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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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rief Will ihm über die Schulter zu. In der seltsamen Umgebung klang seine Stimme leise und gedämpft.
    »Glaub schon. Ich fühl mich, als hätte mich ein Kricketball getroffen.« Chester richtete sich auf, streckte den Kopf und rieb sich den Nacken, um den Schmerz zu lindern. Als er den Kopf wieder nach vorne neigte, bemerkte er plötzlich etwas.
    »He, Will, das solltest du dir mal ansehen.«
    »Was ist los?«
    »Sieht ganz so aus, als ob hier jemand eingebrochen wäre«, erwiderte Chester nervös.

9
    Ein kleines Feuer tanzte auf den dünnen Holzscheiten und erfüllte die Erdhöhle mit flackerndem Licht. Sarah drehte einen improvisierten Spieß über den Flammen, auf dem zwei kleine Tierkörper steckten. Der Anblick und der Duft des langsam grillenden Fleischs machte ihr bewusst, wie hungrig sie war. Der Kater fühlte offensichtlich das Gleiche – den milchweißen Speichelfäden nach zu urteilen, die auf beiden Seiten von seinem Maul herabbaumelten.
    »Übrigens: gute Arbeit«, sagte Sarah mit einem Blick auf ihren Weggefährten, den sie nicht erst hatte ermuntern müssen, die Höhle zu verlassen und Nahrung für sie beide zu besorgen. Tatsächlich schien der Kater sogar erleichtert gewesen, dass er endlich wieder das tun konnte, wozu man ihn in der Kolonie abgerichtet hatte. Dort hatte es zu seinen Aufgaben als Jäger gehört, Schädlinge zu jagen, vor allem Blindratten, die in der unterirdischen Siedlung als besondere Delikatesse galten.
    Während sie nebeneinander in den Sesseln saßen, hatte Sarah im Schein des Feuers Gelegenheit gehabt, den Kater genauer zu betrachten. Seine kahle Haut, die aussah wie ein alter, leicht schlaffer Luftballon, war übersät mit Narben und Striemen, von denen einige am Hals lila leuchteten und eindeutig noch ziemlich frisch waren.
    Außerdem prangte auf der Schulter des Tiers eine besonders übel aussehende tiefe Wunde mit nässenden Eiterstippen, die dem Kater offensichtlich sehr zu schaffen machte, denn er versuchte ständig, sie mit der Pfote zu säubern. Sarah wusste, dass sie sich bald um diese Verletzung kümmern musste, weil sie sich ziemlich stark entzündet hatte … falls sie das Tier am Leben erhalten wollte – eine Entscheidung, die sie bisher noch nicht getroffen hatte. Aber sie spürte, dass sie ihn nicht einfach im Stich lassen konnte, zumal die Möglichkeit bestand, dass er eine Art Verbindung zu ihrer Familie bildete.
    »Also, wem hast du nun wirklich gehört? Cal oder meinem … meinem … Mann?« ,fragte sie, wobei es ihr schwerfiel, das Wort auszusprechen. Behutsam kraulte sie die Wange des Katers, der wie gebannt die aufgespießten Tierkörper anstarrte. Der Kater trug weder ein Halsband noch sonst irgendeine Erkennungsmarke, doch das überraschte Sarah nicht im Geringsten. In der Kolonie war so etwas nicht üblich. Dort erwartete man von den Tieren, dass sie sich bei der Jagd auch durch enge Bauten und niedrige Durchgänge zwängten – und ein Halsband wäre dabei nur hinderlich gewesen, weil es sich irgendwo hätte verfangen können.
    Sarah hustete und rieb sich die Augen. Das Entzünden eines Feuers in dieser unterirdischen Höhle stellte keine gänzlich befriedigende Lösung dar: Das ohnehin zu feuchte Anmachholz musste mithilfe eines Sockels, den sie aus einem Haufen Steine gebaut hatte, vom nassen Boden mit den zahlreichen Pfützen ferngehalten werden. Und da der Rauch nicht nach oben abziehen konnte, füllte er den Raum zunehmend mit dichten Schwaden, die Sarahs Augen tränen ließen.
    Zu allem Überfluss musste sie darauf vertrauen, dass sie so weit von der Straße entfernt waren, dass niemand den Grillgeruch bemerken konnte. Sarah warf einen Blick auf die Uhr. Seit dem Vorfall mit den beiden Polizisten waren fast vierundzwanzig Stunden vergangen, und es war relativ unwahrscheinlich, dass sich eine eventuelle Fahndungsaktion bis hin zum Ödland über ihr erstreckte. Die Polizei würde ihre Suche auf die unmittelbare Umgebung des Tatorts und das angrenzende Gemeindeland beschränken.
    Nein, es erschien ihr nicht sehr wahrscheinlich, dass man sie hier aufspüren würde – zumindest besaß keiner der Polizeibeamten einen solch fein entwickelten Geruchssinn wie die meisten Kolonisten. Ihr wurde bewusst, wie erstaunlich sicher sie sich in dieser Höhle fühlte – und sie ahnte, dass dies sicherlich nicht zuletzt mit der Tatsache zusammenhing, dass sie sich wieder unter der Erde befand. Diese Höhle war fast wie ein zweites Zuhause.
    Sie holte ihr

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