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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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grausam.«
    »Auf dem Dach der Welt hält man Männer für entbehrlich.« Klerris macht eine Pause. »Ich glaube, unser schlafender Freund wird gleich bei uns sein.«
    »Wie lang?« krächzt Creslin, dessen Kehle ausgetrocknet ist.
    »Eine vollen Tag«, antwortet der Schwarze Magier.
    »Durst.« Creslin schluckt.
    Klerris reicht ihm ein Glas Rotbeerensaft, doch im Saft ist noch etwas anderes enthalten. Er schmeckt nicht bitter, nicht süß, aber anders.
    »Was ist da drin?«
    »Ein bisschen Zusatznahrung, wie Heiler sie oft verwenden. Du hast deinem Körper in letzter Zeit etwas zuviel abverlangt – und deinem Verstand ebenfalls«, erklärt Klerris. »Trink das.«
    Langsam trinkt Creslin den Saft aus. Sogleich fühlt er sich besser. »Wann erreichen wir Landende?«
    »Morgen früh, laut Freigr.«
    »Im Augenblick ist Kapitän Freigr ziemlich mürrisch«, erklärt Megaera.
    »Weshalb? Ist es der Regen?« fragt Creslin.
    »Zum Teil. Er hat Todesangst, du könntest sterben, gleichzeitig wünscht er es sich aber. Und er ist wütend auf dich, eben weil er so fühlt«, erklärt Klerris.
    Creslin trinkt noch einen Schluck. »Jetzt fühle ich mich viel besser«, verkündet er. »Aber ich bin schrecklich steif und will mich erst mal waschen.«
    »Schaffst du das?« fragt Megaera.
    »Wahrscheinlich nicht, aber ich habe keine Lust, weiterhin so zu stinken.« Damit verlässt er die Kajüte.
    »Er ist einfach unmöglich!« meint Megaera.
    »Er ist noch jung«, entschuldigt Klerris ihn.
    »Er wird auch unmöglich sein, wenn er älter ist.«
    Klerris sagt nichts und lauscht dem Regen auf Deck.

 
LXVII
     
    D ie Greif gleitet so ruhig auf den Wellen dahin, dass Creslin tatsächlich das Frühstück aus Birnenäpfeln, Brot und Rotbeerensaft genossen hat. Hinter dem Schiff, im Westen, hängen immer noch schwarze Wolken, aber sie folgen der Schaluppe nicht länger.
    Creslin steht an der Reling. Die Luft ist kühl. Klerris gesellt sich zu ihm.
    Megaera steht einige Ellen weiter. Sie hat eine Hand auf die Reling, die andere um die Stahltrosse gelegt, die den Fockmast hält. Sie trägt noch immer die verblichene graue Reisekleidung, die aber ihre roten Haare und die Augen besonders zur Geltung bringt.
    Creslin vermeidet es, sie anzusehen, da sie sonst seine Gefühle spüren würde. Er schaut zum schwankenden Horizont im Westen. »Warum folgen die Wolken uns jetzt nicht mehr? In Sligo und Montgren sind sie einen Achttag geblieben.«
    »Warum findest du den Grund nicht heraus?« schlägt Klerris vor und lächelt.
    »Du machst es mir wirklich nicht leicht!«
    »Das Leben ebenso wenig!« ruft Megaera herüber.
    Creslin beachtet ihre Worte nicht und stimmt seine Sinne voll und ganz auf den Wind ein, ist sich seiner vollkommen bewusst. Er steht auf dem sanft wogenden Deck der Greif und fliegt gleichzeitig am Himmel über dem Schiff. Zum ersten Mal betrachtet er den Wind selbst, nicht den Boden oder entfernte Landschaften; er sieht nicht mit seinen Augen, sondern mit seinen Sinnen, er fühlt die Richtungsänderungen und Wirbel, die Wärme und Kälte, das Aufbrausen und Abflauen und – weit über ihm – die kalten Luftströme, tagein, tagaus über das Dach der Welt wehen.
    Wie lange ist er schon von zu Hause fort, wie lange schwebt er schon zwischen zwei Orten, fühlt sich hin- und hergerissen? Er weiß es nicht; er weiß nur, dass stellenweise das Blau zwischen den Wolken über ihm leuchtet, wenn er mit beiden Beinen und wachsamen Sinnen auf dem Deck steht.
    »Sie sind blockiert«, erklärt er, doch Klerris und Megaera stehen nicht mehr neben ihm, sondern sind zum Bug hinübergegangen, wo sie einen Delphin beobachten, der mit der Schaluppe um die Wette schwimmt.
    Mit einem Seufzer stakst der silberhaarige Mann zu ihnen hinüber.
    »Ist sie nicht wunderschön?« Megaera lächelt, als ein Delphin in hohem Bogen aus dem Wasser schnellt und wieder in die grüne Tiefe taucht.
    »War das ein Weibchen?«
    »Wer weiß das schon«, meint Klerris.
    »Es war ein Weibchen«, erklärt Megaera. »Ich habe ihren Geist gefühlt.«
    »Dann muss es ein Weibchen gewesen sein.« Creslin wartet, doch sie schweigt, lächelt aber.
    »Was hast du herausgefunden?« Klerris schaut Creslin an.
    »Die südlichen tiefen Winde sind stärker. Nichts ist stärker als die Luftströme in der Höhe. Irgendwie streichen die südlichen Winde über den Golf … es hat etwas mit den Wüsten auf Recluce zu tun, besonders im südlichen Teil und in den Bergen des Nordens.«
    »Berge

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