Türme Der Dämmerung
gesattelt und an Land gebracht werden.«
»Was ist mit unserem Gepäck?« fragt Creslin und überprüft die Schärfe der Klinge aus Westwind, die er sich als Ersatz für die eigene aus der Waffenkammer der Herzogs geholt hat.
»Auch darum kümmert er sich, sowie um so viel Proviant, wie wir entbehren können – auf seinen Vorschlag hin.« Er nickt dem Schwarzen Magier zu. »Gehen wir? Es ist nicht weit.«
»Hmm …«, meint Megaera unentschlossen.
Creslin unterdrückt ein Lächeln.
»Ah, da kommt die Garnison!«
Am Ende der Pier haben zwei Soldaten mit Schwertern Posten bezogen.
»Sie haben noch immer nicht begriffen, dass wir niemals etwas von Bedeutung herbringen.« Freigr blickt Megaera an. »Doch diesmal …«
»Ich bezweifle, dass sie mich so ungemein bedeutend finden«, entgegnet die Rothaarige.
»Dann lasst uns gehen«, sagt Freigr.
Der Wind bläst über die Pier und zaust Creslins Haare und Megaeras lange rote Locken.
»Kapitän?« Ein schwarzhaariger Soldat mit spärlichem Bart und fettigen Locken auf der Stirn vertritt ihnen den Weg.
»Wie üblich. Nur – diese Gruppe könnte von Reiz sein«, erklärt Freigr.
»Ja, sogar sehr«, bemerkt der blonde Mann mit den grauen Augen am Ende der Pier. Seine Hand ruht am Schwertgriff.
Freigr grinst ihn an. »Ich wäre vorsichtig, Zarlen. Alle drei sind Magier. Und von Creslin hier ist bekannt, dass er sich zudem mit Klingen ein wenig auskennt.«
Megaera hebt die Hand. Flämmchen tanzen auf ihren Fingerspitzen. Der dunkelhaarige Soldat tritt zurück, der Blonde lächelt. Creslin sagt nichts, als die beiden Soldaten ihnen folgen.
»Wie viele Männer gibt es in der Garnison?« fragt Creslin schließlich, als der Kapitän den sandigen Weg nach oben hinaufgeht.
»Ungefähr vierzig Mann. Es waren mehr, doch der Herzog hat einige nach Montgren zurückberufen.« Der Blonde blickt über die Schulter. »Jetzt sind hauptsächlich noch Quertreiber da.«
Creslin nickt und ist froh, das Schwert auf dem Rücken zu haben.
»Bist du mit der Klinge tatsächlich so gut, wie man sagt?« fragt Freigr.
Creslin überlegt sich eine Antwort. Bei einer diplomatischen Äußerung empört sich sein Magen, deshalb antwortet er so wahrheitsgemäß wie möglich. »Ich bin nicht so gut wie die Besten in Westwind.«
»Gut. Das dürfte reichen. Suche nach einem Vorwand, dein Können unter Beweis zu stellen. Es wird dir für später viel Ärger ersparen.«
Mit großen Schritten geht Freigr auf das düstere Gebäude aus schwarzem Stein zu.
Die weißen Fichtentüren wirken schmucklos und stehen offen. Drinnen warten ein schlaksiger braunhaariger Mann in goldgrüner Uniform, ähnlich der Freigrs, und ein untersetzter dunkelhäutiger Mann. Den Bart des großen Mannes durchziehen bereits weiße Fäden.
Der Kapitän der Greif übergibt dem Schlaksigen die Mappe mit den Dokumenten. »Die letzte Verfügung des Herzogs, Hyel. Sie betrifft … uns alle.«
»Muss wichtig sein, Kapitän, wenn Ihr es eigenhändig überbringt.«
»Ein zweiter Bote wird die gesonderten Mitteilungen bringen.«
»Dann ist es sehr wichtig.« Der untersetzte Mann beugt sich vor, um das Pergament zu lesen.
Die beiden Männer hinter Hyel und seinem Adjutanten – die Soldaten, die an der Pier gewartet haben – wetzen die Stiefel, während Hyel sich langsam durch die Dokumente kämpft.
Creslin mustert in der Zwischenzeit den langen Raum, der das gesamte Erdgeschoß des Gebäudes einnimmt. Die schmalen Fenster haben außen Läden, doch keine Gardinen. Die Deckenbalken sind unbehauen, aus einigen fließt noch Harz.
Megaera betrachtet die vier Männer des Herzogs. Klerris scheint nirgendwohin zu blicken. Und Freigr tritt unruhig auf der Stelle.
»Wirklich feine Dokumente«, bestätigt Hyel. »Das Siegel des Herzogs ist ganz deutlich zu erkennen.«
»Warum hat er jemanden zum Mitregenten bestellt?« fragt der Untersetzte. »Das ist doch nur für uns und ein paar armselige Fischer von Bedeutung.«
»Ganz einfach, Joris.« Hyel grinst. »Dieser junge Magier ist der Sohn der Marschallin von Westwind … du weißt schon, diese weibliche Garde, die die Verbündeten der Magier auffressen. Und diese junge Dame ist die jüngere Schwester der Tyrannin von Sarronnyn und die Kusine des Herzogs. Ich nehme an, der Herzog braucht mehr Hilfe, und eine Mitregentschaft bedeutet nicht die Aufgabe der Insel. Es ist eine Art Tauschgeschäft.« Er lacht.
»Mir gefällt das nicht.« Joris’ dunkelbraune Augen huschen von Creslin
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