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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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der merkwürdig altmodischen Geschäfte an, bis sie schließlich einen Punkt erreichten, an dem sich die Straße aufteilte und in drei verschiedene Tunnel mündete. Der mittlere Weg führte mit einem beachtlichen Gefälle tiefer in die Erde.
    »Okay, das war’s dann«, sagte Chester resolut. »Hier kehren wir um. Ich hab keine Lust, mich hier unten zu verirren.« Sein Instinkt schrie ihm förmlich zu, dass sie sofort verschwinden sollten.
    »Von mir aus«, stimmte Will widerwillig zu, »aber …«
    Er wollte gerade einen Schritt vom Bürgersteig auf die Straße machen, als ein ohrenbetäubendes Quietschen von Eisen auf Kopfsteinpflaster ertönte. Wie ein greller Blitz schossen vier weiße Pferde schnaubend und mit Funken sprühenden Hufen auf ihn zu, gefolgt von einer unheilvollen schwarzen Kutsche. Will blieb keine Zeit zu reagieren – doch im gleichen Moment wurden sie beide von hinten gepackt und in die Luft gewirbelt.
    Ein einzelner Mann hielt sie mit riesigen, schwieligen Händen hoch, sodass sie hilflos mit den Füßen strampelten. »Eindringlinge!«, rief der Mann mit heiserer, feindseliger Stimme, während er Will und Chester zu sich umdrehte und angewidert musterte. Will versuchte, seinen Spaten hochzureißen, um den Angreifer abzuwehren, doch das Werkzeug wurde ihm aus der Hand gerungen.
    Der Mann trug einen lächerlich kleinen Helm und eine dunkelblaue Uniform aus einem groben Stoff, der bei jeder Bewegung raschelte. Neben einer Reihe matt glänzender Knöpfe entdeckte Will auch einen fünfzackigen Stern aus orangegoldenem Material, der auf seinen Mantel gestickt war. Ihr massiger, missgelaunter Bezwinger gehörte eindeutig einer Art Polizei an.
    Chester sah zu Will hinüber und formte mit den Lippen nur ein Wort: »Hilfe!« Im eisernen Griff des Mannes versagte seine Stimme ihm den Dienst.
    »Wir haben euch bereits erwartet«, polterte der Mann.
    »Was?« Will starrte ihn verständnislos an.
    »Dein Vater meinte, dass du schon bald hier auftauchen würdest.«
    »Mein Vater? Wo ist mein Vater? Was haben Sie mit ihm gemacht? Lassen Sie mich runter!« Um sich tretend, versuchte Will, sich aus dem Griff zu winden.
    »Hör auf zu zappeln, das ist zwecklos.« Der Mann hielt den sich windenden Jungen noch höher in die Luft und schnupperte an ihm. »Übergrundler. Ekelhaft!«
    Will schnupperte zurück. »Sie riechen auch nicht gerade nach Veilchen!«
    Der Mann warf Will einen vernichtenden Blick zu, dann hielt er sich Chester vor die Nase und schnupperte auch an ihm. Aus schierer Verzweiflung versuchte Chester, dem Mann einen Kopfstoß zu verpassen. Ruckartig zog dieser das Gesicht zurück, aber mit einer wild ausholenden Armbewegung gelang es Chester, ihm den Helm vom Kopf zu fegen. Darunter kam ein blasser Schädel mit dünnen weißen Haarbüscheln zum Vorschein.
    Wütend schüttelte der Mann Chester am Kragen; dann knurrte er böse und stieß die beiden Jungen mit den Köpfen zusammen. Obwohl ihre Grubenhelme sie vor einer Verletzung schützten, waren Will und Chester von dieser Brutalität derart geschockt, dass sie jeden weiteren Gedanken an Widerstand sofort aufgaben.
    »Jetzt reicht’s!«, brüllte der Mann, und die benommenen Jungen hörten hinter sich einen Chor bitteren Gelächters. Erst in diesem Moment wurde ihnen bewusst, dass sie von weiteren Männern umgeben waren, die sie aus blassen, unfreundlichen Augen anstarrten.
    »Ihr glaubt wohl, ihr könnt einfach hier runterkommen und ungestraft in unsere Häuser einbrechen?«, knurrte der Mann und schwang sie in Richtung des mittleren Tunnels, der steil nach unten führte.
    »Ab in den Knast mit euch«, höhnte jemand hinter ihnen.
    Ohne Umschweife wurden Will und Chester durch die Straßen gezerrt, die sich nun mit Leuten füllten, welche aus Häusern und Gassen herbeiströmten, um die unglückseligen Fremden zu begaffen. Jedes Mal, wenn die beiden Jungen strauchelten und den Halt verloren, wurden sie von dem riesigen Polizisten brutal hochgerissen und wieder auf die Beine gestellt. Es schien, als übertrieb er bewusst, um für das Publikum eine Riesenshow abzuziehen: Er hatte die Situation vollkommen im Griff.
    In ihrer Panik und Verwirrung sahen Will und Chester sich fieberhaft um, in der Hoffnung, sie würden eine Fluchtmöglichkeit entdecken oder jemand käme ihnen vielleicht zu Hilfe. Doch diese Hoffnung war vergebens, und der Schock über den Ernst ihrer Lage ließ sie leichenblass erstarren. Mit jedem Schritt wurden sie tiefer in das

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