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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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deponiert hatte; dahinter befand sich eine Art Büro, in dem drei Schreibtische von deckenhohen Aktenschränken umgeben waren. Von diesem Hauptbüro führten mehrere Türen in kleinere Räume, und aus einem der Zimmer drang das hektische Klappern einer mechanischen Schreibmaschine.
    Als Will in die andere Ecke des Raums schaute, wo zahlreiche polierte Messingrohre wie die Triebe eines uralten Weinstocks an den Wänden hochkrochen, ertönte plötzlich ein durchdringendes Pfeifen und Zischen, das in einem dumpfen Geräusch endete. Der Lärm hatte so schlagartig eingesetzt, dass Chester aus seiner Angststarre erwachte, sich aufrichtete und wie ein Kaninchen nervös blinzelte.
    Aus einem Nebenraum tauchte ein weiterer Polizist auf und eilte zu den Messingrohren. Dort warf er einen Blick auf eine Tafel mit antiquierten Ziffernscheiben, von denen zahlreiche verdrillte Kabel spiralförmig zu einer hölzernen Kiste führten. Als Nächstes öffnete er eine Klappe am Ende eines der Messingrohre und holte einen länglichen, zylinderförmigen Behälter von der Größe eines kleinen Nudelholzes daraus hervor. Er schraubte den Deckel der Büchse auf und zog ein zusammengerolltes Stück Papier heraus, das knisterte, als er es glatt strich und las.
    »Die Styx sind auf dem Weg«, sagte er barsch. Dann ging er zum Tresen und schlug ein großes Wachbuch auf, ohne die Jungen eines Blickes zu würdigen. Auch er trug einen orangegoldenen Stern auf seiner Uniformjacke. Obwohl sein Erscheinungsbild dem des anderen Polizisten ähnelte, wirkte er deutlich jünger, und sein Kopf war vollständig mit kurz geschorenen weißen Haaren bedeckt.
    »Chester«, flüsterte Will. Als sein Freund nicht reagierte, beugte er sich zu ihm hinüber, um ihn anzustupsen. In dem Moment sauste blitzartig ein Schlagstock herab und traf seine Finger.
    »Ruhe!«, donnerte der Polizist, der neben ihnen stand.
    »Au!« Will sprang von der Bank auf und ballte die Fäuste. »Du fettes …«, setzte er wütend an. Sein ganzer Körper zitterte, während er sich mühsam zu beherrschen versuchte. Chester beugte sich zur Seite und packte ihn am Arm.
    »Sei still, Will!«
    Verärgert schüttelte Will die Hand seines Freundes ab und starrte dem Polizisten in die kalten Augen. »Ich will wissen, warum wir festgehalten werden«, sagte er fordernd.
    Einen schrecklichen Moment lang dachten sie, das Gesicht des Mannes würde explodieren, da dieser feuerrot anlief. Doch dann hoben sich seine mächtigen Schultern, und ein tiefes, heiseres Lachen stieg aus seiner Kehle auf, das lauter und lauter wurde. Will warf Chester einen kurzen Blick zu, der den Polizisten mit wachsender Sorge musterte.
    »GENUG!« Die Stimme des Mannes hinter dem Tresen knallte wie eine Peitsche, als er von seinem Wachbuch aufschaute und den wiehernden Polizisten ansah, der schlagartig verstummte. »DU DA!« Der Mann starrte Will finster an. »HINSETZEN!« Aus seiner Stimme klang eine derartige Autorität, dass Will keine Sekunde zögerte und sich sofort wieder neben Chester hockte. »Ich bin hier der leitende Beamte«, fuhr der Mann fort und blähte die breite Brust. »Meinen Untergebenen kennt ihr ja bereits.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Polizisten, der neben ihnen stand.
    Der leitende Beamte warf einen Blick auf die Papierrolle aus der Rohrpostbüchse. »Hiermit werdet ihr gemäß Paragraf zwölf, Absatz Zwei des unbefugten Betretens dieses Bezirks angeklagt«, verlas er mit monotoner Stimme.
    »Aber …«, setzte Will schüchtern an.
    Der leitende Beamte ignorierte ihn und fuhr fort: »Des Weiteren habt ihr ungefragt fremdes Eigentum betreten, mit der Absicht des Diebstahls – ein Verstoß gegen Paragraf sechs, Absatz sechs.« Er schaute die beiden Jungen an. »Habt ihr diese Anklagepunkte verstanden?«, fragte er.
    Will und Chester tauschten einen verwirrten Blick, und Will wollte gerade antworten, als der leitende Beamte ihm das Wort abschnitt.
    »Na, was haben wir denn hier?«, sagte er, öffnete die Rucksäcke der Jungen und leerte ihren Inhalt auf den Tresen. Als Erstes nahm er die in Folie gewickelten Sandwiches, die Will vorbereitet hatte, und schnupperte kurz daran, ohne sich jedoch die Mühe zu machen, sie auszupacken. »Ah, Schweinefleisch«, sagte er, mit dem Anflug eines Lächelns. An der Art und Weise, wie er sich kurz mit der Zunge über die Lippen fuhr und das Päckchen beiseiteschob, erkannte Will, dass er seinen Proviant wohl nicht mehr wiedersehen würde.
    Dann widmete sich

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