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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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und blinzelte durch die schmale Lücke. Sprachlos vor Erstaunen starrte er auf die Szenerie: Ein knisterndes Feuer brannte in einem offenen Kamin, und darüber thronten auf einem dunklen Sims verschiedene Glasskulpturen. Im Schein der tanzenden Flammen zeichneten sich die Konturen mehrerer Sessel und eines Sofas ab und an den Wänden hingen viele gerahmte Bilder unterschiedlicher Größe.
    »Nun sag schon, was siehst du?«, drängte Chester nervös und schaute sich alle paar Sekunden um, während Will das Gesicht an die schmutzige Fensterscheibe presste.
    »Das glaubst du nicht!«, erwiderte Will und rückte beiseite, damit sein Freund selbst einen Blick hineinwerfen konnte. Neugierig drückte Chester seine Nase gegen das Glas.
    »Wow! Ein richtiges Zimmer!« Er drehte sich zu Will um, musste aber feststellen, dass dieser bereits weitergegangen war. An der Ecke des Gebäudes blieb er stehen.
    »He! Warte auf mich«, zischte Chester, von der Angst erfüllt, allein zurückzubleiben.
    Zwischen dem Sandsteingebäude und dem nächsten Haus verlief eine schmale Gasse, die zur Höhlenwand führte. Vorsichtig streckte Will den Kopf um die Ecke. Als er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, gab er Chester ein Zeichen, zum nächsten Haus vorzurücken.
    »Das Gebäude trägt die Nummer 166«, sagte er, nachdem er die Eingangstür inspiziert hatte, die der des Nachbarhauses zum Verwechseln ähnlich sah. Erneut schlich er sich zum Fenster, konnte aber durch die dunklen Scheiben nichts erkennen.
    »Und, was ist da drin?«, fragte Chester.
    Will hielt einen Finger an die Lippen, zog sich wieder zur Eingangstür zurück und betrachtete sie eingehend. Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Chester kannte diesen Blick und versuchte noch, seinen Freund aufzuhalten: »Will, nicht!«
    Doch es war bereits zu spät. Kaum hatte Will die Tür berührt, schwang diese nach innen auf. Die beiden Jungen warfen sich einen Blick zu und schoben sich dann langsam ins Hausinnere, aufgeregt und ängstlich zugleich.
    Die Eingangshalle war geräumig und warm, und eine Mischung unterschiedlicher Gerüche schlug ihnen entgegen – Kochdünste, Kaminrauch und der typische Duft einer menschlichen Behausung. Das Gebäude besaß einen ganz normalen Aufbau: Etwa auf der Hälfte des Flurs führte eine breite Treppe nach oben, mit Läuferstangen aus Messing am Fuß jeder Stufe. Holzvertäfelungen verkleideten die unteren Wandhälften; darüber waren hell- und dunkelgrün gestreifte Tapeten angebracht. Porträts in kunstvollen mattgoldenen Rahmen schmückten die Wände; die Personen auf den Bildern wirkten kräftig und besaßen breite Schultern und blasse Gesichter. Chester warf einen genaueren Blick auf eines der Bildnisse, als ihm plötzlich ein furchtbarer Gedanke kam.
    »Die sehen genauso aus wie die Männer, die uns verfolgt haben«, stieß er hervor. »Na, großartig! Wir sind in einem Haus, das einem dieser Verrückten gehört … Das ist hier die verdammte Stadt der Verrückten!«, fügte er entsetzt hinzu.
    »Sei mal still!«, zischte Will plötzlich. Chester stand wie angenagelt, während Will den Kopf in Richtung der Treppe drehte. Aber es war nichts zu hören, nichts außer bedrückender Stille.
    »Ich dachte, ich hätte was gehört … hab mich wohl geirrt …«, sagte Will schließlich; dann ging er zu der offenen Tür auf der linken Seite des Flurs und schaute vorsichtig um die Ecke. »Das ist ja der Wahnsinn!« Er konnte sich nicht länger zurückhalten – er musste einfach hineingehen. Und auch Chester war inzwischen von dem Wunsch übermannt, mehr zu erfahren.
    Im Kamin prasselte ein einladendes Feuer, an den Wänden hingen in Messing- und Goldrahmen kleine Bilder und Scherenschnitte. Eines davon fiel Will sofort ins Auge: Martineau House las er auf der Inschrift darunter. Das Ölgemälde zeigte einen beeindruckenden Herrensitz in einer weiten Hügellandschaft.
    Vor dem Kamin standen schwere Polstersessel, deren dunkelroter Bezug matt glänzte. In einer Ecke des Zimmers befand sich ein Esstisch, und auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Musikinstrument, das Will als Cembalo identifizierte. Außer vom Schein des Feuers wurde der Raum von zwei tennisballgroßen Kugeln beleuchtet, die in kunstvollen Fassungen von der Decke hingen. Das Ganze erinnerte Will an ein historisches Museum, in das sein Vater ihn einmal mitgenommen hatte. Während er sich umsah, dachte er darüber nach, dass dieser Raum

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