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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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vollem Mund.
    Vorsichtig zog Will das Buch zwischen den anderen Wälzern hervor und schlug es auf. Winzige Papierfragmente wehten ihm ins Gesicht, während die restlichen Seiten zu Staub zerfielen und vor ihm auf den Boden rieselten.
    »Verdammt!«, murmelte er und hielt enttäuscht den leeren Bucheinband hoch. »Was für eine Schande … das muss an der Hitze liegen.«
    »Hattest dich wohl schon auf eine anständige Lektüre gefreut, was?«, kicherte Chester, warf das Apfelgehäuse über die Schulter und wühlte im Rucksack nach weiterer Nahrung.
    »Haha. Wirklich sehr lustig«, schnaubte Will.
    »Komm, lass uns endlich den Rest des Hauses überprüfen, okay?«, drängte Cal ungeduldig.
    Gemeinsam marschierten die beiden Brüder ins Obergeschoss. Unter all den leeren Zimmern stieß Cal schließlich auf einen kleinen Waschraum. Aus einer der gefliesten Wände ragte ein vollkommen verkalkter Wasserhahn; darunter stand eine alte Kupferschüssel, die in ein Holzgestell eingelassen war. Als der Junge den Bedienungshebel auf dem Hahn neugierig nach hinten drückte, ertönte ein leises Zischen und dann, nach ein paar Sekunden, ein mörderisch lautes Klopfgeräusch, das förmlich aus den Mauern zu kommen schien …
    Als der Lärm anhielt und sich in ein tiefes, unheimliches Heulen verwandelte, rannte Will aus dem Zimmer, das er gerade erkundete, und sprintete den langen Flur hinunter, der zum Treppenaufgang zurückführte. Hektisch warf er einen Blick über das Geländer hinunter in die Eingangshalle und stürzte dann in den Gang, den Cal hatte überprüfen wollen. Wieder und wieder rief er den Namen seines Bruders und steckte den Kopf durch jede Tür, bis er endlich den letzten Raum am Ende des Flurs erreichte und seinen Bruder fand.
    »Was ist los? Was hast du gemacht?«, herrschte Will ihn an.
    Cal reagierte nicht. Er starrte wie gebannt auf den Wasserhahn. Plötzlich sickerte eine schwarze, zähe Flüssigkeit aus dem Rohr, und dann erstarb das Heulen schlagartig. Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts, doch schließlich strömte in einem breiten Schwall klares Wasser heraus – zur großen Überraschung und Freude der beiden Jungen.
    »Meinst du, wir können es gefahrlos trinken?«, fragte Will.
    Sofort hielt Cal den Mund unter den Strahl, um das Wasser zu testen.
    »Hm, klasse. Alles in Ordnung. Das Wasser muss aus einer Quelle stammen.«
    »Na, wenigstens haben wir damit das Problem unserer Wasserversorgung gelöst«, gratulierte Will seinem Bruder.
     
    Nachdem Chester sich mit Obst vollgestopft hatte, war er auf dem Tisch in der Bibliothek eingeschlafen und wachte erst nach mehreren Stunden auf. Will erzählte ihm von ihrer Entdeckung, worauf hin Chester aus dem Raum marschierte, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, und eine ganze Weile verschwunden blieb.
    Als er schließlich zu den beiden anderen Jungen zurückkehrte, war die Haut in seinem Gesicht und am Hals stark gerötet und fleckig. Offensichtlich hatte er versucht, den tief sitzenden Schmutz aus den Poren zu nibbeln, und damit seinen Ausschlag verschlimmert. Außerdem waren seine Haare ganz feucht und nach hinten gekämmt. Die Art und Weise, wie er nun aussah – so sauber geschrubbt –, erinnerte Will daran, wie sie früher einmal gewesen waren. Der Anblick seines Freundes weckte Erinnerungen an weniger schwierige Zeiten, ehe sie auf die Kolonie gestoßen waren – an ihr altes Leben in Highfield.
    »Schon viel besser«, murmelte Chester verlegen und wich den Blicken der beiden Brüder aus. Cal, der auf dem Boden geschlafen hatte, setzte sich benommen auf und musterte Chester teils verschlafen und teils belustigt.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte er und grinste ironisch.
    »Hast du dich kürzlich mal selbst gerochen?«, konterte Chester.
    »Nein.«
    »Aber ich«, sagte Chester und rümpfte die Nase. »Und das war nicht sehr angenehm!«
    »Also ich finde das eine prima Idee«, warf Will sofort ein, um Chester weitere peinliche Fragen zu ersparen. Doch sein Freund schien sich an Cals Bemerkungen überhaupt nicht zu stören – er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Spitze seines kleinen Fingers zu inspizieren, mit der er sich eifrig im Ohr gebohrt hatte.
    »Ich werd mich ebenfalls mal waschen gehen«, verkündete Will, als Chester sich seinem anderen Ohr widmete und mit dem Finger darin herumstocherte. Will schüttelte den Kopf und wühlte in seinem Rucksack, auf der Suche nach sauberer Kleidung.
    Nachdem er ein paar frische Sachen

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