Türme Der Dämmerung
lenkt Creslin die Winde, wieder schlagen Blitze in die neuen Türme der Feste ein.
»Achtung!« Die Morgenstern legt an der Pier an. Sofort springen einige Männer an Land und machen das Schiff fest. Gleich darauf stürmen die Bewaffneten über die Laufplanken des Dreimasters aus Hamor und des Schoners aus Nordla.
»Piraten!«
»Tötet die Hundesöhne!«
Die Schreie sind bei Donner und Sturm kaum zu hören.
Zisch! Ein Pfeil saust an Creslin vorüber und bleibt zitternd in der Reling neben ihm stecken.
»Ergreift den Sturm-Magier!«
Creslin läuft zum Heck und sucht hinter den dicken Planken Schutz vor den feindlichen Pfeilen. Er bemüht sich, das Unwetter über der Feste zu halten. Auch Freigr und der Steuermann sind hinter die schützende Bohlenwand getreten, die das Ruder im Halbkreis umschließt.
Flüche, Schreie und Waffengeklirr dringen von der Pier herauf, als die Söldnerschar, die dem hamorischen Schiff zugewiesen ist, die Handvoll Bogenschützen überwältigt. Creslin wagt sich ein Stück vor, um besser sehen zu können.
Auf dem Schiff aus Nordla trifft das Prisenkommando bereits Vorkehrungen auszulaufen. Auf den beiden Schiffen aus Lydia scheinen sich die Seeleute auf die Seite der Piraten geschlagen zu haben.
»Vorsicht, Herr!«
Wieder bohrt sich ein Pfeil dicht neben Creslin in die Planken. Er blickt in das besorgte Gesicht Thoirkels. »Danke.«
Wie kann er vorsichtig sein, wenn seine Gedanken in so viele verschiedene Richtungen eilen? Regen peitscht ihm ins Gesicht.
Auf die Morgenstern fallen keine weiteren Pfeile. Die Greif hat neben einem Schiff aus Nordla festgemacht. Zwei Abteilungen laufen zu den Läden, die auf ihren Karten verzeichnet sind, eine dritte zu einem großen Lagerhaus.
Creslin holt tief Luft und entlässt die warmen Winde, die den Nebel bringen. Er spürt, wie sich Weiße dem Hafen nähert.
»Thoirkel, du …«
Der Feuerstoß trifft ein Segel der Morgenstern.
Creslin vergewissert sich, dass sein Schwert griffbereit ist, und tritt an die Reling. Auf der breiten Straße, die zur Pier führt, ist eine kleine Schar Weißer Soldaten aufgetaucht. Hinter ihnen spürt Creslin zwei helle weiße Punkte.
»Los!«
»Jawohl, Herr!«
Creslin schickt einen Teil des Sturms gegen die Bewaffneten, während er die Laufplanke hinabläuft. Thoirkel steht vor ihm.
Feuergarben zischen an ihm vorbei.
Creslin zerrt heftiger an den Winden. Eiskalte Luft zaust sein Haar. Er zückt das Schwert. Drei Männer greifen Thoirkel an.
Plötzlich taumelt ein Söldner aus Recluce und bricht zusammen, als ein weißer Feuerstoß ihn in Asche verwandelt.
Creslin leitet die eisigen Winde in einen Trichter und richtet diesen gegen die Angreifer. Große Hagelkörner treffen die Weißen Soldaten.
»Tötet den silberhaarigen Schurken!«
Creslins Schwert blitzt auf. Ein Weißer fällt tot zu Boden.
Jetzt richten sich die Feuergarben nach oben, als wollten sie die Eispfeile schmelzen, die die Weißen Krieger zerschmettern.
Creslin konzentriert sich wieder mehr auf Blitze und Donner.
Ihn umgeben Leichen. Wann immer er handelt, scheinen sich Leichen um ihn aufzutürmen. Er holt tief Luft und blickt Thoirkel an. »Zurück zur Pier.«
»Jawohl, Herr.« Thoirkel macht kehrt.
Creslin sieht, wie hochbepackte Karren auf die Pier rollen. Jeweils ein Mann aus Recluce führt das Pferd.
»Zum Schiff aus Nordla!« ruft Creslin. »Das letzte links.«
»Wer …« Der Mann sieht jetzt das Silberhaar. »Jawohl, Euer Gnaden.«
Ständig rollen im strömenden Regen weitere beladene Karren auf die Pier. Schnell werden die Waren auf den Schiffen verstaut.
Alle fünf Schiffe machen sich zum Auslaufen bereit.
Creslin spürt einen weißen Punkt am Hang über der Feste. Vielleicht ein Magier auf der Flucht? Creslin baut eine Sturmzelle mit Blitzen westlich der Feste auf und schickt sie gegen die Feste.
Blitze und Donner bringen die dicken weißen Mauern zum Bersten. Trotz der Regenmassen steigen Flammen und Rauchwolken von den Trümmern auf.
Creslin wird übel. Schwärze wabert vor seinen Augen, als wäre er blind. Langsam tastet er sich auf der Pier zur Morgenstern.
»Fühlt Ihr Euch nicht gut, Herr?«
»Halte die Pier, Thoirkel. Ich bin keine große Hilfe mehr.«
»Wir schaffen das jetzt auch ohne Euch.«
Creslin ist sich der Zerstörung bewusst, die er bewirkt hat, selbst wenn er sie nicht sehen kann. Auch Megaera muss unter seinen Qualen leiden. Freigr erwartet ihn auf der Morgenstern.
»Geht es Euch gut, Euer
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