Türme Der Dämmerung
es, mit den beiden Schwarzen Magiern zu sprechen? Sie unterliegen noch mehr Zwängen als er.
Megaera reitet wieder an seine Seite. »Es gibt keinen Ort, an den wir vor uns fliehen könnten, Liebster.«
Wenigstens spricht sie von beiden.
CXXXIII
» I ch habe sämtliche Möglichkeiten in Betracht gezogen«, erklärt Creslin. »Lydiar ist nicht allzu gut bewacht, und zuweilen kreuzt ein halbes Dutzend Schiffe im dortigen Meer. Mit Hilfe des Wetters können wir gewiss drei oder vier davon kapern.«
»Wir besitzen jetzt bereits zwei Schiffe. Du hast gesagt, das wäre hilfreich. Doch jetzt willst du noch mehr haben. Wann hört das auf?« fragt Klerris mit müder Stimme.
»Wir haben keine Wahl.«
»Würdest du uns diese Logik erklären, Creslin?«
Creslin nippt an dem dunkelgrünen Kristallglas, das Megaera und Avalari gefertigt haben. »Wir verfügen nur über ein Schiff, das wirklich seetüchtig ist. Alle wissen, dass wir es nicht riskieren können. Doch mit einem weiteren Schiff könnten wir den Warenfluß sichern. Und – wenn nötig – können wir das Schiff als Hebel einsetzen …«
»Wie?«
»Piraterie. Mit mehreren Schiffen können wir Nordla, Austra und die anderen Händler zwingen, ehrlichen Handel zu treiben, weil wir sonst ihre Schiffe kapern oder versenken würden.«
»Und wie willst du diese Drohung wahrmachen?«
»Das will ich ja gar nicht. Deshalb möchte ich die Schiffe bekommen. Im Notfall könnte ich auf den Winden reiten und ihre Schiffe ausspähen und mit Stürmen versenken … zumindest überall im östlichen Candar.«
»Kann er das?« Shierra sieht Lydya an. Diese nickt.
»Das ist keine gute Idee«, erklärt Megaera … ‚ idiotisch, gefährlich und falsch …
»Wir haben keine Wahl«, wiederholt Creslin. »Entweder handeln wir, ehe unsere Lage den anderen deutlich wird und wir hoffen können, die Feinde zu überraschen, oder wir handeln später und verlieren weitere Söldner und Mitglieder der Garde.«
»Ich weiß nicht«, meint Klerris nachdenklich.
»Gut. Die Fischer beklagten sich, weil sie kein Mehl hatten. Wir vermochten nur so viel herbeizuschaffen, um über den Herbst zu kommen. Unsere Ernte wird kaum bis in die Mitte des Winters reichen. Ein halbes Jahr konnten wir unsere Leute nicht bezahlen. Freigr kam nur mit einer halben Ladung zurück und das auch nur, weil das Handelsverbot der Magier nicht überall bekannt war. Jetzt können wir nur noch von einigen wenigen Schmugglern kaufen, doch sind ihre Preise zu hoch. Also, entweder stehlen wir Geld oder Schiffe.«
»Eine grauenvolle Idee«, erklärt Megaera.
»Du hast recht, doch hast du eine bessere?« Creslin steht auf und geht hinaus.
Die anderen fünf am runden Tisch sehen sich betroffen an.
»Manchmal … Wollen wir tatsächlich so tief sinken und uns auf Piraterie und Diebstahl einlassen?« fragt Lydya.
»Nein«, erwidert Klerris. »Wir tun nichts und verhungern. Oder wir lassen zu, dass Creslin sich zerstört, um uns zu retten.«
»Das ist grausam.«
»Er hat eine Lösung angeboten und eine Frage gestellt. Haben wir eine Antwort, die unser Überleben sichert?«
Betreten schweigen alle. In der Ferne hört man den Hufschlag eines Pferdes.
Creslin setzt sich in der Residenz auf die Terrasse und lauscht den Wellen. Die Schatten werden länger und länger. Immer noch sitzt er da und blickt hinaus über das Ostmeer ins ferne Nordla, vielleicht sogar ins noch fernere Austra.
Er schaut nicht auf, als Megaera zu ihm tritt, nicht einmal, als sie sich auf die Mauer setzt und ihn anblickt.
»Wir sind noch nicht fertig. Einfach weggehen hat auch nicht geholfen. Wie immer hast du beschlossen, dass der mächtige Creslin recht hat und wir dir keine Fragen stellen dürfen.«
»Ich habe um Vorschläge gebeten, abgesehen von denen, dass wir warten und verhungern sollen oder dass jemand – wie deine teure Schwester – uns retten wird. Glaubst du wirklich, dass sie das tut?«
»Möglicherweise.«
»Sie hat dich in Eisen gelegt und soll dich jetzt mit genug Vorräten versorgen, um ein Volk am Leben zu erhalten, das Sarronnyn vielleicht bedrohen könnte?«
»Deine Pläne sind falsch«, sagt Megaera langsam. »Du benutzt deine Fähigkeiten, um den Geist der Ordnungs-Meisterschaft ins Gegenteil zu kehren.«
Stumm blickt Creslin auf die Schaumkronen des Ostmeers, die in der Abendsonne rötlich schimmern. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
»Ich halte Piraterie nicht gerade für ehrenwert.«
»Ehre ist gut
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