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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ob er eine Brise rufen soll, um den Mann zu beeindrucken, lässt diesen Gedanken jedoch fallen, als sein Magen sich empört. Außerdem weht ein leichter Wind aus Nordwesten, der Regen verheißt.
    Der Schmugglerkapitän unterbreitet ein Angebot, Gössel denkt darüber nach. Creslin macht ein mürrisches Gesicht.
    Schließlich schütteln die Kapitäne sich die Hände, und Creslin verlässt mit Gössel das Schiff.
    »Glaubst du, dass wir das Bestmögliche ausgehandelt haben?« fragt Creslin.
    Die Mannschaft der Abendwind lädt die Waren aus und nimmt die wenigen Dinge an Bord, die die Schmuggler gekauft haben: mehrere Kisten mit Kelchgläsern, kleine Fässer mit der Purpurfarbe, die Lydya aus den Schnecken gewinnt, Gewürze und nahezu ein Dutzend Fässer mit Salzfisch. Die Menge des Fisches ist durch die Zahl der Fässer begrenzt, nicht durch den Mangel an Fisch oder Salz.
    »Ich habe getan, was in meiner Macht steht.« Gössel zuckt mit den Schultern. »Vielleicht hätten wir für die Gläser mehr bekommen können, doch für die Gewürze und die Purpurfarbe war der Preis gut, und beim Fisch viel besser, als ich je erwartet hätte. Wahrscheinlich hat der Fisch soviel gebracht, weil die Ernte derartig schlecht war und sie sämtliche Schafe im Frühsommer verloren haben.«
    »Ich bin dir dankbar. Du verfügst über mehr Weitsicht als die meisten hier.«
    »Ich weiß Euer Vertrauen zu schätzen, Euer Gnaden.«
    »Brauchst du mich noch?«
    »Nicht, dass ich wüsste, Euer Gnaden.«
    »Dann danke ich dir noch mal. Wir sprechen uns später in der Feste.«
    Creslin reitet zur Feste hinauf, als ein dünnes Stimmchen an sein Ohr dringt.
    »Einen Kupferling, Euer Gnaden? Nur eine Münze. Meine Mutter leidet an der Auszehrung und kann uns nichts zu essen geben.« Der kleine Bettlerjunge mit dem schmutzigen Gesicht trägt ein ärmelloses Hemd, und seine Hosen sind so zerfetzt, dass sie kaum die Knie bedecken.
    Creslin zügelt das Pferd und schickt seine Sinne aus. Doch spürt er nirgends die Weiße Macht – oder eine andere. »Wo wohnst du?«
    Das Kind blickt zu Boden.
    »In einer Höhle …«
    »Hier.« Diesmal hat er einen Kupferling.
    »Danke, Euer Gnaden.«
    Creslin reitet weiter und fragt sich, ob er von nun an eine Bettlerklasse unterstützt oder ob alle schrecklich leiden müssen. »Jede Stadt hat Bettler«, murmelt er vor sich hin, ist jedoch nicht überzeugt.
    Dumpfes Donnergrollen unterbricht Creslins Gedankenflug. Er treibt Vola zu größerer Eile an. Die ersten Tropfen fallen bereits auf sein Gesicht.
    Megaera wartet am Stall der Feste auf ihn. »Ich wollte zur Residenz reiten, habe dann aber auf dich gewartet.« Sie schwingt sich auf Kasma. »Was ist geschehen?«
    Creslin blickt zum wolkenverhangenen grauen Himmel hinauf.
    »Gössel hat sein Bestes getan, und ich habe den gerechten, wenngleich nicht übermäßig mitfühlenden Sturm-Magier gespielt. Wir haben zuviel bezahlt, doch was können wir tun? Er hat fünfzig Fässer Mehl, davon zur Hälfte Weizen, fünf Fässer Dörrobst, harten gelben Käse, Oliven und Olivenöl … ganz zu schweigen vom Ätznatron und der großen Ladung Eisenerz. Wir mussten mit den hohen Preisen rechnen.«
    »Na, siehst du, so schlecht steht es nicht. Du machst dir zuviel Sorgen«, bemerkt Megaera lächelnd.
    »Nachdem er uns für Farbe, Gewürze, Gläser und Fisch bezahlt hat, machen wir fünfzig Goldstücke Verlust. Bei einem solchen Handel ist alles, was von der Schatzkammer Westwinds übrig war, bald aufgezehrt.«
    »Und warum hast du soviel bezahlt?«
    »Weil es später noch teurer werden dürfte. Denk dran, Montgren, Certis und Kyphros haben dieses Jahr Missernten.«
    »Warum hast du das Schmugglerschiff nicht einfach übernommen, wenn du so besorgt bist?«
    »Ich will nicht um jeden Preis überleben, außerdem ist das Schiff kleiner als die Greif.«
    »Aha, wieder mal Zweckmäßigkeit. Hättest du Bedenken gehabt, wenn das Schiff so groß wie die Morgenstern gewesen wäre?«
    »Möglich … aber es hätte das Problem nicht gelöst, denn dann hätte der Rest der Schmuggler auch nicht mehr mit uns Handel getrieben.«
    »Es ist schon sehr lange her, dass du Westwind als unschuldiger Knabe verlassen hast – falls du das je warst.«
    »Das war nicht gerecht.« Creslin treibt Vola von Megaera fort, auf Lydyas und Klerris’ Hütte zu. Seine Augen brennen, sein Magen dreht sich, doch weiß er nicht, ob aufgrund seiner eigenen oder Megaeras Seelenqualen.
    Plötzlich hält er an. Was nützt

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