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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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er nicht zur Waffe gegriffen?« will Creslin wissen.
    »Kann er nicht. Sobald er sich an einem aus der Zunft der Händler vergreift, schicken wir unsere gesamten Waren nach Kyphrien.«
    »Aber Kyphrien gehört doch zu Gallos«, wendet Creslin ein.
    »Richtig, doch die Wächter werden von den Handelsabgaben der Stadt bezahlt. Möchtest du dem Präfekten erklären, warum du der Grund bist, dass sämtliche Händler Fenard meiden?«
    Hylin lacht. Es klingt, als würde ein Hund bellen. »Außerdem suchen die Händler nur nach einem Grund, das Handlungszentrum von Gallos in Kyphrien aufzubauen. Es ist wärmer, und der Präfekt ist hier.«
    »Warum zieht er nicht ebenfalls dorthin?«
    »So einfach ist das nicht«, sagt Hylin. »Die Wahrsager meinen seit Generationen, dass Fenard nicht fallen wird, solange der Präfekt den Großen Bergfried innehat.«
    Creslin zieht die Brauen hoch.
    »Das ist alles Aberglaube«, mischt sich der Händler vom knarzenden Wagen aus ein. »Doch Herrscher müssen dem Aberglauben folgen. Was geschieht, wenn Vaslek nach Kyphrien geht? Dann glauben die Bauern und Soldaten sogleich, dass die Stadt fallen wird. Diese Meinung ermutigt die Glücksritter, das nördliche Gallos zu verlassen und sich am Großen Bergfried niederzulassen – und über kurz oder lang haben wir Krieg.«
    »Und alles, weil man an die Worte glaubt?« Creslin schüttelt den Kopf.
    »Lach nicht, junger Mann«, weist ihn der Händler zurecht. »Was ist mit der Garde der Frauen? Das sind die tödlichsten Kriegerinnen diesseits der Westhörner, und zwar, weil sie zumindest teilweise an die verfluchte Legende glauben, dass der Sturz der Engel aus dem Himmel von Männern verursacht wurde.«
    Creslin schweigt. Ist die Legende tatsächlich der Grund für den Erfolg der Garde von Westwind? Oder behaupten das lediglich andere Menschen, weil sie die Präzision und die harte Ausbildung nicht richtig einschätzen, die diese Garde hervorbringt?
    Auf den Äckern und Feldern zwischen den Mauern und dem Fluss ist ein grüner Hauch der neuen Ernte zu sehen, doch Creslin blickt weder auf Häuser noch auf Zäune. Er dreht sich im Sattel um und schaut zurück. Dann begreift er die Verteidigungsanlagen der Stadt. Gewiss gibt es verborgene Schleusen, mit denen das flache Land meilenweit geflutet werden kann.
    Endlich erreichen sie die eigentliche Stadtmauer.
    »Lasst uns in den Goldenen Widder gehen«, meint der Händler. »Morgen haben wir einen langen Tag, und du kannst dort noch viel lernen, Westler.«
    »Lernen?« Es gibt so viel, das Creslin nicht weiß.
    »Derrild will damit sagen, dass der Präfekt zwar ziemlich entfernt ist, doch die Weiber recht freundlich scheinen.«
    »Ja, so freundlich, dass sie am Schluss alles haben, was du besitzt«, erklärt der Händler mürrisch. »Nimm die zweite breite Straße. Den Widder findest du links neben einer Schreinerei, ehe wir den Großen Platz erreichen.«
    Creslin schickt seine Sinne in die leichte Brise, um sich zurechtzufinden.
    Und da ist der Große Platz: Menschenmassen und viele kleine Händler. Doch dahinter sieht er eine Art rötlich-weißen Nebel. Bei der leisesten Berührung mit diesem Nebel verkrampft sich sein Magen. Er schwankt im Sattel.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Er wischt sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Es ist gleich vorbei.« Er fragt sich jedoch, was ihn an dieser Stadt so stört. Diese Frage plagt ihn noch, als er hinter dem Goldenen Widder den Sattel abnimmt.
    Derrild kommt mit mürrischem Ausdruck aus der Herberge. »Ladet die Maultiere ab und verstaut alles im Schrank.«
    Hylin und Creslin tauschen Blicke aus, doch keine Worte. Dann laden sie ab und bringen die Säcke in den mit schwarzem Eisen beschlagenen Schrank aus Roteiche. Der Händler betrachtet den Schrank. »Sie sagen, er sei sicher. Doch stellt den Sack mit der roten Glasur als letzten hinein.«
    »Sollten wir die Säcke nicht lieber mit in die Herberge nehmen?« fragt Hylin.
    »Nein, auf Anordnung des Präfekten ist das verboten. Ich habe es in der Messing-Ziege gegenüber versucht, doch sie sagten dasselbe. In zwei Herbergen ist im letzten Jahr ein Feuer ausgebrochen. Diese Idioten hatten Cammaborke mitgenommen.«
    »Cammaborke?« Creslin versteht nicht.
    »Ja, es ist die Wurzel einer Sumpfpflanze, die in den Marschgebieten im Süden wächst«, erklärt Hylin. »Wenn die Wurzeln trocken sind, brennen sie wie dämonisches Feuer. Jeder, der etwas Verstand besitzt, befördert sie nur in nasser

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