Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
während er tief im Schatten der Hecke zwischen Garten und Gemeindeland kauerte.
    Chester schnaufte vor Anstrengung, als er die schwer beladene Schubkarre in Bewegung setzte und vorsichtig zwischen den Bäumen und Sträuchern hin und her lavierte. Sobald er offenes Gelände erreicht hatte, schwenkte er nach rechts in Richtung des Grabens, der ihnen als Schuttabladeplatz diente. Die Hügel aus frischer Erde und Steinen, die dort bereits lagen, ließen Will darauf schließen, dass auch sein Vater dieses Gelände für denselben Zweck genutzt hatte.
    Während Will sorgfältig nach Passanten Ausschau hielt, leerte Chester rasch die Schubkarre, wendete sie geschickt und machte sich auf den Rückweg. Will blieb noch einen Moment zurück, um Steine und größere Erdklumpen zu verteilen.
    Nachdem das erledigt war, holte er Chester ein, und gemeinsam liefen sie über den Trampelpfad. Plötzlich begann das Rad der alten Schubkarre laut zu quietschen, als protestiere sie gegen die zahllosen Fahrten, zu denen die Jungen sie zwangen.
    Das Quietschen schnitt durch die friedliche Stille des lauen Sommerabends.
    Erschrocken blieben die beiden stehen und sahen sich vorsichtig um, ob der Lärm vielleicht die Aufmerksamkeit der Anwohner geweckt hatte.
    Während Chester sich mit den Händen auf den Knien abstützte, um wieder zu Atem zu kommen, beugte Will sich zu dem quietschenden Rad hinunter und inspizierte es.
    »Wir müssen das blöde Ding schon wieder ölen.«
    »Ach, wirklich?«, schnaufte Chester sarkastisch.
    »Ich denke, am besten trägst du die Schubkarre bis zum Keller«, erwiderte Will kühl und richtete sich auf.
    »Muss das denn sein?«, stöhnte Chester.
    »Komm schon, ich helf dir«, sagte Will und hob den Vorderteil der Schubkarre an.
    Gemeinsam schleppten sie das schwere Teil keuchend und leise fluchend die restliche Strecke. Als sie den Garten erreichten, verstummten sie erneut und trugen die Karre schweigend die schmale Rampe zur Kellertür hinunter.
    »Ich schätze, jetzt bin ich wieder dran«, stöhnte Will, nachdem sie erschöpft auf den Betonboden des Kellers gesunken waren. Chester reagierte nicht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Will.
    Chester nickte matt und warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich muss nach Hause.«
    »Okay«, sagte Will, während Chester langsam aufstand und seine Sachen zusammensuchte. Obwohl Will kein Wort darüber verlor, war er doch sehr erleichtert, dass Chester für den heutigen Tag genug hatte. Nach den anstrengenden Grabungsarbeiten und dem Entsorgen des Schutts waren sie beide derart müde, dass Chester vor Erschöpfung fast ein wenig unsicher auf den Beinen stand.
    »Morgen gleiche Uhrzeit, gleiche Stelle?«, fragte Will, dehnte die Finger und reckte sich, um das steife Gefühl aus den Schultern zu vertreiben.
    »Okay«, bestätigte Chester krächzend und verließ den Keller durch die Gartentür, ohne sich noch einmal nach Will umzusehen.
     
    Jeden Abend nach der Schule vollzog sich von nun an dasselbe Ritual: Will öffnete sehr vorsichtig und ohne jedes Geräusch die Gartentür und ließ Chester herein. Dann zogen sie sich um und arbeiteten zwei bis drei Stunden am Stück. Die Grabungsarbeiten gingen nur mühsam und langsam voran, nicht nur wegen der Enge im Tunnel und der Tatsache, dass sie leise sein mussten, damit niemand im Haus sie hörte. Hinzu kam auch noch, dass sie den Abraum nur im Schutz der Dunkelheit auf dem Gemeindeland deponieren konnten. Am Ende eines jeden Abends, wenn Chester schon gegangen war, sorgte Will schließlich noch dafür, dass das Bücherregal wieder an Ort und Stelle stand und der Boden gewischt war, bevor er nach oben ging.
    An diesem Abend wartete allerdings eine zusätzliche Aufgabe auf ihn. Während er die Achse des quietschenden Rades ölte, fragte er sich nicht zum ersten Mal, wie lange sie wohl noch bis zum Ende des Tunnels brauchten und ob dort überhaupt irgendetwas Nennenswertes zu finden war. Allmählich machte er sich Sorgen, dass ihnen das Material ausging. Ohne die Unterstützung seines Vaters, der früher immer für Nachschub gesorgt hatte, war Will gezwungen gewesen, möglichst viele Stützen und Streben aus dem Vierzig-Krater-Tunnel herauszunehmen. Das hatte dazu geführt, dass mit jedem Meter, den sie den Stollen unter dem Haus vorantrieben, die Einsturzgefahr des anderen Tunnels zunahm.
    Als Will einige Zeit später mit hängenden Schultern am Küchentisch saß und wieder einmal eine Mahlzeit verputzte, die kalt geworden war, tauchte

Weitere Kostenlose Bücher