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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wenig kosten, Recluce jedoch beschäftigen. Gleichzeitig stellen wir die große Straße fertig und festigen die Weiße Herrschaft. Nach einem Weilchen wird Creslin sterben und Recluce dahinwelken.«
    »Aber die Schwarzen werden scharenweise nach Recluce strömen«, erhebt ein Mitglied des Weißen Rats Einspruch.
    »Was ist mit Nordla und Hamor?«
    »Na und? Wie werden die Schwarzen dorthin gelangen? Das erfordert Jahre, und sie werden ständig schwächer – und wir werden stärker«, erklärt Jenred verächtlich. »Die Menschen in Nordla und Hamor helfen Creslin nur gegen Gold oder Waren, aber er hat kein Gold, und die Insel stellt keinerlei Waren her, die etwas wert wären … falls er genügend Leute hätte, um sie einzusammeln.«
    »Was ist mit den westlichen Königreichen?« »Haben sie ihrem angeblichen Verbündeten, dem Herzog, geholfen? Schicken sie etwa Truppen nach Recluce?«
    »Die Marschallin wird einige senden müssen.« »Na fein. Mehr als eine kleine Abteilung kann sie nicht entbehren, die Tyrannin ebenso wenig. Das schwächt beide, da wir keinerlei Interesse haben, die öde Insel zu besetzen.« Jenred lächelt. »Denkt darüber nach, Freunde, denkt lange nach.«

 
LXX
     
    C reslin und Megaera sind allein – in dem kleinen Raum mit nur einer Liegestatt. Joris hat sich wegen der Kargheit entschuldigt und ist schnell mit Klerris verschwunden, da dieser auf einer anderen Schlafstelle bestand.
    »Du bist nichts anderes als ein von Dämonen getriebener Mörder«, sagt sie anklagend.
    Creslin weicht zurück.
    »Keine Angst, Creslin. Ich wage es nicht, dir ein Leid anzutun, es sei denn, ich wollte sterben. Doch das möchte ich am allerwenigsten, schon um meiner teuren Schwester dieses Vergnügen nicht zu bereiten. Auch nicht meinem lieben Vetter. Und schon gar nicht möchte ich meinem Gatten Schande bereiten.«
    »Was …«
    »Selbstverständlich begreifst du das nicht. Du wurdest in der Legende geboren, und du bist ein Mann. Gib einem Mann viel Macht, und er wird großes Unrecht begehen. Schwert und Sturm. Du hast den armen Mann getötet, obgleich er dich nicht einmal hätte anrühren können.«
    »Du irrst dich.«
    »Du hast ihn herausgefordert, um ihn zu töten. Willst du das etwa bestreiten?«
    »Nein, aber trotzdem irrst du dich.«
    »Ach, dann erkläre mir doch, teurer Gatte, inwiefern du dich von anderen Menschen unterscheidest. Lüg wie jeder Mann.«
    Creslin seufzt.
    »War das ein Seufzer des Bedauerns? Oder einer der Wut?«
    »Hörst du mir jetzt zu, oder hast du dir bereits eine feste Meinung gebildet?«
    »Er ist tot. Das ist doch so, oder?«
    »Megaera!« Creslin lässt den Namen wie Donner von der Zunge rollen. »Wir befinden uns hier in einer Garnison von Gefangenen. Jeder hier hat zumindest einen Menschen getötet. Nicht in der Schlacht, sondern mit kaltem Blut. Der Herzog hat sämtliche Männer, für die noch Rettung bestand, zur Verteidigung Montgrens abgezogen. Zarlen hätte mich weiter gereizt, bis ich ihn getötet hätte – oder er mich. Du hast recht, ich habe ihn herausgefordert, und zwar ganz offen, damit jeder andere Soldat begreift, dass jeglicher Angriff auf mich – oder auch nur der Wunsch danach – zum sofortigen Tod führt.« Creslins Augen gleichen dem Eis vom Dach der Welt.
    »Ich komme aus Westwind und glaube an die Legende. Dennoch töte ich. Es mag dir seltsam scheinen, doch töte ich so wenig wie möglich. Die Legende Rybas verbietet Gewalt und Töten nicht, nur sinnlose Gewalt und Mord. Du scheinst den Unterschied vergessen zu haben. Ferner scheinst du zu vergessen, dass auch ich in gewissem Sinn sterbe, wenn jemand in einem Sturm, den ich heraufbeschworen habe, das Leben verliert. In dieser Hinsicht bin ich selbstsüchtig. Hätte Zarlen mich gezwungen, Winde gegen ihn einzusetzen, würde ich ein weiteres Mal sterben. Ich habe den Tod oft genug gespürt.«
    Megaeras Augen glänzen, und Staub streift ihre Wange. »Tot ist tot.«
    »Ich weiß. Aber ich bin es leid zu reagieren. Hätte ich alles genau durchdacht, hätte es die Hälfte der Zerstörung, die ich mit meiner Ordnungs-Macht herbeigeführt habe, nicht gegeben. Diesmal vermochte ich die gesamte Todeskette zu sehen: Rache, Habgier und Wut.« Er mustert sie durchdringend. »Und ich habe nicht bemerkt, dass du viel getan hast, um diese Gefühle zu schwächen.«
    »Du begreifst es immer noch nicht! Du begreifst weder Frauen noch mich – und auch das Leben nicht!«
    »Ich hole die Pferde und erwarte, dass du hier

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