten Angriff versuchen?«
    »Würdest du das tun?«
    »Kaum, es sei denn, die Dinge verändern sich. Aber das ist deine Aufgabe … du musst dir etwas einfallen lassen, um die Dinge zu ändern. Guten Tag.«
    Der jetzige Erzmagier geht zum Fenster. Dabei bemerkt er, dass die Mauern des Turms die Spannung der Kräfte zeigen, die innerhalb des Turm umherwirbeln. Zeit, dass einer der wenigen Schwarzen, die noch da sind, die Steine wieder ordnet.
    Doch das ist einfach, verglichen mit dem Problem, wie er Creslins Bindungen an Westwind, Sarronnyn und Montgren zerstören kann. Ohne die Unterstützung dieser Länder dürfte es Creslin schwer fallen zu überleben. Hartors Miene verfinstert sich, wieder spielt er mit der Kette und dem Amulett.

 
CII
     
    » D ie Spanten sind so stark, wie ich sie machen kann. Auch das Segel.«
    »Mehr kann ich nicht verlangen.« Creslin läuft in der heißen Vormittagssonne durch den Sand. Nicht zum ersten Mal wünscht er die Kälte der Westhörner herbei – oder zumindest das gemäßigte Klima Montgrens.
    Klerris hält mit ihm Schritt.
    Der gestrandete Schoner liegt jetzt in einem kleinen See. Fast vierzig Männer, die meisten hamorische Gefangene, stehen auf dem Sand. Mittschiffs sind zwei Trossen angebracht.
    Byrem tritt vor. »Sie wackelt zwar etwas, sitzt aber doch noch verdammt fest. Es ist zu gefährlich, noch weiter zu graben.«
    »Dann müssen wir es eben wagen.« Creslin lässt seine Sinne den Schoner einhüllen. Vermag er dieses Schiff mit den Winden zu bewegen?
    Byrem schaut die beiden Magier an.
    »Wie haltbar ist das Segel?« fragt Creslin.
    »Einen steten Wind dürfte es aushalten, bei Böen aus wechselnden Richtungen wird es sehr schnell reißen.«
    Creslin greift zum Himmel und holt die Passatwinde herab, nicht die eisigen Winterwinde, die hoch darüber im tiefen Blau lagern.
    »Deine Männer sollen sich bereitmachen«, sagt Klerris. »Er ruft die Winde.«
    »An die Trossen! Die Trossen!« Byrems Tenorstimme übertönt die leise rauschende Brandung.
    Gleich darauf bläht sich die graue Leinwand, doch rührt der Schoner sich nicht von der Stelle.
    »Zugleich! Zugleich!«
    Das Schiff sitzt noch immer fest.
    Creslin holt einige höhere Winde und sammelt sie zu einem kleinen Sturm. Diesen richtet er auf das Großsegel.
    »Zugleich! Zugleich!« erschallt Byrems Stimme.
    Rücken beugen sich, Muskeln werden angespannt. Der Wind wird heftiger.
    »Zugleich! … Zugleich!«
    Das Schiff erbebt und lehnt sich leicht nach links, als das Großsegel sich

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