Türme Der Dämmerung
als Schwarzer Magier die Menschen an Bord der Greif als wertvoller einschätzen als die auf den Weißen Schiffen?«
»Magier kommen näher!« ruft der Ausguck.
»Creslin, diese Frage vermag ich nicht zu beantworten. Man kann die Leben so vieler Menschen nicht so einfach gegeneinander aufwiegen.«
»Nun denn!« Creslin holt tief Luft und ruft die kalten Winde aus der Höhe herbei. Gleich darauf verlockt er die warmen Winde über dem Wasser zu einem schneller werdenden Tanz.
Megaera sammelt sich. Eine kleine Feuerkugel saust am Focksegel vorbei. Ein zweiter Ball folgt.
Ein Weißes Schiff taucht auf, keine zehn Knoten entfernt.
»Verschleierte Annäherung …«, murmelt Klerris.
»Hart Backbord! Segel!« brüllt Freigr.
Creslin hält sich an der Reling fest.
Schweißperlen bilden sich auf Megaeras Stirn.
Steuerbord vom Bug bildet sich schnell eine dunkle Wolke. Die Wirbelwinde verfestigen sich.
Die Greif erbebt.
Einen Augenblick lang hängt Feuer am Focksegel, doch Klerris bringt die Flammen durch einen Zauberspruch zum Verlöschen.
»Gleich vor uns!«
Megaera sieht, wie sich ein grünschwarzer wirbelnder Wasserturm dem ersten Weißen Schoner nähert.
Der Schoner will die Wasserhose durchschneiden, doch diese ist inzwischen dreimal so hoch, wie der Schoner lang ist.
Der zweite Schoner dreht nach Süden ab, um den Wind zu nutzen. Doch die schwarzgrüne Wasserhose ist schneller.
Wieder saust ein Feuerball durch eine Ecke des Segels der Schaluppe. Das lose Segeltuch flattert, doch keiner bewegt sich. Alle starren wie gebannt auf die Wasserhose, die sich auf den fliehenden Schoner stürzt.
Über Klerris’ Stirn fließt der Schweiß in Strömen. Die Flammen auf dem Segel verlöschen, nur ein verkohlter Halbkreis bleibt.
Der Schoner wird von dem dunklen Wasserwirbel emporgetragen und stürzt in die Tiefe.
»Mutter der Dunkelheit!« murmelt Klerris, als er die verstreuten Planken und Segelfetzen auf dem Wasser treiben sieht.
Creslins Augen bleiben leicht verschleiert, als die Greif langsam einen südöstlichen Kurs einschlägt.
Gleich darauf wendet sich die schwarzgrüne Wasserhose nach Nordwest und verfolgt einen weißen Punkt, der bald in dem dunklen Wirbel verschwindet.
Jetzt sieht Creslin wieder scharf. Er beugt sich über die Reling und muss sich übergeben. Dann geben seine Beine unter ihm nach. Klerris fängt ihn auf, ehe er mit dem Kopf auf die Deckplanken schlägt.
»Immer noch muss er übertreiben«, meint Megaera müde.
»Haben wir ihm eine andere Wahl gelassen?« fragt Klerris und legt Creslin über seine Schulter.
Die Seeleute schauen nicht hin, als der Schwarze Magier Creslin in die Kajüte trägt, gefolgt von Megaera.
Freigr betrachtet die umherschwimmenden Wrackteile und Leichen, die hinter der Greif treiben, und schluckt schwer.
LXV
C reslin schreckt hoch. »Nein. Neiiiiin … .«
Rumms! Wieder hat er sich den Kopf gestoßen.
»Idiot«, murmelt Megaera mitleidlos von der unteren Koje. Sie steht auf und schenkt Rotbeerensaft in ein Glas. Sie sieht in der Dunkelheit ebenso gut wie Creslin.
»Idiot? Weshalb?«
»Einfach so, du bist eben einer.« Ihre Stimme klingt eher müde als hart. Sie reicht ihm das Glas, wobei sie Sorge trägt, seine Hand nicht zu berühren.
»Danke.« Er trinkt.
»Wofür? Weil ich dich einen Idioten genannt habe?«
»Nein, für den Saft. Wie spät ist es?«
»Kurz nach Mitternacht. Klerris hat dich wie einen Sack voll Hafer nach unten geschleppt.«
Creslin trinkt noch einen Schluck. Er hört, wie ein Regenguss auf die Deckplanken niederprasselt.
»Wie lange regnet es schon?«
»Seit du die drei Schiffe auseinander gerissen hast.«
Creslin reibt sich die Stirn. »Hier, nimm das Glas.«
»Ich bin doch nicht …« Doch sie nimmt ihm das Glas ab, als sie sieht, wie er schwankt.
Dann streicht sie ihm die Hitze von der Stirn. Sie zuckt zusammen, als sie die Schmerzen spürt, die sie überfallen, als seine Barriere langsam fällt.
Tränen strömen über ihre Wangen. »Warum? Verdammt, teure Schwester! Ich verfluche dich.« Sie reibt sich die Stirn, legt den Umhang um und verlässt die Kajüte, um Klerris in der Kapitänskajüte aufzusuchen.
LXVI
Als Creslin wieder aufwacht, ist es hell in der Kajüte. Er hört Stimmen, öffnet jedoch nicht die Augen und rührt sich auch nicht.
»Er hat keine Idee?« fragt Megaera flüsternd.
Klerris sagt nichts, aber Creslin spürt, wie er den Kopf schüttelt.
»Und ich dachte, meine Schwester sei
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