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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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zuvor hatte Will einen so unfassbar großen Hund gesehen.
    Die Jungen kauerten sich tiefer hinter die Brüstung; ihnen wurde siedend heiß bei dem Gedanken, dass sie nirgendwohin fliehen konnten, falls die Styx in ihre Richtung kamen. Das heisere Hecheln und Schnaufen des Hundes wurde lauter. Will und Cal sahen einander an und fürchteten, dass die Styx jeden Moment über die Brüstung schauen würden. Die beiden Brüder drehten den Kopf und lauschten angestrengt, um auch das geringste Geräusch der näher kommenden Styx aufzuschnappen. Aber außer dem gedämpften Plätschern von strömendem Wasser und dem ununterbrochenen Tröpfeln des Höhlenregens war nichts zu hören.
    Die Blicke der Jungen begegneten einander. Alles deutete darauf hin, dass die Styx verschwunden waren. Aber was sollten sie nun tun? War die Patrouille wirklich weitergezogen oder lagen die Styx auf der Lauer und warteten nur auf sie? Will und Call rührten sich nicht von der Stelle. Nach einer Weile, die ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkam, tippte Will seinem Bruder auf den Arm und deutete nach oben, um ihm anzuzeigen, dass er einen Blick über die Brüstung werfen wollte.
    Cal schüttelte heftig den Kopf; in seinen Augen hinter der leicht beschlagenen Glasscheibe stand die nackte Angst, und sie flehten Will an, zu warten. Doch Will ignorierte seinen Bruder und schob den Kopf ein winziges Stückchen über den Rand der Brüstung. Die Styx waren verschwunden. Will gab Cal ein Zeichen, und sein Bruder richtete sich vorsichtig auf, um sich selbst davon zu überzeugen. Als Cal feststellte, dass die Patrouille tatsächlich weitergezogen war, ließ er Bartleby los, der sofort ein paar Sprünge machte, sich schüttelte und die beiden Jungen vorwurfsvoll ansah.
    Vorsichtig umrundeten sie den Platz und setzten ihren Weg durch eine Gasse fort, die in die entgegengesetzte Richtung der Straße führte, welche die Styx vermutlich genommen hatten. Will fühlte sich inzwischen vollkommen ausgelaugt, und es fiel ihm immer schwerer, Luft zu holen. Seine Lunge machte bei jedem Atemzug ein rasselndes Geräusch wie bei einem Asthmakranken und ein dumpfer Schmerz breitete sich über seinen Brustkorb aus. Er nahm all seine Kraft zusammen und hastete mit seinem Bruder von Schatten zu Schatten, bis die Bebauung endete und die Höhlenwand vor ihnen auftauchte. Ein paar Minuten liefen sie parallel dazu und erreichten schließlich eine gewaltige Steintreppe, die in den Fels gehauen war.
    »Das war verdammt knapp«, schnaufte Will und warf einen Blick über die Schulter.
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete Cal ihm bei, während er die Steintreppe musterte. »Ist das der richtige Weg?«
    »Ich denke schon.« Will zuckte die Achseln. In diesem Moment war es ihm vollkommen egal, ob es sich um die richtige Treppe handelte – er wollte nur einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Styx-Patrouille bringen.
    Der Fuß der Treppe war durch einen umgestürzten Steinpfeiler schwer beschädigt worden, und die beiden Jungen mussten mehrere zerstörte Treppenabschnitte kletternd überwinden. Doch als sie endlich die intakten Stufen erreichten, kamen sie auch nicht viel schneller voran, weil die Steine mit schwarzen Algen bewachsen und so glitschig waren, dass beide mehrfach ausrutschten und fast den Halt verloren.
    Sie kletterten höher und höher, und nach einer Weile hielt Will kurz inne und vergaß einen Moment, wie schlecht er sich fühlte. Der Blick von oben auf die Stadt war atemberaubend, und durch den Dunst entdeckte er ein großes Bauwerk mit einer riesigen Kuppel.
    »Die Kirche da drüben sieht unserer St. Paul’s Cathedral zum Verwechseln ähnlich«, keuchte er und betrachtete das prächtige Kuppeldach in der Ferne. »Die würde ich mir gerne mal aus der Nähe ansehen«, fügte er hinzu, als er wieder zu Atem gekommen war.
    »Du machst Witze«, erwiderte Cal scharf.
    Als sie weiterkletterten, verschwanden die Stufen schließlich in einem zerklüfteten Steinbogen in der Felswand. Will drehte sich um, um noch einen letzten Blick auf die smaragdgrüne Ewige Stadt zu werfen. Doch dabei rutschte sein Fuß von der Kante der Steinstufe, und er taumelte vorwärts in Richtung der darunter liegenden Stufe. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er dem senkrechten Abgrund entgegen und fürchtete, in die gähnende Tiefe zu stürzen. Erschrocken stieß er einen unterdrückten Schrei aus und klammerte sich fieberhaft an die schwarzen Ranken an der Höhlenwand, die

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