Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
der Polizist den anderen Gegenständen auf dem Tresen und inspizierte sie systematisch. Während er den Kompass nur kurz untersuchte, beschäftigte er sich eingehend mit dem Schweizer Offiziersmesser, klappte sämtliche Klingen und Werkzeuge aus und betätigte mit seinen dicken Fingern die kleine Schere, ehe er das Messer schließlich beiseitelegte. Gedankenverloren ließ er eine der aufgewickelten Paketkordeln über den Tresen hin und her rollen, während er mit der anderen Hand die zerknitterte geologische Karte aus Wills Rucksack aufschlug. Er warf einen flüchtigen Blick darauf, beugte sich vor, schnupperte an der Karte und verzog angewidert das Gesicht. Dann wandte er sich dem Fotoapparat zu.
    »Hm«, murmelte er nachdenklich und drehte die Kamera in seinen bananenartigen Fingern, um sie aus unterschiedlichen Winkeln zu betrachten.
    »Die gehört mir«, sagte Will.
    Der leitende Beamte ignorierte ihn, legte die Kamera beiseite, nahm einen Federhalter und tauchte ihn in das Tintenfässchen auf dem Tresen. Mit gezücktem Schreibgerät beugte er sich über das aufgeschlagene Wachbuch und räusperte sich.
    »NAME!«, blaffte er und warf Chester einen Blick zu.
    »Äh … Chester … Chester Rawls«, stotterte der Junge.
    Der Beamte trug den Namen in das Buch ein. Das Kratzen der Feder auf dem Papier war das einzige Geräusch im Raum, und plötzlich fühlte Will sich schrecklich hilflos – als würde der Eintrag in das Wachbuch einen unumkehrbaren Prozess in Gang setzen, dessen Auswirkungen weit über seinen Verstand gingen.
    »UND DU?«, schnauzte der Beamte Will an.
    »Der da hat mir gesagt, mein Vater sei hier«, entgegnete Will und zeigte mit dem Finger tapfer in Richtung des anderen Beamten. »Wo ist mein Vater? Ich will ihn sofort sehen!«
    Der leitende Beamte schaute zu seinem Kollegen hinüber und dann wieder zu Will. »Du wirst hier niemanden zu sehen bekommen, wenn du nicht tust, was man dir sagt.« Erneut warf er seinem Untergebenen einen Blick zu und runzelte missbilligend die Stirn. Der Mann schaute zur Seite und trat beklommen von einem Fuß auf den anderen.
    »NAME!«
    »Will Burrows«, erwiderte Will gedehnt.
    Der leitende Beamte nahm die Papierrolle und studierte sie erneut. »Das ist nicht der Name, der hier steht«, sagte er, schüttelte den Kopf und fixierte Will mit seinen stählernen Augen.
    »Ist mir egal, was da steht. Ich kenne meinen Namen.«
    Plötzlich entstand eine unheimliche Stille, während der Beamte Will weiterhin anstarrte. Dann schlug er das Wachbuch mit einem lauten Knall zu, sodass eine Staubwolke von der Oberfläche des Tresens aufstieg.
    »AB IN DIE ZELLE MIT IHNEN!«, brüllte er, außer sich vor Wut.
    Die beiden Jungen wurden hochgerissen und durch eine große Eichentür am anderen Ende des Eingangsbereichs geschoben, während im Hintergrund erneut ein Zischen ertönte, gefolgt von einem dumpfen Geräusch – ein weiterer Rohrpostbrief war eingetroffen.
    Der Verbindungsgang zum Zellentrakt war etwa zwanzig Meter lang und nur von einer einzelnen Leuchtkugel am hinteren Ende schwach beleuchtet; darunter stand ein kleiner Holztisch mit einem Stuhl. Auf der rechten Seite erstreckte sich eine unverputzte Mauer und an der gegenüberliegenden Wand waren vier matt glänzende Eisentüren in das massive Mauerwerk eingelassen. Die beiden Jungen wurden bis zur letzten Tür geschoben, auf der in römischen Ziffern die Zahl Vier stand.
    Der ältere Polizist öffnete die Tür mit einem der vielen Schlüssel an seinem Schlüsselbund und zog sie auf. Lautlos schwang die Tür in ihren gut gefetteten Angeln bis zur Wand. Der Polizist trat beiseite, warf den Jungen einen Blick zu und bedeutete ihnen mit einem Kopfnicken, in die Zelle zu gehen. Als Will und Chester unentschlossen an der Schwelle stehen blieben, verlor er die Geduld, stieß sie mit seinen großen Händen hinein und warf die Tür mit einem Knall zu.
    In der Arrestzelle hallte das Dröhnen der Tür unerträglich von den Mauern zurück, und den beiden Jungen wurde ganz mulmig zumute, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Als sie versuchten, das Innere der dunklen, feuchten Zelle tastend zu erkunden, stieß Chester einen Metalleimer um, der mit lautem Poltern über den Boden rollte. Schließlich entdeckten sie, dass sich an der Wand gegenüber der Zellentür ein etwa ein Meter breiter Vorsprung befand, und ließen sich schweigend darauf nieder. Sie spürten die raue, klamme Oberfläche unter ihren Händen, während sich ihre

Weitere Kostenlose Bücher