Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
hervorragend zu der Ausstellung mit dem Titel So wohnten unsere Großeltern gepasst hätte.
    Chester ging vorsichtig zum Esszimmertisch, auf dem zwei schlichte weiße Porzellantassen standen.
    »Da ist ja noch was drin«, sagte er vollkommen verblüfft. »Sieht aus wie Tee!«
    Zögernd berührte er den Rand einer Tasse und schaute dann noch verwirrter zu Will auf.
    »Der Tee ist noch warm. Was geht hier vor? Wo sind all die Leute?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Will. »Das sieht aus wie … wie …«
    In sprachlosem Erstaunen starrten die beiden Jungen einander an.
    »Ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung, wonach das hier aussieht«, gestand Will.
    »Lass uns bloß schnell verschwinden«, sagte Chester, und beide stürzten zur Tür. Als sie den Bürgersteig erreichten, wäre Chester fast über Will gestolpert, weil dieser abrupt stehen geblieben war.
    »Wohin rennen wir eigentlich?«, fragte Will.
    »Äh … zurück zum … äh …«, stammelte Chester verwirrt und versuchte, seine Bedenken in Worte zu fassen. Einen Moment lang verharrten sie unentschlossen im hellen Schein einer Straßenlaterne, doch dann bemerkte Chester zu seiner Bestürzung, dass Will angestrengt in Richtung der Straße schaute, die sich in der Ferne verlor. »Komm schon, Will. Lass uns nach Hause gehen.« Chester erschauerte, während er sich noch einmal umdrehte und zu den Fenstern hinaufblickte. Er war sich sicher, dass jemand im Haus gewesen war. »Dieser Ort ist mir nicht geheuer. Lass uns abhauen.«
    »Nein«, erwiderte Will, ohne seinen Freund auch nur eines Blickes zu würdigen. »Wie wär’s, wenn wir der Straße folgen? Nur ein Stück, um zu sehen, wohin sie führt. Danach können wir ja umkehren. Versprochen!«, sagte er und setzte sich in Bewegung.
    Chester rührte sich nicht von der Stelle und schaute sehnsüchtig über die Straße zu der Metalltür, durch die sie gekommen waren. Doch dann stöhnte er resigniert und folgte Will, der an den Häusern vorbeispazierte. In vielen Fenstern brannte Licht, aber soweit die beiden Jungen es beurteilen konnten, deutete nichts auf irgendwelche Bewohner hin.
    Als sie sich dem letzten Gebäude in der Häuserzeile näherten, wo die Straße einen Bogen nach links machte, blieb Will einen Moment stehen und dachte darüber nach, ob sie weitergehen oder umkehren sollten. Mit vor Verzweiflung piepsiger Stimme plädierte Chester dafür zurückzugehen – genug sei genug. Doch dann hörten sie plötzlich ein Geräusch hinter sich: Es begann wie das Rascheln von Laub, schwoll aber rasch zu einer krächzenden Kakofonie an.
    »Was zum Teufel …?«, stieß Will hervor.
    Plötzlich stürzte ein Schwarm sperlingsgroßer Vögel vom Dach auf sie herab, wie lebendige Leuchtkugelgeschosse. Die beiden Jungen duckten sich instinktiv und hoben die Arme, um ihre Gesichter vor den schneeweißen Vögeln zu schützen, die sie nun umschwirrten.
    Will brach in Gelächter aus. »Vögel! Das sind doch nur Vögel!«, rief er und versuchte, eines der nervösen Geschöpfe zu schnappen, was ihm jedoch nicht gelang. Chester ließ die Arme sinken und begann ebenfalls zu lachen, allerdings ein wenig angespannt, da die Vögel immer noch zwischen ihnen hin und her schossen. Wenige Sekunden später schwangen sich die Tiere in die Höhe und verschwanden hinter einer Biegung der Höhle, genauso schnell, wie sie gekommen waren. Will richtete sich auf und lief ihnen ein paar Schritte nach, hielt dann aber abrupt inne.
    »Geschäfte!«, rief er vollkommen verblüfft.
    »Was?«, fragte Chester.
    Und tatsächlich erstreckte sich entlang der Straße eine Ladenzeile mit kleinen Geschäften. Schweigend gingen die beiden Jungen darauf zu.
    »Das gibt’s doch gar nicht«, murmelte Chester, als sie vor dem ersten Laden stehen blieben, dessen Schaufensterscheiben aus mundgeblasenem Glas waren, wodurch der Anblick der Waren in der Auslage wie durch eine schlecht gefertigte Lupe verzerrt wirkte.
    »Herrenausstatter Jacobson«, las Chester auf dem Ladenschild. Er warf einen Blick durch die Scheibe auf die ausgebreiteten Stoffballen in dem unheimlichen, grün beleuchteten Raum.
    »Ein Lebensmittelgeschäft«, sagte Will, als sie weitergingen.
    »Und das hier muss eine Art Eisenwarenhandlung sein«, stellte Chester fest.
    Will schaute hinauf zur gewölbten Höhlendecke. »Ich glaube, wir befinden uns ziemlich genau unterhalb der High Street.«
    Angespornt von einer unbekümmerten Neugier, setzten die beiden Jungen ihren Weg fort und schauten sich jedes

Weitere Kostenlose Bücher