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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lieb,
    in der Berge eisiger Pracht.
    Der Stahlwind bringt Wahrheit, mein Lieb,
    mehr als meiner Klinge Macht.
    … mehr als meiner Klinge Macht, mein Lieb.
    Unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
     
    Stets hob’ ich dir, mein Lieb,
    die Wahrheit gesagt.
    Deine Liebe zu erobern, mein Lieb,
    hob alles ich gewagt.
    Zuweilen hast weh getan du mir, mein Lieb,
    zuweilen wir kämpften sogar,
    doch nun, da ich dich habe nicht mehr,
    ist mein Leben öde und leer.
    Mein Leben ist öde und leer, mein Lieb,
    Unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
     
    Danach schweigt Creslin. Er weiß nicht, wie lange er so dasteht. Über ihm verdichten sich die Wolken. Er hat die Winde nicht gerufen. Megaera auch nicht, obgleich sie es könnte, wie er weiß, da sie alles weiß, was er weiß, und noch mehr.
    »Nein, es gibt etwas, das ich nicht weiß«, sagt sie leise.
    Er stellt dennoch keine Frage, hofft nur, dass sie auch so weitersprechen wird.
    »Warum hast du nie zurückgeschlagen?«
    »Weil …« Weil du mich liebst …
    Er nickt. Es ist vollkommen unklug, ja verrückt, doch er liebt Megaera. Dennoch kann er sie nie berühren, nie in die Arme schließen.
    »Du kannst mich in die Arme nehmen, teurer Gatte.«
    … teuerster Gatte …
    Sie tritt neben Creslin.
    Warum?
    Weil du mich liebst. Und weil ich keinen anderen lieben kann. Meine teure Schwester – ihre Seele sei gepriesen und verflucht – hatte recht.
    »Du verdienst es, jemanden zu lieben, nicht nur geliebt zu werden.« Die Worte sind hart. Vielleicht stößt er sie damit zurück, aber er will gerecht sein, ganz gleich, was es ihn kosten mag. Bis jetzt ist er nie gerecht zu ihr gewesen, obgleich er das geglaubt hatte.
    »Nimm mich in deine Arme. Bitte.« … ich werde dich immer bekämpfen, doch das weißt du ja. Nimm mich in deine Arme …
    Er kämpft gegen den Kloß in seinem Hals.
    »Bist du sicher?«
    Diesmal sagt sie nichts, schlingt aber die Arme um seinen Hals und bettet den Kopf an seine Schulter. Dann schüttelt beide ihr stummes Schluchzen.
    Liebe ist so schwierig … halte mich fest …
    »Immer …«
    Immer …
    Das Meer rauscht. Die Wellen kommen und gehen.
    Bald darauf gehen ein Mann und eine Frau auf dem weißen Strand nach Nordosten auf die Türme der Dämmerung zu. Beide schweigen, während die Schwärze sie einhüllt, die nur wenige sehen können. Ein einziger Lichtstrahl fällt auf den Sand vor ihren Füßen und weicht vor ihren Schritten zurück.
    Die dunklen Sturmwolken am westlichen Himmel bilden einen schwarzen Bogen über den Türmen der Dämmerung, auf den die beiden Hand in Hand, Seele in Seele zuschreiten.

 
     
     
     
     
     
     
     
III
     
    O RDNUNGS -M EISTER

 
C
     
    C reslin stapft den sandigen Hang hinauf. Er trägt ein Joch, an dessen beiden Enden Eimer mit Salzwasser hängen. Es ist sein zweiter Gang, obwohl die Sonne noch kaum über das Ostmeer schaut.
    Vorsichtig setzt er das Joch ab, so dass die Eimer auf dem schwarzen Steinpflaster stehen. Dann konzentriert er sich. Das Wasser brodelt, und gleich darauf liegt ein Häufchen schmutzigweißer Krümel neben den Eimern. Creslin schüttet das nunmehr frische Wasser in den Steintrog und legt den Deckel darauf.
    »Creslin?« Creslin … Du Narr.
    Er stellt Joch und Eimer in einen Schuppen und geht zur Terrasse, wo Megaera wartet. Sie trägt ein dünnes, verwaschenes ärmelloses Gewand.
    »Du weißt, dass diese Tätigkeit nicht gerade sinnvoll ist.«
    »Oh?« Er wischt sich die Stirn. Hitzeschlieren liegen wie kaum sichtbare schwarze Schlangen bereits über den braunen Hügeln westlich der Schwarzen Residenz.
    Megaera lächelt. »Kannst du nicht einen anderen das Wasser tragen lassen?«
    »Gewohnheit …«
    »Aber du bist der einzige, der das Salz herausholen kann.«
    »Das vermagst du auch, ebenso wie Klerris und Lydya.«
    »Fein.« Sie klingt leicht erregt. »Das Wasser zu entsalzen ist eine Aufgabe, die nur wenige durchführen können. Aber die schwere körperliche Arbeit können andere übernehmen. Verstehst du nicht? Du solltest die Dinge tun, die nur du tun kannst.«
    »Wie regieren?«
    »Das war ungerecht, Liebster.«
    »Du hast recht, aber ich bin nun mal nicht zum Herrscher geschaffen und kann anderen schlecht bei der Arbeit zuschauen. Es fällt mir schwer, hier zu sitzen und zuzusehen, wie alles verbrennt, und auf Schiffe zu warten, die …«
    »Das habe ich

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